Lost in Space Staffel 2

Serienkritik: Lost in Space Staffel 2

Mit „Lost in Space Staffel 2“ haben viele Kritiker gar nicht gerechnet. Denn die Serie, die auf einer alten TV-Serie aus den 60er Jahren beruht, bekam zumindest in den USA nur durchschnittliche Rezensionen. Doch Netflix kümmert sich bekanntermaßen weniger um Kritiken als um Einschaltquoten. Und dort hat die familienfreundliche Sci-Fi-Serie offenbar gut genug funktioniert, um zehn neue Folgen produzieren zu lassen. Die legt Netflix den Fans nun als Weihnachtsgeschenk unter den Baum. Wie gut sind sie?

Die erste Staffel der Serie legte furios los, verlor aber im Lauf der Story immer mehr an Tempo. Kann Lost in Space Staffel 2 das jetzt besser machen? Denn technisch war der Auftakt höchst sehenswert, die Tricks überzeugten. Nur beim Drehbuch war noch ein wenig Luft nach oben. Können die neuen Episoden, die mit den selben Showrunnern wie vorher produziert wurden, ihre Story ein wenig flotter und packender erzählen? Oder versinkt auch die zweite Staffel der Sci-Fi-Serie wieder in erzählerischem Treibsand? Das klärt die Kritik.

Die Kritik zu Lost in Space Staffel eins finden Sie hier.

Lost in Space Staffel 2
Um von der Wasserwelt zu entkommen, brauchen die Robinsons kein Raumschiff, sondern erst ein Segelboot.

Lost in Space Staffel 2: Die Handlung

Am Ende der ersten Staffel strandeten die Robinsons allein auf einer Wasserwelt. Dazu ging auch noch Will Robinsons (Maxwell Jenkins) neuer Freund, der außerirdische Roboter, in den Weiten des Alls verloren. Nun sitzt die Familie um die beiden Eltern Maureen (Molly Parker) und John (Toby Stephens) schon sieben Monate auf der schmalen Insel inmitten scheinbar endloser Wassermassen fest, denn ihr Jupiter-Schiff hat keine Energie mehr. Doch ein Naturphänomen scheint eine Lösung für dieses Problem zu sein.

Dazu müssen die Robinsons und ihre Passagiere, der Soldat Don (Ignacio Sericchio) und die verschlagene Dr. Smith (Parker Posey), allerdings die Jupiter zu einem Segelboot umbauen. Denn die Wirbelstürme, von denen Maureen sich die Aufladung der Schiffsbatterien erhofft, sind weit draußen auf dem Ozean. Und die Probleme sind mit dem erfolgreichen Wassern des Raumschiffes noch lange nicht gelöst. Immer wieder tauchen neue Hürden auf, die die Flucht vom Wasserplaneten stetig unwahrscheinlicher machen …

Lost in Space Staffel 2: Guter Start

Wie es sich für Fortsetzungen gehört, die nichts mehr erklären müssen, geht Lost in Space Staffel 2 deutlich schneller und spannender los als der Auftakt der Serie vor gut einem Jahr. Der Überlebenskampf auf der Wasserwelt ist optisch und dramaturgisch gut gemacht, die Mischung aus actionreichen Gefahrensituationen und Charakter-Entwicklung über Dialoge gut austariert. Dazu bekommen die Charaktere bald alle ihre kleinen oder großen Probleme, an denen sie sich über den Verlauf der Staffel abarbeiten.

Geschickt weben die Autoren typische Geschwistersorgen in den Plot. Wenn beispielsweise Penny (Mina Sundwall) Ihre Fähigkeiten im Vergleich zur toughen Judy und dem brillanten Will für minderwertig hält, ist das für den Zuschauer stets glaubhaft und nachvollziehbar. Besonders die Entwicklung der drei Robinson-Kinder steht nach den Eheproblemen zwischen Maureen und John in Staffel eins diesmal stärker im Fokus. Und das sorgt für immer wieder unterhaltsame, aber auch emotional gelungene Momente in den neuen Episoden.

Lost in Space Staffel 2
Familie Robinson kommt auch in der zweiten Staffel nicht zur Ruhe.

Lost in Space Staffel 2: Alte Fehler

Leider machen die Showrunner aber auch in der neuen Staffel alter Fehler. Sobald weitere Charaktere aus den sieben Kernfiguren auf dem Schiff dazukommen, bremst das Erzähltempo der Serie deutlich ab. Die verdienten Pausen der Helden zwischen zwei Abenteuern füllen die Autoren einfach nicht sonderlich interessant. Zwar gibt es hier und da etwas zu schmunzeln. Etwa wenn Penny und ihr Freund aus Staffel eins im Müll herum kriechen wie einst Luke, Leia, Chewie und Han auf dem Todesstern. Und sich dabei über den ersten Kuss austauschen, den sie vor Monaten teilten.

Aber insgesamt geht der zweiten Staffel nach furiosen ersten drei Folgen danach wieder ein wenig die Luft aus. Was daran liegt, dass die großen Themen der Serie ins Stocken geraten. Dass Will in Folge eins seinen Roboter vermisst, ist verständlich. Dass sich an diesem Plot bis Folge vier aber nicht viel ändert, ist unglücklich. Denn so verliert der Zuschauer irgendwann das Interesse an eigentlich guten Ideen. Dafür treten die Macher ab Folge sieben wieder ordentlich aufs Gas und bescheren dem Publikum ein grandioses Finale – mit fiesem Cliffhanger!.

Bei aller Kritik über den Durchhänger in der Mitte bietet die Serie aber auch in ihrer zweiten Staffel wieder tolle Bilder von fremden Welten, gute Effekte und ordentliche bist gute Schauspieler-Leistungen. Allerdings wird man beim Zusehen das Gefühl nicht los, eine verkappte Horrorserie zu sehen, die sich wegen der Zielgruppe zurückhalten muss. Denn einige der Gefahren, die die Autoren hier heraufbeschwören, würden mit etwas härterer Gangart auch einen guten Stoff für Sci-Fi-Horror in der Tradition von „Alien“ abgeben. Vielleicht sollte Netflix die Lost in Space-Macher mal an Serien wie „Another Life“ oder „Nightflyers“ lassen.

Fazit:

Die eigentlich gelungene Mischung aus der Bedrohung der Folge und länger andauernden Plots kommt auch in Lost in Space Staffel 2 bei der Hälfte wieder aus dem Tritt und geht ein wenig mehr vom Gas, zieht zum Ende aber furios wieder an. Im Vergleich zur ersten Staffel ist die zweite aber schneller, runder und deutlich spannender. Dazu sorgt sie mit typischen Pubertätsproblemen für ein paar witzige, aber auch anrührende Momente. Wer Staffel eins schon mochte, dürfte hier auch wieder zufrieden sein.

Lost in Space Staffel 2 startet am 24. Dezember 2019 bei Netflix.

Gesehen: Zehn von zehn Folgen.

Lost in Space Staffel 2
Dr. Smith kocht erneut ihr eigenes Süppchen und bringt dadurch immer wieder die Robinson-Kinder in Gefahr.