Warner Bros ließ zum Wochenende die Fans der Werke von J.R.R. Tolkien aufhorchen. Der Medienriese gab bekannt, sich die Rechte gesichert zu haben, die erst im vergangenen Jahr an die schwedische Embracer-Gruppe gegangen waren und vorher jahrzehntelang bei der Saul Zaentz-Group gelegen hatten. Im Zuge dessen gab Warner bekannt, an neuen Filmen arbeiten zu wollen und dabei auch Peter Jackson miteinzubeziehen, der alle sechs bislang existierenden Filme umgesetzt hatte. Viele Film-Fans feiern bereits – aber ist diese Meldung tatsächlich ein Grund zur Freude? Was genau bedeutet denn diese Nachricht? Welche neuen Herr der Ringe-Filme könnten kommen? Lauterfilme.de klärt auf.
Hat Warner jetzt neue Rechte?
Streng genommen nein. Warner hat die Rechte, die sie zuvor bei Saul Zaentz gekauft hatten, nun erneut. Das heißt, Warner kann Verfilmungen aus Der Herr der Ringe und Der kleine Hobbit umsetzen. Die Rechte für die Anhänge des Herrn der Ringe als Serie liegen exklusiv bei Amazon, aber als Film dürften die Inhalte auch Warner zur Verfügung stehen mit der neuen Lizenz. Insgesamt hat sich aber an der Freigabe nichts geändert. Die Rechte an wirklich unverfilmtem Material von Tolkien, das die Vorgeschichte seiner Saga erzählt, liegen nach wie vor bei der Tolkien Estate, die auch unter anderem von Enkeln Tolkiens geleitet wird. Und die zumindest bislang nie zum Verlauf standen.
Wer nun also darauf hofft, endlich Dinge wie Valinor, Morgoth, den Krieg des Zorns oder ähnliches auf der Leinwand zu sehen, dürfte enttäuscht sein, die Rechte sind nicht zu haben. Der bereits angekündigte Animationsfilm zeigt aber, wohin die Reise gehen könnte. In „War of the Rohirrim“ wird die Vorgeschichte des Volkes von Rohan anhand ihres legendären Königs Helm Hammerhand erzählt, der gut 300 Jahre vor dem Ringkrieg lebte. Der Film wird aber, ganz ähnlich wie die Serie „Die Ringe der Macht“, auf ein paar Sätzen von Tolkien beruhen, aus denen neue Autoren dann einen ganz Film schreiben. Es bleibt abzuwarten, welche Filmideen die Tolkien Estate Warner dann absegnet, wenn sie zur Vorlage kommen. Denn auch Warner wird keine Klage der Tolkien-Erben riskieren wollen und dementsprechend vorher klären was geht.
Was ist bekannt? Warner gab bislang folgende Informationen heraus:
Wir tauchen tiefer in die Welt von Mittelerde ein. Und besuchen dabei Teile von Tolkiens Welt, die im Kino bislang weitgehend unberührt blieben.
Daraus lässt sich in Sachen neuer Herr der Ringe-Filme nun wahrlich nicht viel herauslesen.
Die wahrscheinlichsten Ideen
Remakes der bereits vorhandenen Filme wird Warner wohl kaum im Sinn haben. Die drei Herr der Ringe-Filme sind Meilensteine der Populärkultur und als solche eigentlich unantastbar. Die Hobbit-Filme noch nicht so lange her, dass ein Remake Erfolg verspricht. Was also können die Fans erwarten? Denkbar wären zum Beispiel die Jugendabenteuer von Aragorn. Der spätere König kämpfte in jungen Jahren sowohl in Rohan als auch in Gondor unter falscher Identität gegen die Feinde der Menschenreiche. Warner könnte auch ein Drama wie den Fall von Khazad-Dum erzählen. Denn die Story, wie die Zwerge aus Gier zu tief gruben und so den Balrog weckten, der daraufhin ihren König erschlug und die Zwerge aus dem Königreich vertrieb, dürfte Warner mit den bestehenden Rechten sicher erzählen.
Vorstellbar wären auch Abenteuer von Gandalf in den Jahren zwischen dem Hobbit und dem Ringkrieg. Doch auch hier liegt wenig Material vor, das von Tolkien stammt. Er hat wohl mit Aragorn gemeinsam nach Gollum gesucht und sich dabei in die Nähe von Mordor gewagt. Ob das Stoff für einen guten Film darstellt, sei aber dahingestellt. Ebenfalls von den Rechten gedeckt sein könnte der Untergang von Arnor, dem Königreich, das Aragorns Vorfahren im Norden Mittelerdes gründeten und das etwa 1000 Jahre vor dem Ringkrieg endgültig unterging. Eine Filmreihe mit der Historie des Dritten Zeitalters wäre zumindest denkbar.
Unwahrscheinlicher, wenn auch nicht völlig unmöglich, wären Fortsetzungen der Handlung nach Der Herr der Ringe. Denn das Buch verrät, dass Aragorn als König von Gondor weiter gegen Orks kämpfte und das Reich vergrößerte. Wer allerdings an eine große Fortsetzung mit neuen bösen Mächten glaubt, wird enttäuscht sein. Denn Tolkien begann zwar eine Geschichte mit dem Arbeitstitel „The New Shadow“, die etwa 100 Jahre nach Aragorns Tod spielt, aber sie blieb als Fragment unvollendet, da Tolkien kein großes Interesse verspürte, sie weiterzuerzählen, er hielt sie für zu düster und nicht ergiebig genug. Das Fragment ist zwar in Buchform erschienen, aber die Rechte sind nicht freigegeben. Und es ist hier auch kaum echte Handlung angelegt, da es sich hauptsächlich um ein Gespräch zwischen zwei Menschen handelt.
Es gibt keine große Saga mehr
Es bleibt also momentan viel Spekulation, was Warner sich genau vorstellt. Denkbar sind sicher Film über den jungen Legolas, den jungen Gimli oder ähnliche Ideen, nichts davon hätte dann aber etwas mit Tolkiens Werk zu tun, bis auf die Figur selbst. Es dürfte feststehen, dass Warner Pläne gemacht hat, bevor sie die Rechte kauften, aber was genau sich das Studio nun überlegt hat, dürfte noch ein oder zwei Jahre geheim bleiben, bis die Vorbereitungen abgeschlossen und das eventuelle Einbinden von Peter Jackson und seinem Team geklärt sind. Definitiv nicht kommen wird eine Verfilmung des Silmarillion oder der Nachrichten aus Mittelerde, einer Sammlung unvollendeter Geschichten Tolkiens, die hauptsächlich im Ersten Zeitalter spielen und sich mit dem Silmarillion überlappen.
Und auch eine weitere große Saga aus Tolkiens Feder wird nicht verfilmt, weil die schlicht nicht existiert. Tolkien war hauptberuflich Professor in Oxford und hat nur zwei Romane geschrieben. Die wurden beide verfilmt. Weitere Geschichten aus Mittelerde wären immer zum großen Teil das Werk neuer Autoren nach einer Idee oder Vorgabe Tolkiens – mehr aber auch nicht. Das muss natürlich nicht schlecht sein. Ob aber die Fans weltweit neue Schreiber und deren Ideen wirklich feiern würden? Die Ringe der Macht hat da ein deutlich anderes Bild gezeichnet. Warner riskiert also durchaus einiges an Geld, wenn sie mit neuen Geschichten aus Mittelerde in die Kinos gehen. Bis 2024 werden wir vermutlich nicht schlauer sein als heute.