Another Life

Serienkritik: Another Life

Ihr Stern ging mit einer Science-Fiction-Serie auf. Als vorher nur wenig bekannte Schauspielerin ergatterte Katee Sackhoff 2003 die Rolle von Kara „Starbuck“ Thrace – und wurde in mehr als 70 Folgen zum Star der Sci-Fi-Szene. Seitdem hat sie häufig in kleineren Horrorfilmen mitgespielt oder war in anderen Serien wie „The Big Bang Theory“ zu Gast, der ganz große Durchbruch blieb aber aus. Nun kehrt die Schauspielerin als Raumschiff-Kommandantin Nico mit „Another Life“ in das Genre zurück, das sie groß machte – mit Erfolg?

Rotzig, cool und hart gegen sich und andere: Als Starbuck war Katee Sackhoff von der ersten Szene an eine der beliebtesten Figuren auf der Galactica. Nun spielt die 39-jährige zwar auch wieder eine Frau im All, diesmal aber einen gänzlich anderen Charakter. Nico ist zwar ebenso eine Heldin wie Starbuck, aber charakterlich gibt es deutliche Unterschiede. Sind die Fans trotzdem zufrieden? Es wird eng, denn die zehnteilige Netflix-Serie hat leider gravierende Schwächen. Also kein glückliches Händchen bei der Rollenwahl?

Another Life
Während sich Nico und Kollegin Cas meist leicht bekleidet durch zahlreiche Katastrophen kämpfen müssen …

Another Life: Die Handlung

Die nahe Zukunft. Als sich ein Alienschiff über der Erde zeigt und sich dann in ein kristallines Bauwerk verwandelt, verändert das die Welt. Chefwissenschaftler Erik (Justin Chadwin) wird damit betreut, mit den Aliens, die im Inneren vermutet werden, Kontakt aufzunehmen. Gleichzeitig will die Erde ein Raumschiff zu dem Ort schicken, von dem aus die Aliens nach Berechnung der Wissenschaft herkamen. Und Eriks Frau Nico (Kate Sackhoff), obwohl Mutter einer kleinen Tochter, wird von den Verantwortlichen gebeten, das Kommando über diese Mission zu übernehmen.

Nico ringt sich schließlich dazu durch, den Job zu übernahmen und fliegt mit einer Crew aus verschiedenen Spezialisten los. Doch nach einigen Wochen treten erste Probleme auf. Und Ian (Tyler Hoechlin), der eigentlich damit gerechnet hatte, als Kommandant dabei zu sein statt als Erster Offizier, sieht die Chance, sich seine gewünschte Position durch Meuterei zu sichern. Doch als seine Pläne fehlschlagen, soll Nico es richten. Und das ist längst nicht das einzige Problem, mit dem sich Kommandantin und Crew auf der Reise herumschlagen müssen …

Another Life: Alles nur geklaut?

Ist es wirklich eine gute Idee, sich die besten Szenen von Sci-Fi-Filmen aus den vergangenen vierzig Jahren zu nehmen und sie in eine Serie zu packen? Another Life beweist eindrucksvoll: Nein! Denn aus vielen guten Szenen wird noch lange keine gute Handlung. Das ist das Hauptproblem der Serie von Aaron Martin, der vorher an Serien wie „Killjoys“ und „Slasher“ beteiligt war. Sie hat keinerlei eigene Identität, die erkennbar wäre. Und arbeitet sich einfach nur an einer Liste von Ereignissen ab, die für sich genommen gar nicht mal schlecht sind, aber einfach kein Ganzes ergeben.

So gibt es natürlich die berühmte Alien-Szene in abgewandelter Form zu sehen, auch von „Alien Covenant“ ließen sich die Macher inspirieren. Während der Erzählstrang auf der Erde sich hauptsächlich an „Arrival“ abarbeitet, ohne dabei neue Akzente setzen zu können, gibt es im All die Panne der Woche, die in Form von Cliffhangern vom Ende einer Episode in die nächste getragen wird. Das fordert regelmäßig Opfer in der Crew – und lässt doch kalt, weil die Autoren trotz genug Zeit neben Nico kaum eine andere Figur interessant schreiben.

Another Life
… kümmert sich Erik um die gemeinsame Tochter und als Wissenschaftler um die Kontaktaufnahmen mit den Aliens.

Another Life: Starke, aber langweilige Heldin

Dabei muss Nico Folge für Folge fast unmenschliche Qualen und Schicksalsschläge erleiden. Was aber selbst die bemühte Katee Sackhoff einfach nicht glaubhaft vermitteln kann. Zu einfallslos sind die Drehbücher, zu häufig hat man als Fan des Genres die altbekannten Stationen des Spannungsaufbaus bereits gesehen. Die gut gesetzten Cliffhanger sind so die wenigen Highlights der Serie. Doch die schiere Anzahl der Pannen in der Serie, die ähnlich wie die Sci-Fi-Gurke „Life“ nach dem Motto vorgeht „Was schiefgehen kann, geht schief“, ist irgendwann derart albern, dass sich Spannung oder gar Mitfiebern einfach nicht mehr einstellt.

Dabei haben sich die Set-Designer ebenso viel Mühe gemacht wie die Toningenieure, um zumindest die optische und akustische Verpackung ansprechend hinzubekommen. Aber die allein reicht eben nicht. Positiv zu vermerken sind lediglich die Bemühungen, eine möglichst diversitive Crew zu präsentieren. So gibt es Bord einen transsexuellen Asiaten, einen Übergewichtigen, eine Afro-Amerikanerin, eine Latina, einen Russen und vieles mehr. Das ist löblich, macht aber aus schablonenhaft geschriebenen Charakteren dennoch keine Sympathieträger.

Denn bei Another Life hapert es auch an Figuren, die dem Zuschauer wirklich ans Herz wachsen und um die man deshalb zittert. Auch hier haben die Autoren es nicht geschafft, grundsätzlich positive Charaktere mit kleinen Macken zu schaffen. Stattdessen sind fast alle eigentlich nervtötend mit gelegentlichen lichten Momenten. Und so ist vielen Zuschauern vermutlich nach ein paar Folgen schon egal, wie der Kontakt mit den Aliens nun endet. Etwas Schlimmeres kann einer Sci-Fi-Serie, die auf Spannung setzt, nicht passieren.

Fazit:

Another Life will viel, spielt aber lieber mit altbekannten Ideen, als etwas Neues zu präsentieren. Und erzählt mit diesem Sammelsurium von starken Szenen aus anderen Geschichten einfach keine eigene. Bei dieser Nummernrevue rettet auch eine durchaus bemühte Katte Sackhoff nichts mehr – die Serie fesselt viel zu selten, weil sie eigentlich nichts zu erzählen hat. Und nach dem fünften Cliffhanger auch dieses Stilmittel erschöpft ist. So ist Another Life eine optisch ansprechende, aber inhaltlich unbefriedigende Serie, die es schwer haben dürfte, eine zweite Staffel zu bekommen.

Another Life startet am 25. Juli 2019 bei Netflix.

Gesehen: Sechs von zehn Folgen.

Another Life
Nicht jeder an Bord des Raumschiffs hält Nico für die beste Wahl als Kommandantin.