The I-Land

Serienkritik: The I-Land

Mystery-Serien erfreuen sich seit Anfang der 90er besonderer Beliebtheit. Nachdem schon in den 60er Jahren Serien wie „Twilight Zone“ geroße Erfolge feierten, wurde es dann ruhiger im Genre. Bis „Akte X“ Mystery wieder ganz nach vorn auf die Liste cooler Themen für Serien brachte. Ob „Lost“ oder „Fringe“, bald gab es weitere Serien, die auf der Erfolgswelle schwimmen wollten. Auch Netflix hat jetzt mit „The I-Land“ eine Mystery-Serie produzieren lassen. Kann die es mit den Großen der Zunft aufnehmen?

Lost hat es von 2004 bis 2010 vorgemacht, wie mysteriös das Stranden auf einer einsamen Insel sein kann. Die Serienschöpfer Damon Lindelof und J.J. Abrams deuteten allerdings schon ab der zweiten Staffel an, dass sie für ihre vor Geheimnissen nur so strotzendes Eiland möglicherweise keinen rechten Schluss haben, der die Geschichte zu einem sinnvollen Ende bringt. Macht das die nur sieben Episoden lange, erste Staffel von The I-Land besser? Oder wird auch hier den Machern das Inselthema zum Verhängnis?

The I-Land
Schon der erste Kontakt zwischen Chase und K.C. verläuft nicht gut.

The I-Land: Die Handlung

Chase (Natalie Martinez) wacht ohne Erinnerung am Strand einer Insel auf, um sie herum liegen neun weitere Menschen, die gerade wieder zu Bewusstsein kommen. Mit der kühlen Blondine K.C. (Kate Bosworth) gerät Chase gleich aneinander. Später bekommt sie auch Probleme mit Brody (Alex Pettyfer), der ihr mehr als deutlich an die Wäsche will. Nur mit Mühe kann sie sich gegen den großen Kerl zur Wehr setzen. Derweil hat der Rest der Gruppe sich zu einem Badeausflug ins Meer entschlossen, was sich ebenfalls nicht als gute Idee herausstellt.

Denn einer aus der Gruppe wird von einem großen Hai direkt an der Küste schwer verletzt. Chase sucht den Strand ab und findet an jedem Punkt, an dem einer von ihnen aufwachte, nützliches Werkzeug im Sand vergraben. Es scheint, als würde die Zehnergruppe wieder Willen in einem seltsamen Spiel mitspielen, auf das sich Chase, K.C. und die anderen keinen frechten Reim machen können. Bald gibt es ein weiteres Unglück und Chase findet sich plötzlich an einem ganz anderen Ort wieder. Doch ihr Albtraum hat erst begonnen …

The I-Land: Nette Grundidee

An der Grundidee – die hier natürlich nicht verraten wird (in diesem Fall nicht den Trailer ansehen!) – gibt es wenig zu nörgeln. Die ist zwar nicht komplett neu, aber doch zumindest so originell, dass Fans von Mystery- und Thrillerserien damit sicherlich ganz gut leben könnten. Wenn denn die Serie auch nur annähernd so gut wäre wie diese Idee. Leider ist das aber nicht der Fall, The I-Land hat in fast allen Bereichen eklatante Schwächen, die das Ansehen der Serie sehr viel anstrengender machen, als nötig gewesen wäre. Daher lässt sich ein einzelner Schuldiger dafür auch schwer ausmachen.

Das fängt bei den Schauspielern an. Kate Bosworth soll als K.C. wohl die geheimnisvolle und kalte Blondine spielen, wirkt aber einfach nur gelangweilt und ist in ihren Aktionen kaum nachvollziehbar. Alex Pettyfer ist zumindest ansehnlich, darf aus der Rolle aber letztlich nur wenig machen. Und Natalie Martinez kommt aus ihrer Pechsträhne einfach nicht heraus. Alle ihre letzten Serienprojekte überlebten die erste Staffel nicht. Und hier hat das Regie-Trio sich offenbar entschieden, statt Martinez lieber ihren Brüsten die Hauptrolle zu geben.

The I-Land
Bald hat Chase die meisten in der Gruppe gegen sich. Aber ist das tatsächlich ihre Schuld?

The I-Land: Schwächen überall

Dabei gibt sich das ehemalige Model zumindest redlich Mühe, die ambivalente Chase gut zu spielen. Und auch die zahlreichen Actionszenen mit der eher kleingewachsenen Amerikanerin sind durchaus gelungen. Doch die Kamera mag einfach nicht von ihrem knappen Tanktop ablassen und sorgt so für unfreiwillige Komik. Denn zu wirklicher Erotik und Sexszenen mochten sich die Macher denn auch nicht hinreißen lassen. So bleibt bei diesem Thema ein merkwürdiger Hybrid zurück, der in keiner Szene richtig funktioniert.

Dass die Story aufgrund ihrer Beschaffenheit auf eine bestimmte Art und Weise erzählt werden muss – und sogar die klassische und eigentlich arg ausgelutschte Amnesie der Protagonisten sinnvoll eingebaut wird, kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Regie hier sehr einfallslos agiert und Szene für Szene wie vom Reißbrett abarbeitet. Leider, ohne auch nur eine originelle Idee zu nutzen, um die Story weiterzuerzählen. Hier schließen sich die Autoren an. Denn was hier an schwachen Dialogen und schlampigen Anschlüssen zu hören und zu sehen ist, nervt schon arg.

Und so wird die Idee bald unter so vielen Schwächen begraben, dass es nach drei bis vier Folgen wirklich schwer ist, sich die Serie bis zum Ende anzusehen. Das immerhin noch ein paar ordentliche Twists bereithält. Unterm Strich aber ist diese mäßig produzierte und seltsam lustlos geschriebene Serie kein Highlight im Netflix-Programm. Dazu sind die nur wenig interessanten Figuren und die ebenso mäßigen Dialoge einfach nicht packend genug. Ein zweiter Besuch auf The I-Land dürfte daher wohl bereits ausgeschlossen sein.

Fazit:

Die Grundidee von The I-Land passt, der Rest allerdings nicht. Wenig inspirierte Schauspieler-Leistungen treffen und maue Texte und eine sehr einfallslose Regie – so kann Mystery-Feeling nun wirklich nicht aufkommen. Wer es bis zum Ende durchhält, bekommt immerhin noch den Beweis, dass die eigentlich Story gar nicht so übel war – die Ausführung lässt aber sehr zu wünschen übrig. Hier sollten wirklich nur beinharte Fans des Genres einschalten, der Rest sieht sich lieber bessere Serien wie „Stranger Things“ oder „The Society“ an.

The I-Land läuft ab dem 12. September 2019 bei Netflix.

Gesehen: Sieben von sieben Folgen.

The I-Land
Brody greift Chase bei der ersten Gelegenheit an. Ist er eventuell dennoch ein möglicher Verbündeter?