Medical Police
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Serienkritik: Medical Police

Ein Ärzteteam als Geheimagenten? Das ist die Grundidee der neuen Netflix-Serie „Medical Police“. Was für den deutschen Zuschauer komplett neue Charaktere sind, die sich hier um das Wohl der Menschheit bemühen, ist für das amerikanische Publikum allerdings ein Wiedersehen mit alten Bekannten. Ein großer Teil der Figuren stammt aus der US-Serie „Children’s Hospital“, einer Parodie auf Ärzteserien wie „Grey’s Anatomy“, die von 2008 bis 2016 lief. Funktioniert das Parodie-Konzept auch im Spionage-Bereich?

Eigentlich ist die große Zeit der Parodiefilme- und Serien schon lange vorbei. Was in den 80er Jahren das Team Zucker-Abrams-Zucker mit „Eine unglaubliche Reise in einem verrückten Flugzeug“ begann und mit „Die nackte Kanone“ beendete, fand zwar noch mäßig lustige Nachfolger wie die „Scary Movie“-Reihe. Aber so richtig erfolgreich waren Nachzügler wie „Meine Frau, die Spartaner und ich“ nicht mehr.  Kann Medical Police mit dem Ansatz, sowohl Agenten- als auch Ärzteserien zu veralbern, dennoch überzeugen?

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Ein unbekannter Virus scheucht Dr. Lola Spratt und ihre Kollegen in einem brasilianischen Krankenhaus auf.

Medical Police: Die Handlung

Die Ärzte Lola Spratt (Erinn Hayes) und Dr, Owen Maestro (Rob Huebel) arbeiten in einem Krankenhaus in Sao Paulo. Dort kommt es eines Tages zu einem folgenschweren Ausbruch einer Seuche. Lola fällt als erster Ärztin auf, dass hier etwas Gefährliches im Gange ist, kann aber nicht mit dem eigenen Auto zur Universität fahren, wo das Virus zuerst auftrat. Also bittet sie Kollege Maestro, sie zu chauffieren – was der für ein paar Dollar Belohnung auch tut. Vor Ort kommen die beiden zwar nicht mit dem Virus in Kontakt, dafür aber mit einer geheimen Gesundheitsorganisation.

Weil direkt danach weitere Krankheitsfälle in Berlin gemeldet werden, ernennt die Leiterin der Abteilung Lola und Owen kurzerhand zu Agenten und nimmt sich mit auf den Flug nach Deutschland. Doch es zeigt sich, dass die Terroristen, die hinter dem Anschlag stecken, auch an Bord der Maschine ihre Leute eingeschleust haben. Nur durch einen großen Zufall erreichen Loa und Owen lebendig den Boden von Berlin. Doch damit fangen ihre Probleme erst an, die sie auf eine Jagd quer über den ganzen Erdball führen …

Medical Police: Albern bis zur Schmerzgrenze

Filme und Serien sind immer auch Geschmackssache. Was dem einen gefällt, findet der andere furchtbar. Nirgendwo ist das so extrem wie beim Humor. Während Deutschland beispielsweise an jedem letzten Tage des Jahres über „Dinner for One“ lacht, ist der Sketch in seiner Heimat England fast unbekannt – und dementsprechend wenig beliebt. Auch der typische US-Humor, der gern derb und übertrieben zum Einsatz kommt, ist in vielen sehr unterschiedlichen Spielarten vertreten. Medical Police gehört hierbei klar zur flacheren Sorte Gaglieferant.

Übertreibung macht anschaulich, ist hier das Motto. Wer sich alte Ausschnitte der vorherigen Serie Children’s Hospital bei Youtube ansieht, kann schnell einschätzen, welche Art Humor ihn oder sie bei Medical Police erwartet. Die Autoren finden zwar immer wieder auch einmal einen anspruchsvolleren Witz, das Gros des Humors hier ist aber irgendwo im Bereich leicht bis extrem albern angesiedelt. Die Handlung verkommt dementsprechend auch zur Staffage für Gags, auch wenn die zehnteilige Serie eine lange Story erzählt.

Medical Police
Owen staunt nicht schlecht: Dieser Berliner Pantomime ist auf alles vorbereitet.

Medical Police: Ohne Vorwissen unlustig

Immer wieder vermitteln die Autoren dabei den Eindruck, dass bestimmte Witze offenkundig auf der Vorgänger-Serie beruhen. Und als Running-Gag nun auch bei Medical Police laufen. Für Neulinge in der Welt von Lola und Owen ist das aber nur bedingt lustig, weil oftmals unverständlich. Wer daher die sieben Staffeln der Krankenhaus-Parodie nachholen will, hat aber Pech. Momentan bietet kein deutscher Sender oder Streaming-Dienst die Serie an. Das macht die Netflix-Serie fürs deutsche Publikum leider eine ganze Ecke unlustiger.

Hin und wieder findet sich zwischen den meist albernen Dialogen aber auch eine gelungene Spitze auf schlechte Dramaturgie oder Kommissar Zufall, den viele Serien einfach zu oft einsetzen. Wenn Lola und Owen auf der Fahrt zur Uni den bisherigen Plot dreimal laut wiederholen, erinnert das an mäßig geschriebene Serien, in denen eigentliche wichtige Teile der Handlung, die vielleicht zu langwierig oder zu teuer in der Umsetzung gewesen sind, einfach erzählt werden. In solchen Momenten zeigt Medical Police sein mögliches Potenzial auf.

Leider passiert das aber deutlich zu selten, um von einer gelungenen Comedy oder Parodie zu sprechen. Positiv fällt immerhin auf, dass die Serie auf Gelächter vom Band verzichtet, das sonst gern eingesetzt wird, um auch noch dem Dümmsten zu vermitteln, wo er lachen soll. Und die Schauspieler machen allesamt den Eindruck, an dem harmlosen Blödsinn viel Spaß gehabt zu haben. Wer grundsätzlich gern lacht und einen breit aufgestellten Humor besitzt, kann also ruhig mal nachsehen, ob die Ärzte-Cops das Humorzentrum treffen.

Fazit:

Medical Police ist eindeutig für den US-Markt produziert, denn die Serie ist die Nachfolge-Show einer dort bekannten Comedy-Serie. Und so mancher Gag ist wohl auch nur dann lustig, wenn das Publikum die dazu gehörende Figur und deren Eigenheiten bereits kennt. Wer mit der Parodie-Serie auf Ärzteshows und Spionageserien hingegen Neuland betritt, muss einfach testen, ob der meist eher tiefer gelegte Humor Erfolge zeigt. Klar kann man Medical Police lustig finden. Wer das nicht tut, muss sich aber nicht humorlos fühlen. Humor ist eben Geschmackssache – und hier erst recht!

Medical Police startet am 10. Januar 2020 bei Netflix.

Gesehen: Vier von zehn Folgen

Medical Police
Die Gegner der beiden Agenten-Ärzte bleiben Lola und Owen auf den Fersen, egal wohin die beiden auch reisen.