Stranger Things 3
Stranger Things

Serienkritik: Stranger Things 3

Nachdem „Game of Thrones“ im Mai zu Ende ging, wurde „Stranger Things 3“ die wohl am meisten erwartete neue Staffel des Jahres. Auch wenn die Macher bereits verraten haben, dass es vier, vielleicht fünf Staffeln geben könnte, muss Netflix die erst einmal bestellen – es könnte also ebenfalls ein endgültiger Abschied sein. Kann auch die dritte Staffel des Überraschungshits von 2016 das Publikum wieder in den Bann des „Upside Down“ ziehen und mit schön ekligen Monstern aufwarten? Oder wird das dritte Jahr in Hastings, Indiana das erste langweilige? Das verrät die Kritik.

Die Kritik zu Staffel 2 gibt es hier.

Wie wichtig eine Serie für eine Sender ist, zeigt sich meist schon im Umgang mit der Presse. Ähnlich wie bei Game of Thrones gab es auch für Stranger Things 3, zumindest für so kleine Seiten wie Lauterfilme.de, keine Folgen vorab. Zu sehr fürchten Sender – oder Streaminganbieter – bei ihren Kronjuwelen, dass mögliche, vorab veröffentlichte Spoiler dem breiten Publikum den Spaß verderben könnten. In erneut acht Folgen wie in Staffel 1 (und im Unterschied zu den 9 von Staffel 2) geht das bekannte Team erneut auf Monsterjagd. Sollte man da zusehen?

Stranger Things 3
Die beiden Mädchen Max und Elle sind mittlerweile in der Gang voll etabliert – doch nicht alle sind davon begeistert.

Stranger Things 3: Die Handlung

Gut sechs Monate nach den Ereignissen der Staffel 2 hat sich in Hastings wenig verändert. Elle (dt. Elfi) (Millie Bobby Brown, „Godzilla 2“) und Mike (Finn Wolfhard) sind noch immer ein Paar, genau wie Lucas (Caleb McLaughlin) und Max (Sadie Sink). Auch Mikes Schwester Nancy (Natalia Dyer) und Will großer Bruder Jonathan (Charlie Heaton) sind noch zusammen und haben gemeinsam einen Sommerjob bei der örtlichen Tageszeitung ergattert. Und Max‘ Bruder Billy (Dacre Montgomery) arbeitet als Bademeister im Freibad – sehr zur Freude der Ü-30-Mütter von Hastings.

Während Sheriff Hopper (David Harbour, „Hellboy“) noch immer versucht,  mit Joyce (Wynona Ryder) anzubandeln und sich daran zu gewöhnen, dass Mike ständig bei Elle abhängt, bemerkt Will als Erster, was das Finale der zweiten Staffel bereits zeigte – noch immer ist etwas von Upside Down auf der Erde. Und will diesmal im großen Stil aktiv werden. Daher müssen die jungen und erwachsenen Helden der vergangenen Abenteuer diesmal noch härter darum kämpfen, die Welt vor Monstern aus einer anderen Dimension zu retten. Das erfordert Opfer …

Stranger Things 3: Keine Experimente

Schon im Vorfeld kündigten Macher und Schauspieler an, dass es in Stranger Things 3 vor allem um ein Wort gehen würde: mehr! Und dieses Versprechen halten sie. Denn die dritte Staffel der Hitserie bietet von allem mehr, was in den vergangenen Staffeln gut ankam. Lucas‘ kleine Schwester war der heimliche Star von Staffel 2 – also wird sie in den neuen Folgen zur Hauptfigur. Die Fans lieben Elle im Einsatz mit ihren Fähigkeiten – also gibt es auch davon mehr als zuvor. Und das Monster ist ekliger und gruseliger als alle seine Vorgänger.

Das Wort „anders“ schien hingegen bei den Überlegungen der Duffer Brothers keine große Rolle gespielt zu haben. Denn innovativ ist Stranger Things 3 nicht. Die Handling ähnelt im Grundgerüst den vergangenen Staffeln – und auch aus den liebgewonnenen Figuren holen die Autoren keine neuen Aspekte mehr heraus. Das ist allerdings Jammern auf hohem Niveau, denn genau wegen dieser Figuren ist die Serie so unglaublich beliebt. Und die gut funktionierenden Gespanne nutzen die Duffers auch diesmal wieder fast perfekt aus, um die Story zu erzählen. Und großartige Gags einzubauen.

Stranger Things 3
Robin, Steves Kollegin im Eisladen, ist die beste neue Figur der dritten Staffel.

Pärchen-Power!

Während die reine Jungs-Gang Mike, Dustion, Lucas und Will ein wenig in den Hintergrund tritt, haben dafür andere bekannte und auch neue Konstellationen starke Momente. Mike und Elle, Elle und Max, Nancy und Jonathan – und natürlich wieder Dustin und Steve. Die beiden haben die mit Abstand witzigsten Dialoge und werden noch um zwei weitere Figuren ergänzt, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Zum Niederknien gut ist Maya Hawke, Tochter von Uma Thurman und Ethan Hawke, als Steves Kollegin Robin. Sie hat offenbar nicht nur das Aussehen von ihrer Mutter geerbt, sondern auch das Talent. Lucas’s Schwester Erica hingegen nervt als altkluge Zehnjährige ungemein, da sie nur diese eine Funktion hat. Das Highlight aus der zweiten Staffel ist diesmal ein Schwachpunkt. 

Sehr überzeugend ist dagegen Dacre Montgomery, der 2017 nur wenig mehr als der fiese Bruder von Neuzugang Max war und in Stranger Things 3 als eine der Hauptfiguren zeigen kann, wie gut er ist. Zusammengehalten wird der Cast aber wie gewohnt von der tollen Millie Bobby Brown, der wundervollen Wynona Ryder und dem großartigen David Harbour. Diese drei sind das schlagende Herz der Serie und beweisen das auch in der dritten Staffel wieder überaus eindrucksvoll.

Stranger Things 3
Jim und Joyce müssen sich diesmal mit schrägen Typen herumschlagen und wieder Sorgen um ihre Kinder machen.

Stranger Things 3: Viele Verbeugungen vor Klassikern

Wie immer sind auch Zitate aus anderen Filmen Teil der Handlung und werden von den Autoren so geschickt eingebunden, wie das Publikum es aus den vorherigen Staffeln kennt. In vielen Horrorstoffen ist es hilfreich, so wenig wie möglich an anderen Filmen oder Serien zu kennen. Hier ist das Gegenteil der Fall. Wer sich im Horror- und Sci-Fi-Kino gut auskennt, wird mit unzähligen Anspielungen belohnt, die mal mehr, mal weniger subtil die Wurzeln aufzeigen, die die Duffer Brothers als Filmemacher und Ideengeber haben.

Ob „Alien“, „Octalus“, „The Thing“, die zitiert werden, oder Romeros Trilogie-Abschluss „Day of the Dead“ oder „Zurück in die Zukunft“, die gleich als ganze Filmausschnitte zu sehen sind – die Duffers machen daraus die besten Momente der ganzen Staffel. Zusätzlich gelingen ihnen erneut ein paar Coming of Age-Szenen, die einfach zum Heulen schön sind – die beste davon gehört Steve und Robin. Und beim Staffelmonster geben sie diesmal richtig Gas – offenbar war das Budget diesmal richtig hoch. Seit John Carpenters The Thing war keine so ekelhafte Kreatur mehr zu sehen. Also bleibt alles beim Alten. Wer Stranger Things schon immer mochte, wird auch mit Staffel 3 seinen Spaß haben, neue Fans dürfte die Serie mit ihrer dritten Runde aber wohl nicht dazu gewinnen.

Fazit:

Auch im dritten Jahr bleibt die Serie etwas Besonderes auf dem Markt. Sie treibt Zuschauern, die in den 80ern im Alter der jugendlichen Helden waren, Tränen der Freude und Rührung in die Augen und unterhält Horrorfans ebenfalls ausgezeichnet. Obwohl auch in Stranger Things 3 nichts wirklich neu ist, macht die Mischung aus gefühlvollem, aber nie kitschigem Coming of Age, wunderbar trockenem Humor und zum Teil beinhartem Horror weiter sehr viel Spaß. Auch wenn die Originalität des ersten Jahres inzwischen verflogen ist.

Stranger Things 3 startet am 4. Juli 2019 bei Netflix.

Gesehen: Acht von acht Folgen

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Nancy stößt bei ihren Recherchen für die Zeitung als erste auf die seltsamen Vorgänge des Sommers 1985 in Hastings.