Resident Evil Infinite Darkness

Serienkritik: Resident Evil Infinite Darkness

Seit die Survival-Horror-Spieleserie „Resident Evil“ 1996 erstmals auf der Playstation erschien, hat sich die Marke zu einem der erfolgreichsten Franchises im Games-Sektor entwickelt. So gibt es zehn Spiele der Kernreihe mit etliche Ablegern, sechs Realfilme, der siebte kommt im November 2021 in die Kinos, und auch drei lange, animierte Filme zur Serie. Mit „Resident Evil Infinite Darkness“ kommt nun eigentlich ein vierter Film zu Netflix, den der Streaming-Dienst allerdings als vierteilige Serie vermarktet, mit insgesamt gut 80 Minuten Laufzeit. Wie gut ist das neueste Kapitel in der langen Saga? Das verrät die Kritik.

Leon S. Kennedy
Zum vierten Mal ist Leon S. Kennedy einer der Helden in einem animierten Abenteuer.

Die Handlung

Bei einem Einsatz im asiatischen Penamstan erleben Jason, der Squad-Leader  der Mad Dogs, und sein Team schreckliche Dinge. Auch Jahre später hat das noch Auswirkungen auf ihr Leben, die meisten Soldaten der Einheit haben ihres inzwischen durch Selbstmord beendet. Jason hingegen ist zum Agenten der Regierung befördert worden und kann gemeinsam mit Spezial-Agent Leon S. Kennedy einen Zombie-Ausbruch im Weißen Haus gerade noch rechtzeitig niederschlagen, um den Präsidenten und seine engsten Berater zu retten. Aber wie kam der Virus ins Gebäude?

Um das herauszufinden, machen sich Leon mit Jason und der Agentin Jin Mei auf den Weg nach Shanghai, wo nach Informationen des Verteidigungsministers Wilson eine Biowaffen-Fabrik ihren Betrieb aufgenommen hat. Das Trio soll dort nach dem Rechten sehen und Beweise für die Mitwirkung der chinesischen Regierung finden. Doch die Mission entwickelt sich völlig anders, als erwartet. Währenddessen ist Journalistin Claire Redfield auf der Spur eines Skandals in Penamstan und landet bei ähnlichen Spuren wie Leon. Und entdeckt einen ganz anderen, möglichen Drahtzieher hinter dem Anschlag …

Claire Redfield
Immer wieder begegnet er dabei auch Claire Redfield, mit der er damals aus Racoon City entkommen konnte.

Aus dem Osten nichts Neues

Wie so manch ein geheimer Schurke im Film bleibt auch die Entscheidung, aus dem gut 80 Minuten Material eine Serie zu machen, statt es bei einem Film zu belassen – denn wie ein solcher wirkt der Vierteiler – im Dunkeln. Eigentlich passt Resident Evil Infinite Darkness gut zu den drei bisher erschienen Animationsfilmen „RE: Degeneration“ (2008), „RE: Damnation“ (2012) und „RE: Vendetta“ (2017). Zumindest gilt das für die Handlung, die fast wie ein Remake des ersten Anime Degeneration wirkt. Für Fans der Spiele gibt es schnell eine gute Nachricht. Mit Leon S. Kennedy und Claire Redfield kehren die Helden aus dem Spiel „Resident Evil 2“ zurück. Das gilt als das vielleicht beste der ganzen Reihe und machte unlängst als Remake nochmals Furore.

Leider hat die neue Serie Resident Evil Infinite Darkness auch die Schwächen der bisherigen Filme und Games. Denn der Aufbau vieler Storys ist sehr ähnlich. Fast jedes Game endete in einer geheimen Forschungsanlage und auch hier wird schnell klar, dass bei der kurzen Laufzeit wohl die Fabrik in China als Showdown herhalten darf. Auch den Schurken zu finden, dürfte Kennern der Serie nicht allzu schwer fallen. Immerhin gibt es  in Resident Evil Infinite Darkness auch ein paar Figuren, die sich in der Grauzone zwischen Antiheld und Schurke bewegen.

Resident Evil Infinite Darkness
Mit Agentin Jin Mei landet Leon in einer Forschungsanlage in China.

Bloß kein Risiko

Trotzdem muss man der neuen Serie konstatieren, dass sie inhaltlich wenig bis gar nichts wagt. Das mag beinharten Fans des Franchises vielleicht genug sein, holt aber wohl kaum neue Zuschauer ab. Die Story präsentiert lediglich eine leichte Variation bereits erzählter Geschichten, die Helden sind bekannt, bekommen durch Resident Evil Infinite Darkness allerdings keine neuen Facetten. Das ist auch deshalb schade, weil die Serie im Vergleich zu Resident Evil Vendetta technisch einen großen Sprung nach vorn macht.

Optisch ist Infinite Darkness das bislang beste Abenteuer der animierten Reihe und zeigt in manchen Einstellungen bereits fast fotorealistische Bilder. Bei den Gesichtern der Charaktere ist das im Vergleich zu älteren Animationen besonders gut zu sehen. Dagegen bleibt die Action der Serie im Mittelmaß stecken. Besonders interessant in Szene gesetzt ist hier leider nichts, auch der in Spielen oft quälend lange Showdown vergeht in Resident Evil Infinite Darkness wie im Nu. Hier hätte das Drehbuch dringend noch die eine oder andere Überarbeitung brauchen können. 

Möglicherweise lässt Rechteinhaber Capcom aber auch schlicht keine Neuerungen in Ablegern wie den animierten Werken zu, sondern hebt sich Innovation für die Spielereihe auf. Die immer gleichen Storys der bislang vier Abenteuer lassen darauf schließen. Fans werden sicher trotzdem einschalten und vermutlich auch ganz zufrieden sein. Wer eine wirklich gruselige und harte Serie sehen will und sich im Resident Evil-Universum nicht auskennt, wird hier hingegen nur wenig Spaß haben.

Resident Evil Infinite Darkness
Wie in jedem Resident Evil-Abenteuer darf ein Biowaffen-Monster auch hier nicht fehlen.

Fazit:

Das haben wir doch schonmal gesehen? Das wird sich mancher Fan sagen, der sich die vierteilige Serie Resident Evil Infinite Darkness ansieht. Die Parallelen zum ersten Animationsfilm Resident Evil Degeneration sind deutlich, allerdings sieht das neue Werk klar besser aus. Wenigstens bei der Computeranimation setzt die Serie so neue Maßstäbe. Ob das aber reicht, um Fans wirklich zu befriedigen und neue Zielgruppen für das langlebige Horror-Franchise zu generieren, darf angesichts der Innovationslosigkeit und der wieder einmal altbekannten Story doch bezweifelt werden.

Resident Evil Infinite Darkness startet am 8. Juli 2021 bei Netflix.