Geostorm

Filmkritik: Geostorm

In „Geostorm“ kontrolliert die Menschheit das Wetter – bis das Projekt plötzlich Fehler produziert, die Menschen das Leben kosten. Kann Gerard Butler die Katastrophe noch aufhalten? Und sollte man im Kino dabei sein, wenn er es tut?

Seit die Tricktechnik es zulässt, gehören Katastrophenfilme als eigenes Genre zu Hollywood. Und kaum einer hat sich dabei je so hervorgetan, wie der deutsche Regisseur Roland Emmerich. Dessen Handschrift vermeint man auch in Geostorm zu erkennen und das verwundert nicht, denn es ist das erste Regieprojekt seines langjährigen Partners Dean Devlin. Kann auch Mr. Devlin sehenswert kaputtmachen?

Geostorm
Max ist nicht nur US-Chef von Dutch Boy, sondern auch heimlich mit der Leibwächterin des Präsidenten (Abbie Cornish) liiert? Ob das im Film wohl noch nützlich wird?

Geostorm: Die Handlung

Vor einigen Jahre drohte das Wetter, die Erde zu entvölkern. In der Not schlossen sich die großen Nationen zusammen uns stemmten gemeinsam das Projekt „Dutch Boy“, ein gigantisches Netz von Satelliten rund um die Erde mit einer großen Raumstation als Kontrollzentrale im All. Geleitet hat das Ganze der Amerikaner Jake Lawson (Gerard Butler), doch der disziplinlose, rebellische Typ wird nun nach Ansicht des US-Senats nicht mehr gebraucht und ausgerechnet Lawsons kleiner Bruder Max (Jim Sturgess) muss ihn feuern. 

Doch ein paar Jahre später spielt Dutch Boy plötzlich verrückt und Max‘ Vorgesetzter Leonard Dekkom (Ed Harris) verlangt von seinem Mitarbeiter, Jake Lawson zu überreden, sich die Sache anzusehen. Natürlich fliegt der Draufgänger zur Station – und erscheint gerade rechtzeitig, um den Anfang vom Ende der Menschheit zu sehen. Denn Dutch Boy ist dabei, einen planetenweiten Geostorm zu erzeugen, den niemand überleben würde. Kann Lawson die Katastrophe noch aufhalten?

Geostorm: Wenig Neuland

Coole Bilder, spektakuläre Zerstörungen, spannender Überlebenskampf: Die Strickmuster für einen Katastrophenfilm sind denkbar einfach. Das dachte sich wohl auch das Studio und holte sich statt Emmerich, der offenbar keine Lust mehr auf diese Art Filme hat, seinen langjährigen Partner Dean Devlin – der sollte ja auch wissen, wie es geht. Damit lag Warner richtig, tatsächlich unterscheiden sich die Bilder von Eiswellen an der Copacabana oder Lavaströmen in Hongkong in ihrer Qualität nicht von früheren Katastrophenfilmen von Emmerich/Devlin. Leider unterscheiden sich auch die Figuren nicht sonderlich von denen früherer Filme.

Mann muss Devlin zugute halten, dass er das erkannt hat und versuchte, so gut wie möglich gegenzusteuern. Am Klischee, Butler als raubeinigen Helden zu inszenieren, konnte er wohl nichts machen, aber mit Charakteren wie der deutschen Leiterin der Station, Ute Fassbinder (Alexandras Maria Lara), steuert Devlin zumindest ein wenig gegen ein Abziehbild von einem Film an. Insgesamt ist das aber zu wenig, um Geostorm von früheren Werken deutlich unterscheidbar zu machen.

Geostorm
Auf welcher Seite steht der US-Präsident (Andy Garcia) in diesem Moment?

Geostorm: Im Ansatz gut

Schon einmal hat das Duo Emmerich/Devlin die Menschheit mit Klima und Wetter fast vernichtet, doch Devlin hat aus dem unbefriedigenden „The Day After Tomorrow“ zumindest gelernt, dass man den Höhepunkt nicht in die Mitte des Films packt. Er sorgt mit straffer Inszenierung dafür, dass der Film immerhin spannender wird, je länger er läuft. Um am Ende eine dem Genre angemessene Zerstörungsorgie zu präsentieren. Und auch bei der Handlung hat Devlin zumindest versucht, neue Wege zu gehen.

Devlin liefert im eigenen Script zwar den aus „Independence Day“ bekannten Familienkonflikt als Aufhänger, bietet aber statt einer Ansammlung von Einzelschicksalen einen High-Tech-Thriller. Und das funktioniert am Anfang erstaunlich gut. Die Jagd nach den Ursachen für Dutch Boys Versagen ist deutlich interessanter als die typischen Überlebenskämpfe einzelner Figuren zu zelebrieren. Denn zumindest die Mischung aus Katastrophenfilm und Thriller-Verschwörung ist neu. Leider verlässt Devlin aber der Mut, je länger der Film läuft und er biegt doch wieder in die bereits ausgiebig befahrene Straße heroischer Taten angesichts der Bedrohung ein, zeigt Kinder und Hunde, die um ihr Leben kämpfen und einen Helden, der alles zu opfern bereit ist. 

Wie viel nun tatsächlich Devlin selbst entschied und wie weit auch das Studio ein Wort mitgesprochen hat, um den Film massentauglich zu halten, weiß man nicht. Fest steht, dass Geostorm mit etwas mehr Mut zum Risiko sicher besser geworden wäre. So gibt es einen leidlich spannenden, optisch durchaus gelungenen Katastrophenfilm nach Schema F zu sehen. So schlimm, wie die US-Presse den Film macht, ist er aber nicht.

Fazit:

Schade eigentlich! Gute Ideen und ein paar frische Ansätze waren da, werden aber selbst ein Opfer des Films. Besonders die letzte Viertelstunde langweilt mit bekannten Klischees und unterscheidet sich wenig von anderen Exemplaren des gleichen Genres. Da wäre nach der guten ersten Stunde mehr möglich gewesen. Ein ganz unterhaltsamer, optisch gelungener Film bleibt Geostorm dennoch, wer frühere Emmerich/Devlin-Werke kennt, könnte sich aber etwas langweilen.

Geostorm startet am 19. Oktober 2017 in den deutschen Kinos.

Geostorm
Wer fliegt denn da? Natürlich löst der Held das Problem nicht an der Tastatur eines Computers, sondern muss sich in Lebensgefahr begeben.