The Mandalorian

Serienkritik: The Mandalorian

Mehr Hype geht kaum. Nicht nur, dass Deutschland in Zeiten der Corona-Heimpflicht sehnlichst auf den Start von Disney+ wartet. Nein, mit „Star Wars: The Mandalorian“ steht auch noch eine Serie in den Startlöchern, die nach US-Kritiken der Heilsbringer für alle von der neuen Trilogie enttäuschten Jedi-Jünger sein soll. Verfügen die Folgen der ersten Staffel tatsächlich über die Macht? Oder haben sich hier die Fans ein wenig zu sehr auf neues Material aus dem Start Wars-Universum gefreut?

Filmfans bringen Kopfgeldjäger neben dem Star Wars-Charakter Boba Fett vor allem mit den Spaghetti-Western der 60er Jahre in Verbindung. Und hier zuallererst mit dem coolsten Kerl, der je in einem Sattel saß: Clint Eastwood. Und dieser namenlose Anti-Held, der in insgesamt drei Filmen von Sergio Leone den Kopfgeldjäger und Halunken spielte, war für Pedro Pascal, den Star aus The Mandalorian, nach eigener Angabe eine Inspiration für seine Rolle. Ist der genauso cool wie der heute fast 90-jährige Eastwood?

The Mandalorian
Der Mandalorianer ist Kopfgeldjäger und gilt als härtester Hund in der ganzen Branche.

The Mandalorian: Die Handlung

Fünf Jahre nach dem Ende des zweiten Todessterns ist das Imperium weitgehend zerschlagen. In vielen Gegenden der Galaxis hat sich durch das entstandene Machtvakuum wieder das Recht des Stärkeren etabliert und Kopfgeldjäger sind die einzigen, die etwas ähnliches wie ein Gesetz aufrecht erhalten, wenn auch aus wenig uneigennützigen Motiven. Als Bester seiner Art innerhalb von zwei Parsecs gilt der Mandalorianer (Pedro Pascal), der gleich zu Beginn einen Flüchtigen einkassiert und wenig später vier Verbrecher bei seinem Auftraggeber abliefert.

Doch die Zeiten sind hart, die Auftragslage dünn und so nimmt er notgedrungen den Job eines offenkundigen Imperiums-Sympathisanten (Werner Herzog) an, der ihn mit einem Peilgerät und einer Altersangabe losschickt, um einen Flüchtling einzufangen – bevorzugt lebendig. Doch der Mandalorianer staunt nicht schlecht, als er feststellen muss, dass es sich bei dem 50-jährigen Gesuchten um ein Baby handelt, dass offenbar der selben Rasse entstammt wie Yoda. Statt das Kind abzuliefern, versucht der wortkarge Kämpfer nun, es zu beschützen …

The Mandalorian: Clever bis ins Detail

Ob man Jon Favreaus bisherige Arbeitern mag oder nicht, so kann man dem Schauspieler und Regisseur den Erfolg doch nicht absprechen. Mit „Iron Man“ gelang ihm der Durchbrauch als Regisseur und er legte damit auch den Grundstein für den Erfolg des MCU. Kein Wunder also, dass Disney ihm auch die Regie von „Das Dschungelbuch“ und „König der Löwen“ übertrug – beide wurden Hits. Für The Mandalorian hat sich Favreau nicht in den Regiestuhl gesetzt, dafür aber die ganze Idee für Serie entwickelt. Und die ist verdammt clever.

Denn Favreau weiß einfach, wie das Geschäft funktioniert. Was mögen die Stars Wars-Fans am meisten? Lass uns das doch alles in eine Serie packen! Gesagt, getan! Mit The Mandalorian bekommen die Fans des Sternenkriegs quasi eine Blaupause aller coolen Dinge: Die Macht, ein entzückend niedliches Alien, den coolsten Helden seit Han Solo, schräge Riesenmonster und so weiter und so fort. Imperiale Sturmtruppen und andere bekannte „Gesichter“ sind natürlich ebenfalls dabei. Dieses Erfolgsrezept schmeckte Favreau dann mit dem Besten aus dem Western-Genre ab.

The Mandalorian
Doch als er dieses Possierliche Kerlchen ausliefern soll, erwacht in dem harten Krieger das Gewissen.

The Mandalorian: Western von morgen

Das beginnt schon in der ersten Szene, wenn der Mandalorianer einen Flüchtigen aus einem Saloon holt – Kneipenschlägerei inklusive. Und auch in der weiteren Handlung ist der Held derart cool, dass ihn scheinbar nichts und niemand aus der Ruhe bringt. Bis er „Baby Yoda“ sieht, der ihn an seinen eigene Kindheit erinnert. Und der harte Kerl plötzlich seine weiche Seite entdeckt. Weil keine gute Tat ungestraft bleibt, gerät der Mandalorianer danach erst so richtig in Schwierigkeiten. Und das geschieht mit sehr viel hintergründigem Witz und trockenem Humor.

Dabei funktioniert der gesichtslose Pascal, der nie seinen Helm abnimmt, perfekt als Projektionsfläche für alle möglichen Emotionen, die sich in ihn hinein interpretieren lassen.So sind neben vielen witzigen Szenen auch anrührende Momente zu sehen, wenn der stille Kopfgeldjäger mit dem noch schweigsameren Kind kommuniziert. Den komplett nichtssagenden Blick des Helden füllt der Zuschauer einfach mit der für ihn passenden Emotion. Und ganz wie im Western, muss sich Pascal dann auch mit wilden Tieren und umherziehenden Stämmen auseinandersetzen.

Das Ganze verpackt die Serie in den typischen, dreckigen Star Wars-Look, der zwingend dazu gehört. Und mit den knapp 30-minütigen Episoden überfordert The Mandalorian auch die Aufmerksamkeitsspanne seiner Zuschauer nicht. In den kurzen Folgen scheint tatsächlich eine Menge zu passieren, obwohl das bei genauerer Betrachtung gar nicht stimmt. Favreau hat seine Serie eben sehr clever angelegt. So ist der extreme Erfolg in den Ländern, in denen Disney+ schon seit November zu sehen ist, durchaus nachvollziehbar.

Fazit:

Serienschöpfer Jon Favreau erfindet hier das Star Wars-Rad keineswegs neu, auch wenn so manche Kritik den Fans das weismachen will. Aber dem Autor gelingt eine flotte, selbstironische und jederzeit extrem unterhaltsame Serie über einen Kopfgeldjäger, den plötzlich sein Gewissen plagt. Gepaart mit einem wundervollen Western-Setting und entsprechenden Charakteren ließe sich Thje Mandalorian so wunderbar schnell konsumieren, wenn Disney+ nicht nur eine Folge pro Woche hochladen würde. Das einige echte Manko an dieser Serie.

Star Wars: The Mandalorian startet am 24. März 2020 bei Disney+ mit einer Folge pro Woche.

Gesehen: Zwei von acht Folgen.

The Mandalorian
Fortan beschützt der Mandalorianer den Kleinen – und gerät dadurch regelmäßig in Schwierigkeiten.