The Strangers

Filmkritik: The Strangers – Opfernacht

Stolze zehn Jahre hat es gedauert, bis die Fortsetzung des fiesen Horrorthrillers „The Strangers“ in die Kinos kam. Statt Regie und Script hat sich der fleißige Horrorfilmer Bryan Bertino diesmal auf das Drehbuch beschränkt. Stattdessen übernahm Johannes Roberts, der zuvor mit „47 Meters Down“ einen passablen Haithriller drehte. Hat sich das lange Warten auf die schweigsamen Killer in „The Strangers: Opfernacht“ gelohnt?

Bryan Bertino ist im Horror-Genre kein unbeschriebenes Blatt. Der Amerikaner hat nach seinem Debüt mit The Strangers zwar sechs Jahre Pause gemacht, seit 2014 schreibt, dreht oder produziert er aber regelmäßig Horrorfilme, die zumindest akzeptable, manchmal sogar gute Kritiken bekommen. Hat er auch die Fortsetzung zu seinem bisher größten Erfolg mit guten Ideen gespickt?

The Strangers
Kinsey erwartet eine lange, harte Nacht.

The Strangers – Opfernacht: Die Handlung

Die junge Kinsey (Bailee Madison) hat Mist gebaut und wird nun, begleitet von Bruder Luke (Lewis Pullman), von ihren Eltern Cindy (Christina Hendricks) und Mike (Martin Henderson) auf ein Internat gebracht – möglichst weit weg von Zuhause. Die Nacht auf dieser langen Reise will die Familie im Trailerpark von Verwandten verbringen, der auf dem Weg liegt. Doch hier sind bereits die drei Killer aus dem ersten Teil, der „Sackmann“, das „Pin-Up-Girl“ und das „Puppengesicht“ aktiv geworden. Onkel und Tante weilen nicht mehr unter den Lebenden.

Und das soll auch dem neu angekommen Quartett so gehen. Vorher will das Trio in guter, alter Tradition mit seinen Opfern noch ein wenig Spaß haben und erschreckt die Neuankömmlinge erst einmal ordentlich. Aber bald fließt das erste Blut und wenn Bailee und ihre Familie diese „Opfernacht“ überleben wollen, müssen sie sich von ihrer Opferrolle befreien und sich gegen die Killer wehren. Doch das ist einfacher gesagt als getan …

The Strangers – Opfernacht: Aus der Zeit gefallen

Die drei Killer hören sich in ihrem Truck mit Vorliebe Songs der jungen Kim Wilde aus den frühen 80ern an. Und wäre der Thriller damals in die Kinos gekommen, er hätte sicher ansprechende Kritiken bekommen. Aber seitdem sind Filme wie „Scream“ (1996) oder „The Cabin in the Woods“ (2012) erschienen, die sich über das, was The Strangers – Opfernacht erzählt, lustig machen. Und das zu Recht. Denn dieser Film nutzt die Vorgaben des „Ur-Slashers“ „Halloween“, fügt dem 1978 gedrehten Film aber absolut nichts Neues hinzu.

Opfer, die sich idiotisch verhalten. Killer, die scheinbar nicht tot zu kriegen sind. Gepaart mit Kamerafahrten und Perspektiven, die John Carpenter damals salonfähig machte. Mehr hat The Strangers – Opfernacht 2018 nicht zu bieten – 40 Jahre nach Michael Myers. Das mag für Horror-Neulinge dennoch ganz gut funktionieren. Für Fans, die sich im Genre auskennen, wirkt der Film aber wie ein komplett uninspirierter Ausflug zurück in die frühen 80er des Slasher-Films. Und da er weder so gut ist wie Halloween, noch so blutig wie „Freitag, der 13.“, braucht man  The Strangers – Opfernacht nicht wirklich.

The Strangers
Wo sind denn die Verwandten? Cindy und Mike suchen im Trailerpark.

The Strangers – Opfernacht: Horror von der Stange

Denn die Geschichte vom Serienkiller (oder mehreren), die aus nicht näher genannten Gründen ihre Opfer jagen, mit ihnen spielen und sie schließlich töten, gibt es zu Dutzenden. Und The Strangers – Opfernacht unterscheidet sich von den meisten billig gemachten Halloween-Plagiaten nur durch eine straffe und ordentliche Inszenierung. Regisseur Johannes Roberts macht aus dem extrem durchschnittlichen Drehbuch von Bertino noch das Beste und schafft zumindest ein paar wirklich spannende und beklemmende Momente.

Retten kann er diese Ansammlung von Klischees aber auch nicht mehr. Hier gibt es derart viele Zufälle und haarsträubende Entscheidungen der handelnden Figuren, dass man manchmal fast ungläubig auf die Leinwand starrt und nicht wirklich glauben kann, was The Strangers – Opfernacht einem da für eine Story auftischen will. Vom „Final Girl“ bis zum Killer, der einfach nicht sterben will, hat man alles schon so oft gesehen, dass man sich darüber eigentlich nur noch lustig machen kann. Dieser Film nimmt sich dabei aber todernst.

Wer keine große Erfahrung mit Horrorfilmen hat, mag hier auf seine Kosten kommen. Fans des Genres haben hingegen höchstens dadurch Spaß, dass sie die typischen Klischees mitzählen. Dieser Film kommt mindestens 35 Jahre zu spät auf den Markt, um Horrorfans zu gruseln.

Fazit:

Obwohl The Strangers – Opfernacht eine weitere Geschichte der drei maskierten Serienkiller aus Teil eins erzählt, fühlt sich der Film an wie ein Relikt aus den frühen 80ern. Bertino ersäuft sein Drehbuch derart in komplett ausgelutschten Klischees, dass auch die zumindest ordentliche Inszenierung von Roberts hier nicht mehr hilft. Fans des Genres werden sich hier entweder zu Tode langweilen oder mit Galgenhumor über all die Szenen lachen, die sie schon hundert Mal gesehen haben – und das meist besser.

The Strangers – Opfernacht startet am 21. Juni 2018 in den deutschen Kinos.

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Buh! Auch Dollface nimmt ihren Job als Erschreckerin der Opfer sehr ernst.