Set It Up

Filmkritik: Set It Up

Die „Rom-Com“ (romantische Komödie) ist aus dem modernen Kino nicht mehr wegzudenken. Statt in Schmalz und Ernsthaftigkeit zu ersticken, werden moderne Love-Storys inzwischen viel häufiger mit Humor erzählt und entlassen ihr Publikum nicht nur mit erneuertem Glauben an die Liebe, sondern auch mit einem Lächeln. Kann die neue Netflix-Rom-Com „Set It Up“ diesen Vorgaben gerecht werden?

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Im Filmgeschäft kommt es nicht immer so wie geplant. Oft ändern sich Projekte noch in letzter Minute, weil ein Star plötzlich aus- oder einsteigt, eine Produktionsfirma kalte Füße kriegt oder der Regisseur nicht mehr will. Set It Up sollte eigentlich mit Emilia Clarke („Game of Thrones“) in der Hauptrolle in die Kinos kommen. Nun kommt er mit Zoey Deutch zu Netflix. Haben diese Wechsel der Qualität geschadet?

Set It Up
Kein Frage, dieser Mann will eindeutig seine Gurke zurück.

Set It Up: Die Handlung

Harper (Zoey Deutch) und Charlie (Glen Powell) haben es nicht leicht. Beide sind Assistenten von schwierigen Persönlichkeiten. Harper arbeitet für die brillante, aber zickige Sportreporterin Kirsten (Lucy Liu), Charlie für den skrupellosen und überaus jähzornigen Geschäftsmann Rick (Taye Diggs). Weil Harper und Charlie vor lauter Stress kaum noch ein eigenes Leben haben – und sich eines Abends zufällig begegnen – reift in ihnen ein Plan. Sie wollen ihre beide Single-Bosse miteinander verkuppeln, damit die besser gelaunt sind und weniger arbeiten. Und so ihre Assistenten nicht mehr den ganzen Tag nerven.

Während der Plan langsam erste Früchte trägt, kann Harper endlich mal ein Date genießen und Charlie mehr Zeit mit seiner Modelfreundin verbringen. Doch dann bekommen die Dinge eine Dynamik, mit der die beiden nicht gerechnet hatten. So müssen Harper und Charlie nicht nur aktiv werden, um alles wieder in Ordnung zu bringen, sondern auch mit ihren Gefühlen umgehen, die sie mittlerweile füreinander entwickelt haben …

Set It Up: Alles wie gewohnt

Wer auf eine originelle Geschichte hofft, ist hier definitiv falsch. Jeder, der schon ein paar solcher Filme gesehen hat, weiß spätestens nach fünf Minuten, wie Set It Up enden wird. Aber wer Überraschungen will, sieht sich auch keine Rom-Coms an. Denn dieses Genre lebt nicht von Twists, sondern davon, dass es liefert, was man erwartet. Und das gelingt Set It Up ganz gut. Was zu einem großen Teil an der starken Besetzung liegt. Lucy Liu („Elementary“) spielt die toughe und biestige Karrierefrau gewohnt souverän. Taye Diggs hat sichtlich Spaß an seinen kindischen Ausrastern als cholerischer Chef.

Aber auch Zoey Deutch als ambitionierte junge Frau mit großen Träumen und Glen Powell als nur scheinbar angepasster Yuppie-Assistent machen einen guten Job. Und so fühlt man sich in Set It Up bald sehr wohl, denn die Story ist zwar vorhersehbar, aber eben auch sehr charmant. Das gelingt Drehbuchautorin Katie Silberman sogar, ohne auf schlüpfrige Witze oder andauernde Fremdschäm-Situationen zurückgreifen zu müssen. Stattdessen schafft sie Szenen, die man tatsächlich glauben kann und hält sich mit Zufällen angenehm zurück. Dazu bietet Set It Up einen wundervollen Soundtrack aus Pop-Klassikern, die genau die richtige Stimmung verbreiten.

Set It Up
Charlie und Harper schmieden Pläne, wie sie ihre Chefs verkuppeln könnten.

Set It Up: Die Lacher von der Seite

Die Hauptfiguren sind in Set It Up weitgehend für den romantischen Teil der Handlung zuständig. Die Lacher kommen dafür von den im Genre unverzichtbaren Nebenfiguren, in diesem Fall einem sehr merkwürdigen Haustechniker, einem schwulen Mitbewohner oder einem hochgradig neurotischen Kellner. Obwohl sie nur wenige Momente zu sehen sind, sorgen sie für den richtigen Humor im inhaltlich sehr zahmen und angenehm altmodisch wirkenden Plot. Regisseurin Claire Scanlon, die für viele US-TV-Comedyserien schon Regie führte und für den Schnitt verantwortlich war, zeigt ihr Können mit präzise sitzenden Gags, aber auch einem Blick für den romantischen Moment.

Und so erinnert Set It Up mehr an die zeitlosen Klassiker eines Frank Capra als an die typischen derb-humorigen Rom-Coms der vergangenen Jahre. Statt Schenkelklopfern gibt es hier eher leisen Humor und im Kern ist auch die Story mehr Rom als Com. Dennoch gelingt es ihm, sein Publikum mit dem eingangs geforderten Lächeln zu entlassen und ein gutes Gefühl zu erzeugen. Und damit hat er seine Pflicht als Rom-Com mehr als erfüllt. Und überflügelt Netflix-Filme wie Ibiza deutlich.

Fazit:

Auch, wenn Set It Up letztlich nicht mit den ganz Großen seiner Zunft mithalten kann, so ist er dank seines gut aufgelegten Casts, des präzisen Timings und des angenehm oberhalb der Gürtellinie verbleibenden Humors in jedem Fall sehenswert. Und gehört damit im Netflix-Programm 2018 ganz klar zu den besseren Produktionen. Wer eine Ader für Romantik hat, kommt hier sicher auf seine Kosten.

Set It Up läuft ab dem 15. Juni 2018 auf Netflix.

Set It Up
Dass die beiden sich auch privat näherkommen, ist keine Überraschung.