The Sleepover

Filmkritik: The Sleepover

In letzter Zeit hat Netflix viele Filme für Teenager produzieren lassen und sie ins Programm genommen. Ob Liebesgeschichten wie „The Kissing Booth“ oder Tanzfilme wie „Work It“ oder „Feel The Beat“ – die Zielgruppe wird gut bedient. Mit „The Sleepover“ greift der Streamingdienst nun auch ein Segment an, in dem er bisher noch nicht so aktiv war: die familienfreundliche Komödie. Denn die Abenteuer der Familie Finch in „The Sleepover“ dürfen schon Sechsjährige miterleben. Ist der Film dennoch auch für Erwachsene sehenswert?

Mit harmlosen Familienkomödien und Serien hat Disney in den USA einen höchst lukrativen Markt fest im Griff. Statt auf die Teenies zu setzen, holt Disney bereits die 8-12-jährigen an die TV-Geräte und bindet sie so schon in jungen Jahren an die typischen Inhalte des Mäuse-Konzerns. Weil es aber auf diese Herangehensweise kein Patent gibt, machen sich nun auch andere Anbieter die Idee zunutze. Mit The Sleepover zielt jetzt auch Netflix deutlich auf diese junge Zuschauergruppe – und verzichtet auf F-Wörter und Blut. Macht der Film trotzdem Spaß?

The Sleepover
Margo und Ron scheinen die perfekten Eltern zu sein, doch sie hat ein Geheimnis.

The Sleepover: Die Handlung

Auf den ersten Blick ist die Familie Finch ganz normal. Vater Ron (Ken Marino) ist Bäcker und führt erfolgreich sein eigenes Geschäft. Margo (Malin Akerman) ist Hausfrau und Mutter, Tochter Clancy (Sadie Stanley) eine tolle Cello-Spielerin und verliebt in den Schulschwarm und ihr Bruder Kevin (Maxwell Simkins) eine typische, nervtötende Quasselstrippe mit zuviel Phantasie. Dass die Kinder kein Handy haben dürfen und Margo älteren Schülern schon einmal einen grässlichen Tod androht, sollten sie ihren Sohn weiter ärgern, ist da schon seltsamer.

Als eines Abends ein Paar bei den Finchs auftaucht und die Eltern entführt, werden Clancy und Kevin allerdings hellhörig. Denn die Ereignisse passen so gar nicht zu dem Bild, das sie von ihren Eltern haben. Als kurze Zeit später Henry (Erik Griffin) auftaucht, sich als US-Marshall zu erkennen gibt und erklärt, dass Mama Margo im Zeugenschutzprogramm steckt, wollen die Kinder ihre Eltern unbedingt retten. Mit Clancys Freundin Mim (Cree Cicchino) und Kevins Sleepover-Besuch Lewis (Lucas Jaye) machen sie sich auf den Weg …

Coole Kids, doofe Erwachsene

Obwohl der Film mit Malin Akerman („Watchmen“) und Joe Manganiello („True Blood“) durchaus prominent besetzt ist, bringen es die beiden Schauspieler nur zu Nebenrollen. Die eigentlichen Stars des Films sind Clancy und Kevin. Dementsprechend ist hier auch der Humor – kindgerecht und harmlos. Was gar nicht immer schlecht ist. So gelingt Drehbuchautorin Sarah Rothschild einige durchaus gelungene wiederkehrende Gags um den extrem behüteten Lewis und Clancys flippige Freundin Mim. Die erwachsenen Figuren liegen ihr dafür weniger.

Am schlimmsten hat es Ken Marino als trotteliger Ehemann Ron erwischt. Für ihn hat Rothschild keinen einzigen brauchbaren Gag geliefert, stattdessen muss er sich mit Kotzwitzen und ständigen Ungeschicklichkeiten über Wasser halten – ein Clown für ganz junge Zuschauer, bei dem nicht einmal die Wortgefechte mit dem muskelbepackten Ex-Verlobten seiner Frau zünden. Malin Akermans Rolle ist nur wenig besser geraten. Als toughe Super-Diebin und knallharte Kämpferin persifliert sie fast ihre Watchmen-Rolle – aber eben nur fast.

The Sleepover
Sleepover-Besuch Lewis, Clancy und Freundin Mim entdecken ein Verbrechen – und sind unsicher, was sie tun sollen.

Spy Kids stand Pate

Für die Kids hat sich Rothschild dagegen deutlich an Filmen wie „Spy Kids“ orientiert und schreibt sie als kleine Superhirne, die in „Goonies“-Manier den Spuren folgen müssen, die ihre Mutter für sie zurückgelassen hat. Dazu bekommen sie nicht nur Bond-artige Gadgets, sondern auch abenteuerliche Schlussfolgerungen in den Mund gelegt. Glaubwürdig ist das Ganze keinen Moment lang, aber das lag hier auch nicht im Fokus. Stattdessen will Regisseurin Trish Sie hier eine möglichst rasante und spritzige Abenteuer-Komödie erzählen. Es gelingt leidlich.

Was zum großen Teil an den jungen Darstellern liegt. Während Sadie Stanley als große Schwester noch halbwegs vernünftig agieren muss, darf ihr kleiner Bruder nach Herzenlust seinen Charme sprühen lassen. Und davon hat er so viel, dass The Sleepover bei aller Vorhersehbarkeit und Harmlosigkeit immer wieder niedliche oder sogar witzige Momente aufweist. Denn der aufgeweckte Junge dreht als Agent voll auf. Und kann sein Talent, sich in andere Personen zu verwandeln, nutzbringend einsetzen. Sehr zur Freude des vornehmlich jungen Publikums.

Gemeinsam mit Cree Cicchino und Lucas Jayem, die in ihren Rollen ebenfalls komödiantisches Talent beweisen, reißt Maxwell Simkins so gut wie jede Szene an sich. Dass die Handlung hauptsächlich auf lustigen Szenen ausgebaut ist und weniger auf Logik oder Glaubwürdigkeit, kann man dem Film sicher vorwerfen, muss man aber nicht. Denn der Kernzielgruppe dürfte das herzlich egal sein, solange sie ihren Spaß hat. Und für die dürften die zum Teil hemmungslosen Blödeleien genau das Richtige sein. Erwachsene werden den Film sicher anstrengender finden.

Fazit:

The Sleepover hat die klare Ausrichtung, in die Fußstapfen von Spy Kids und ähnlichen gelagerten Filmen zu treten. Und das macht er für die Zielgruppe auch ganz ansprechend. Die cleveren Kids können durchaus schauspielern und verfügen auch über das richtige Timing für Pointen. Die erwachsenen Kollegen sind allerdings weitgehend schmückendes Beiwerk. Und einen Film, in dem die Erwachsenen mehr nerven als die Kinder, sieht man ja auch nicht alle Tage. Für große Zuschauer eher anstrengend, für kleinere dafür wohl ein großer, spannender Spaß.

The Sleepover läuft ab dem 21. August 2020 bei Netflix.

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The Sleepover
Kevin hingegen findet sich in seiner Rolle als Agent im Schlafanzug schnell zurecht.