Work It

Filmkritik: Work It

Schon wieder ein Teenie-Tanzfilm auf Netflix? Ja, schon wieder. Doch bei allen auf der Hand liegenden Ähnlichkeiten zwischen den Coming-of-Age-Rom-Coms auf dem Streamingdienst haben doch einige ihren ganz eigenen Charme, der sie von den anderen unterscheidet. Hat das auch „Work It“ geschafft? Das klärt die Kritik.

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Um in ihre Traum-Uni zu kommen, muss Quinn unbedingt Teil der Thunderbirds werden. Doch Chef Isaiah lässt sie nicht.

Warum dreht Netflix so viele Teenie-Komödien? Die Antwort ist ganz einfach. Filme wie „Feel The Beat“, „The Kissing Booth“ oder „To All the Boys“ kosten nicht viel, meist sind die Storys für ein paar Millionen Dollar produziert. Wenn sie also floppen, ist dem Streamingdienst kein großer Schaden entstanden. Sind sie aber so erfolgreich wie die Kissing Booth-Reihe, deren dritter Teil schon angekündigt ist, binden sie für kleines Geld eine große Menge Kunden an Netflix. Und die Jungdarsteller, die sich mit solchen Produktionen in die Herzen der Kernzielgruppe spielen können, dürften beim Casting auch Schlange stehen. Wie ist die neueste Version des üblichen Stoffes ausgefallen?

 

Work It: Die Handlung

Quinn (Sabrina Carpenter, „The Hate U Give“) hat einen großen Traum, seit sie ein Kind war. Sie will unbedingt an die „Duke“, die Uni, auf der auch ihr Vater war und der sie oft zu Ehemaligen-Treffen mitnahm, bis er starb. Doch das Vorstellungsgespräch läuft anders als erwartet. Die Verantwortliche ist von Quinns guten schulischen Leistungen ebenso wenig beeindruckt wie von ihren ehrenamtlichen Tätigkeiten im Seniorenheim. Stattdessen will sie wissen, wofür Quinn wirklich brennt. Doch da ist nichts. Deshalb erwähnt Quinn die erfolgreiche Teanzgruppe ihrer Highschool – und die Dame von der Duke ist angetan.

Es gibt nur ein Problem: Quinn kann gar nicht tanzen. Sie war lediglich Beleuchterin des Teams, bis sie nach einem Fehler rausgeworfen wurde – von Superstar und Kotzbrocken Isaiah (Keiynan Lonsdale, „Love-Simon“). Ihre beste Freundin Jasmine (Lisa Koshy) ist zwar eine begnadete Tänzerin, bekommt von Isaiah aber ebenfalls keine Chance. Und so gründen die Freundinnen ihr eigenes Tanzteam – mit reichlich skurrilen Mitgliedern. Dennoch versucht Quinn Jake (Jordan Fisher), den früheren Dauersieger des Work It-Tanzturniers, als Choreograph zu gewinnen …

Story vom Reissbrett

Die Teenie-Film von Netflix stehen nicht unbedingt in dem Ruf, dem Publikum innovative Geschichten zu erzählen. Das Treffen mit alten Freunden kurz vor der großen Lebens-Entscheidung, wo es nach der Schule hingeht. Die erste große Liebe. Der Traum, der sich erfüllen soll. Aus diesen Versatzstücken, oft aus erfolgreichen Young Adult-Liebesromanen, ließ der Streamingdienst schon etliche Filme zusammenbasteln, die alle mehr oder weniger gleich funktionieren. Warum sollte man sich also schon wieder einen davon ansehen?

Natürlich, weil das Publikum jedesmal das bekommt, was es sehen möchte. Sympathische Figuren, die sich beim Tanzen verlieben und als Team zusammenwachsen, um am Ende vielleicht das scheinbar Unmögliche zu erreichen, solche Geschichten gibt es zu Hunderten. Und doch sind einige davon ganz erträglich, andere sogar durchaus sehenswert. Und fast alle aus den gleichen Gründen. Charmante Schauspieler, ein paar richtig gute Gags und jede Menge Feel-Good-Feenstaub, der beim Zusehen seine Wirkung entfaltet, wenn man dafür empfänglich ist.

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So überredet Quinn ihre beste Freundin Yasmine, bei den Thunderbirds auszusteigen, und eine eigen Gruppe zu gründen.

Wer das Genre mag, mag auch Work It

Genau das bietet auch Work It. Die Schauspieler sind gutaussehend oder niedlich – oder skurril genug, um sympathisch zu sein. Eine Handvoll wirklich witziger Momente gibt es auch zu sehen. Und die keimfreie Love-Storys ist vorhanden, nimmt aber nicht so viel Platz ein, dass die Hauptsache – richtig gute Tanzszenen – davon gestört würde. Darin erinnert die Netflix-Produktion deutlich an den deutschen „Into The Beat“, der vor ein paar Wochen in die Kinos kam. Und im Aufbau fast genauso funktioniert wie Work It.

Hauptdarstellerin Sabrina Carpenter, die bereits in The Hate U Give in einer eher fiesen Rolle glänzte, überzeugt hier als zuckersüße Schülerin mit großen Träumen. Ihr männliches Pendant Jordan Fisher hat schon Erfahrung aus To All The Boys 2 und weiß ebenfalls genau, was er vor der Kamera zu tun hat. Und Keiynan Lonsdale, sonst eher der Gute, darf in Work It die fiese Diva heraushängen lasen – und tut das mit sichtlichem Vergnügen. Natürlich ist nichts davon Oscar-würdig oder filmgeschichtlich in irgendeiner Weise von Relevanz.

Aber das will Work It ja auch gar nicht sein. Dieser Film soll einzig und allein die Kernzielgruppe der 12-25-jährigen Zuschauer abholen und glücklich machen – und das tut er, wenn der Zuschauer dieses Genre mag. Weil Regisseurin Laura Terruso und Autorin Alison Peck („Ugly Dolls“) verstanden haben, dass es bei einem solchen Film auf die Details ankommt, die einen durchschnittlichen Film zu einem ansehnlichen machen. Und wer am Ende mitlächelt, muss sich eben eingestehen, dass die alte Rezeptur, gut zusammengerührt, immer noch Wirkung zeigt. Und wohl auch immer wird.

Fazit:

Eine flache Love-Story, eine sehr oft erzählte Story: Die Kurzbeschreibung von Work It lädt nicht gerade dazu ein, sich den Film anzusehen. Und tatsächlich ist das nicht Shakespeare und hat auch nicht den Unterhaltungswert eines „Dirty Dancing“ oder den sozialkritischen Unterton eines „Fame“. Aber wer Lust hat, sich einen kurzweiligen Film anzusehen, dessen Charme zum Teil darauf beruht, dass man eben genau weiß, was passieren wird, der macht hier nichts falsch. Eine Handvoll Gags, tolle Tanzszenen, sympathische Darsteller – mehr braucht es nicht.

Work It startet am 7. August 2020 bei Netflix.

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