The Kissing Booth

Filmkritik: The Kissing Booth

Romantische Highschool-Komödien gibt es wie Sand am Meer, aber ihre beste Zeit hatten sie unbestritten in den 80ern, als Molly Ringwald in Filmen wie „Breakfast Club“ oder „Pretty in Pink“ die Herzen junger Männer höher schlagen und die Herzen junger Frauen mitfühlen ließ. Nun spielt die 50-jährige erneut in einer Teenie-Love-Story mit – aber diesmal als Mutter. Adelt die Schauspielerin „The Kissing Booth“ mit ihrer Anwesenheit?

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Kriegen sie sich oder nicht? In den meisten Fällen stellt sich diese Frage nicht wirklich – und doch gibt es immer wieder Filme des eher seichten Genres der Romantic-Comedy, die trotz ihrer Vorhersehbarkeit Spaß machen. Der viel zu früh verstorbene John Hughes war ein Meister darin, solche bittersüßen Teenie-Komödien samt sozialer Unterschiede, einem traurigen besten Freund und der klassischen Prom-Night zu drehen. Kann der eher unbekannte Vince Marcello ihm als Autor und Regisseur mit The Kissing Booth das Wasser reichen?

The Kissing Booth
Elle und Lee sind beste Freunde von Geburt an. Doch dann verliebt sich Elle ausgerechnet in Lees großen Bruder, den Schulschwarm Noah.

The Kissing Booth: Die Handlung

Elle (Joe King, „Wish Upon“) und Lee (Joel Courtney, „Super 8“) sind nicht nur am gleichen Tag im gleichen Krankenhaus geboren, ihre Mütter waren auch beste Freundinnen. Kein Wunder also, dass auch aus Elle und Lee unzertrennliche Freunde werden, die ihre innige Beziehung mit klaren Regeln versehen haben. Und die sehen neben so einfachen Dingen wie „Du musst deinem besten Freund vergeben, wenn er Eis bringt“ auch Ansagen vor, die etwas schwieriger zu erfüllen sind, als Kinder sich das manchmal so überlegen.

Denn die Regel, dass die andere Familie in Liebesdingen tabu ist, macht Elle schwer zu schaffen, als sie sich auf dem Schuljahrmarkt Lees älterem Bruder Noah (Jacob Elordi) gegenübersieht. Lee und sie haben zum Geld sammeln eine Kissing Booth aufgebaut, in der sich Jungs und Mädchen Küsse kaufen können. Durch einen Zufall gerät Elle an Noah und der Kuss ändert alles. Schnell werden die beiden heimlich ein Paar, aber wie soll Elle das ihrem besten Freund beibringen, der unter dem Superstar Noah schon so lange zu leiden hat?

The Kissing Booth: Highschool mit Retro-Charme

Keine Frage, hier war John Hughes definitiv ein großes Vorbild. Wer bei der Besetzung von Molly Ringwald als Mutter von Lee und Noah vielleicht noch Zweifel hatte, muss diese spätestens dann begraben, wenn im Film im passenden Moment „Don’t you (forget about me)“ von den Simple Minds erklingt, die Mutter aller Highschool-Film-Hymnen. Und wie der Altmeister es annähernd perfekt konnte, versucht auch Vince Marcello einen Film zu schaffen, der so leicht ist, dass er sogar in Milch schwimmt.

Das gelingt ihm durch den hemmungslosen Einsatz von Klischee-Figuren wie den drei hohlen Highschool-Grazien, dem Football-Star Noah und der sich ihrer Anziehungskraft nie bewussten Elle ganz leidlich. Zwar fehlt doch noch ein ganzes Stück, um an einen Klassiker wie Pretty in Pink heranzureichen, aber zumindest das Grundprinzip hat Marcello verstanden. Und so erzählt er ohne allzu großen Tiefgang, aber mit durchweg extrem sympathischen Darstellern eine drollig-naive Story, die wohl keinen richtig von den Sitzen reißt, aber auch nie wehtut.

The Kissing Booth
Und so kommt es, wie es kommen muss: Es gibt dicke Luft und viele Tränen. Kann Lees und Noahs Mutter helfen?

The Kissing Booth: Harmlos, aber niedlich

Während die Kernzielgruppe der 12-15-jährigen möglicherweise bei der einen oder anderen Szene ordentlich mitleiden kann, ist The Kissing Booth für den Rest eher zuckrig-süße Erinnerung an die eigene Schulzeit und erste Liebe. Joey King erledigt ihren Job als gefühlvoll-trotzige Elle sehr charmant und hat bald die Herzen der meisten Zuschauer erobert. Und so leidet man lächelnd ein wenig mit, wenn Elle sich mit eigentlich eher seichten Problemen herumschlägt. Sich in den großen Bruder eines Freundes zu verlieben, das ist nur wahrlich weder ein neuer, noch ein seltener Stoff in der Filmgeschichte.

Marcello gelingt es dabei in keiner einzigen Szene, tatsächlich Zweifel zu säen, ob diese Liebesgeschichte wohl gut ausgeht oder nicht. Aber er erzählt die Story, die in etwa so überraschend ist wie Schnee in Grönland, mit genug Enthusiasmus und Spaß an der Sache, dass The Kissing Booth gut funktioniert. Dass sie dabei ab und zu ein wenig albern wird und die gesamte Zeit über komplett harmlos bleibt, liegt wohl in der Natur der Sache. 

Auch wenn es für John Hughes noch nicht reicht: The Kissing Booth ist ein freundlicher und nie langweiliger Vertreter der Teenie-Romanze, der Realität komplett ausblendet und sich ganz auf seinen einfachen Plot beschränkt. Als „Guilty Pleasure“ geht das durchaus in Ordnung.

Fazit:

Etwas flach, aber charmant und niedlich präsentiert sich Netflix‘ neueste Teenie-Romanze The Kissing Booth. Die Chemie zwischen den drei Hauptdarstellern passt und bei all den kleinen Dramen, die einfach dazugehören, verliert der Film nie seinen Wohlfühl-Charakter. Dazu gelingt es Regisseur Vince Marcello auch, seinen sehr überschaubaren Plot in stolzen 100 Minuten zu erzählen, ohne dabei zu langweilen. Als kleine Romanzen-Portion für zwischendurch ist The Kissing Booth völlig in Ordnung. Und mehr will er auch gar nicht sein.

The Kissing Booth läuft ab dem 11. Mai 2018 bei Netflix.

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