Jemand ist in deinem Haus
Netflix

Filmkritik: Jemand ist in deinem Haus

Und weiter geht es mit Horrorfilmen bei Streamingdiensten im Halloween-Monat! Wenn der Herbst Einzug hält und die Tage kürzer werden, scheint der Bedarf an gruseligen Geschichten besonders hoch zu sein. Denn nicht nur Amazon Prime Video schickt im Oktober mit vier Blumhouse-Horrorfilmen und der Serie „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“ reichlich Gruselstoff ins Rennen um die Zuschauergunst, auch Netflix legt mit „Jemand ist in deinem Haus“ in der Tradition von „Fear Street“ einen blutigen Slasher nach. Kann der Film, zu dem sogar eine Romanvorlage existiert, was bei diesem Genre mehr als ungewöhnlich ist, die Horrorfans überzeugen? Das verrät die Kritik.

Jemand ist in deinem Haus
Ein rassistischer Podcast war Katies letzte schlechte Tat. Der Killer kennt kein Erbarmen.

Die Handlung

Makani (Sydney Park, „The Walking Dead“) lebt erst seit kurzer Zeit bei ihrer Großmutter auf dem Land in Nebraska, nachdem sie wegen eines Vorfalls ihre eigentliche Heimat verlassen musste. Doch die junge Frau hat sich verhältnismäßig schnell eingelebt, auf der High School neue Freunde gefunden und wieder in eine Normalität zurückgefunden, die sie lange vermisst hatte. Da trifft es sie umso härter, dass ein Mitschüler ermordet wurde, der offenbar ein dunkles Geheimnis mit sich herumtrug. Der Killer bestrafte ihn dafür nicht nur mit dem Tod, sondern schickt sein Geheimnis in Form eines Videos auch an seine Mitschüler. Makanis Freundin Alex (Ashja Cooper) verdächtigt sofort den Außenseiter Ollie (Theodore Pellerin), der seine Eltern bei einem Unfall verlor und nun bei seinem älteren Bruder, dem Sheriff, lebt.

Der Killer beweist schnell, dass er nicht vorhat, seine Taten zu beenden. Er bestraft eine Vorzeigeschülerin, die heimlich einen rassistischen Podcast aufgenommen und anonym ins Netz gestellt hat, mit einem grausamen Tod. Langsam greift in der kleinen Gemeinde Panik um sich. Denn auch auf der Party von Zack Stanford (Dale Whibley), dem Sohn des reichsten Mannes der Gegend, gibt es ein Opfer. Der Killer scheint dabei eine Maske zu tragen, die wie das Gesicht seines Opfers aussieht. Makani wird bald klar, dass der Mörder jemand aus der Gemeinde sein muss, der die Einwohner lange kennt – auch ihre Geheimnisse. Das rückt sie selbst ins Visier des Killers. Denn auch ihr dunkles Geheimnis wäre ein Anlass für eine tödliche Strafaktion …

Unoriginall bis ins Mark

Ein geheimnisvoller maskierter Killer, der reihenweise Teenager aufschlitzt, weil sie etwas vermeintlich Böses getan haben, das ist seit vielen Jahrzehnten die große Blaupause für die meisten Filme im Slasher-Genre. Regisseur Patrick Brice, der bereits für „Creep“ verantwortlich war, versucht in Jemand ist in deinem Haus erst gar nicht, diese Prämisse zu leugnen. Stattdessen fährt er in den ausgetretensten Pfaden, die man sich vorstellen kann. In diesem Film zeigt sich nicht eine einzige neue Idee. Dafür gibt es ein Sammelsurium bekannter Szenen, die in anderen Filmen bereits zu sehen waren – und dort meist besser.

Zwar bedient Brice durchaus die Fans blutiger Kills, aber auch da ist keine Innovation zu entdecken. Hier gibt es nur das kleine Serienkiller mit Maske-Einmaleins zu sehen. Zudem ist die Selbsteinschätzung von Netflix zum Film – eine 18 – nicht unbedingt nachvollziehbar, denn so explizit brutal ist der Film nun auch wieder nicht. Nun ist das Genre nicht unbedingt dafür bekannt, besonders tiefschichtige oder originelle Plots zu erzählen, das beweisen unzählige Fortsetzungen von „Freitag, der 13.“ und „Halloween“ seit Jahrzehnten. Aber diese beiden Reihen halten sich meist zumindest an die goldene Regel des Slasherfilms: Du sollst dein Publikum nicht langweilen! Das hat Brice leider nicht beherzigt. Und auch Henry Gayden, der Drehbuch-Autor, nicht. Kaum zu glauben, dass der Mann den durchaus originellen „Shazam“ geschrieben hat.

Sydney Park
Ist der angebliche Psychopath Ollie tatsächlich eine Gefahr für Makani?

Keinerlei frische Idee

In Jemand ist in deinem Haus passiert nicht nur wenig Unvorhersehbares, es ist auch noch langweilig in Szene gesetzt. Das halbe Dutzend Jump-Scares im Film können Genre-Kenner vorher ansagen, der Killer ist mehr als generisch und ein paar klägliche Versuche, das Publikum mit falschen Spuren in die Irre zu führen, sind der Erwähnung kaum wert. Und so plätschert die Suche nach dem Killer über weite teile des Films gemächlich vor sich hin und führt weder zu erhöhtem Adrenalin-Ausstoß beim Publikum noch zu irgendeiner nennenswerten Spannung. Das bleibt bis zum überhastet erzählten Finale, in dem sich noch einmal alle Genre-Klischees die Klinke in die Hand geben. Zudem ist keine einzige Figur im ganzen Film auch nur ansatzweise interessant geraten.

Es gab eine Zeit, als „Scream“ einem scheinbar toten Sub-Genre des Horrors mit Macht neues Leben einflößte. Die Mischung aus Parodie und hartem Slasher-Horror, das gekonnte Spiel mit Klischees und das Brechen derselben, all das machte Wes Cravens modernen Klassiker zur Frischzellenkur der Slasher-Film. Jemand ist in deinem Haus schlägt dagegen eher den vorletzten Nagel in den Sargdeckel. Denn der uninspirierten Regie-Arbeit schließen sich auch die Darsteller an. Keiner liefert hier eine Vorstellung ab, an die man sich nur ein paar Minuten nach Ende des Films noch erinnern könnte. Ob der Roman, auf dem der Film basiert, ein wenig besser ist oder ähnlich öde, lässt sich hier nicht beurteilen. Dass er noch schwächer ist, ist hingegen kaum vorstellbar.

Jemand ist in deinem Haus
Makani und ihre Freunde sind bald alle durch den Killer bedroht.

Fazit:

Jemand ist in deinem Haus ist wohl der schwächste Horrorbeitrag auf Netflix seit vielen Monaten. Während man bei manchen ebenfalls nicht umwerfenden Genre-Beiträgen zumindest noch irgendwo eine originelle Idee oder eine gut gemachte Szene findet, ist dieser unfassbar generische Slasherfilm einfach nur öde. Manch ein Fan mag sich an den wenigen, aber dafür blutigen Kills ergötzen, Spannung bringt der Film aber ebenso wenig hervor wie auch nur den Anflug von Horror. Denn etwas mehr als eine Blaupause erfolgreicher Vorbilder sollte ein Film schon sein, um eine Existenzberechtigung zu haben. Das sucht man hier allerdings vergeblich.

Jemand ist in deinem Haus startet am 6. Oktober 2021 bei Netflix.

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Jemand ist in deinem Haus
Denn der denkt nicht daran, mit seinen Morden aufzuhören.