Fear Street 1978

Filmkritik: Fear Street 1978

Vergangene Woche startete Netflix die Horror-Trilogie „Fear Street“ nach den Romanen von R.L. Stine. Nach dem blutigen Auftakt, der im Jahr 1994 spielt, springt die Fortsetzung „Fear Street 1978“ ins titelgebende Jahr zurück. Hier erzählt der zweite Film die Story um die Hexe von Shadyside weiter und schildert eine frühere Mord-Serie in der verfluchten Stadt. Diesmal begibt sich die Film-Reihe auf die Spuren von Jason Vorhees und Gesinnungskollegen, die in Jugend-Camps ihre Opfer suchen. Hält der zweite Teil das blutige Niveau und die Retro-Atmosphäre vom Vorgänger? Das klärt die Kritik.

Hier findest du die Kritik zu Fear Street 1994

Fear Street 1978
Camp Nightwing wird im Sommer des Jahres 1978 zum Schauplatz blutiger Morde.

Die Handlung

Deena (Kiana Madeira) und ihr Bruder Josh (Benjamin Flores Jr.) haben zwar die Horrornacht (aus Teil eins) überlebt, aber Deenas große Liebe Sam (Olivia Welch) wurde ein Opfer des Fluches und trägt nun einen Serienkiller in sich. Weil Deena unbedingt Antworten braucht, fahren sie zum Haus von C. Berman (Gillian Jacobs), die im Jahr 1978 ebenfalls das Gesicht der Hexe sah, aber diese Begegnung überlebt hat. Dafür muss es einen Grund geben, denken Deena und Josh. Und sie schaffen es, dass Berman ihre schmerzhaften Erinnerungen mit ihnen teilt …

Shadyside 1978. Constance, genannt Ziggy (Sadie Sink, „Stranger Things“) und ihre Schwester Cindy (Emily Rudd) verbringen ihre Ferien im Camp Nightwing, wo sich die Jugendlichen aus Shadyside und Sunnyvale jeden Sommer treffen. Während Cindy sich von ihren Wurzeln lösen und lieber mit den Sunnyvale-Kids Zeit verbringen möchte, ist Ziggy eher auf Krawall gebürstet und eckt ständig an. Nur mit Krankenschwester Lane (Jordana Spiro) kommt sie gut aus. Doch ausgerechnet die versucht plötzlich, Cindys Freund Tommy (McCabe Sly) zu töten. Ist Lane verrückt geworden, weil ihre Tochter Ruby vor Jahren zum Serienkiller wurde? Oder steckt mehr dahinter? Bald gibt es erneut die ersten Toten …

Sadie Sink Emily Rudd
Die Schwestern Cindy und Constance „Ziggy“ Berman geraten unfreiwillig ins Zentrum der Ereignisse.

 Hofknicks vor Jason und Co.

Ob der Zuschauer an Fear Street 1978 Spaß hat oder nicht, hängt stark von der Intention ab, mit der er oder sie den Film sieht. Als reine Fortsetzung der Ereignisse aus Teil eins ist der Film nur mäßig interessant, weil er zwar wichtige, aber vergleichsweise wenig neue Erkenntnisse bringt. Das Ende der Story in Teil drei wäre auch ohne den zweiten Teil möglich gewesen. Die wichtige Info, die Deena erhält, rechtfertigt keinen ganzen Film. Wer aber Fear Street 1978 als Hommage an „Freitag, der 13.“ oder „Sleepaway Camp“ wahrnimmt, kommt voll auf seine Kosten.

Denn während sich Teil eins eher vor Klassikern wie „Scream“ oder „Halloween“ verbeugte, sind diesmal die Feriencamp-Schlitzer im Fokus der Story. Wie schon Teil eins hat Netflix auch für die Fortsetzung eine Freigabe ab 18 Jahren gewählt. Und der Gewaltgrad ist auch ähnlich. Zwar treibt es Regisseurin Leigh Janiak nicht ganz so derb wie der Killer im ersten Freitag, der 13., aber der Blutgehalt ist auch in Fear Street 1978 ordentlich und dürfte Fans optisch härterer Film durchaus entgegenkommen. Ansonsten bewegt sich auch der zweite Film der Reihe in bekannten Bahnen und erfindet das Rad nicht neu. Damit ist gerade bei Camp-Slashern die Handlung sehr eng vorgegeben – maskierter Killer tötet Jugendliche auf blutigste Art und Weise.

Fear Street 1978
Nick und Ziggy fliehen vor dem Axtkiller – aber ist ihr Versteck auch sicher?

Oldschool-Slasher mit Retro-Vibes

Denn die Retro-Schiene der Reihe wird hier nahtlos fortgesetzt. Hier sterben vor allem die, die es nach der moralischen Vorgabe auch verdienen: Kids, die Sex haben, Kids, die Drogen nehmen, Kids, die trinken. Allerdings fügt Janiak hier noch die Variante hinzu: Kids, die gerade am falschen Ort sind. Denn der Killer von Camp Nightwing ist nicht wählerisch, was seine Opfer angeht – er nimmt, was er kriegt. Und so bietet auch Fear Street 1978 einen üppigen Body-Count, wobei viele Opfer im Off mit der Axt erschlagen werden und die Kamera nur die blutigen Spuren der Tat einfängt.  

Doch beim derben Finale zeigt Janiak die Taten des Killers sehr deutlich. Und durch die bereits früh angekündigte Tragik der Geschehnisse zieht sich nicht nur eine Blutspur durch den Film, sondern auch ein kräftiger Hauch von Melancholie und Trauer. Denn der Zuschauer weiß ja bereist aus dem Vorgänger, dass die Mordserie von Camp Nightwing für die meisten Jugendlichen nicht sonderlich gut ausging. Das ist allerdings auch eine dramaturgische Schwäche des Films, der bei einigen wichtigen Charakteren das Mitzittern überflüssig macht, denn das Publikum wartet nur noch auf den Zeitpunkt des angekündigten Todes. Daraus hätte der Film ohne diese Ansage durchaus mehr Spannung ziehen können.

Fear Street 1978
Die Schritte des Killers kommen näher: Ruhig verhalten oder wegrennen, das ist hier die Frage …

Wie schon 1994 sind auch in Fear Street 1978 die Darsteller durchweg gut gecastet und zeigen eine ordentliche Performance, auffällig stark ist neben „Stranger Things“-Star Sadie Sink auch Emily Rudd. Die beiden spielen Schwestern und harmonieren wunderbar – bis zum fiesen Finale. Und clevere Zuschauer kommen vielleicht sogar schon auf die Lösung des Rätsels, das offiziell erst am 16. Juli mit Fear Street 1666 aufgelöst wird. Einige Hinweise lassen sich bereits im Camp Nightwing finden. Dazu ist der Soundtrack, wie schon bei 1994, wieder vom Feinsten und taucht das Camp in coolen Rock und Pop der späten 70er.

Fazit:

Mit Fear Street 1978 präsentiert Netflix eine nahtlose Fortsetzung zu Fear Street 1994. Ähnlich blutig wie Teil eins, verbeugt sich der mittlere Film der Trilogie hauptsächlich vor Jason Vorhees und anderen Camp-Killern. Dabei passt die Musik ebenso gut in den Film wie die durchgehend guten Darsteller. Auch wenn der zweite Teil zur Gesamtstory nur wenig beiträgt, ist er als Hommage an die goldenen Zeiten der brachialen Teenie-Slasher im Jugendcamp absolut sehenswert.

Fear Street 1978 startet am 9. Juli 2021 bei Netflix.

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Sadie Sink
Die Flucht aus dem Camp ist fast geschafft, doch noch hat Ziggy den Killer nicht abgeschüttelt.