The Suicide Squad
Warner Bros.

Filmkritik: The Suicide Squad

Welch großen Unterschied kann ein kleines Wort machen? Mit „The Suicide Squad“ ist nur der Artikel dazugekommen und dennoch schaut sich der mögliche zweite Teil von „Suicide Squad“ (so richtig eindeutig ist das nicht) wie ein völlig anderer Film. Woran das liegt und ob sich der Gang ins Kino lohnt, klärt die Kritik.

The Suicide Squad
Savant wird auf seinen Einsatz in der Squad vorbereitet – mit einem Sprengsatz im Nacken!

Die Handlung

Amanda Waller (Viola Davis) ist noch immer die Chefin der Suicide Squad, in der kriminelle Superschurken einen Teil ihrer Strafe erlassen bekommen, wenn sie auf besonders gefährliche Missionen für die US-Regierung gehen. Diesmal zwingt sie neben den bereits bekannten Charakteren wie Harley Quinn (Margot Robbie), Flag (Joel Kinnaman) und Captain Boomerang (Jai Courtney) auch ein paar neue Rekruten ins Team. Da ist der tierische King Shark (Sylvester Stallone), ein weißer Hai auf Beinen. Der psychopathische Savant (Michael Rooker), der jedes Objekt zielsicher wirft. Ratcatcher II (Daniela Melchior), eine junge Frau, die Ratten kontrollieren kann. Und der Elitekiller Peacemaker (John Cena), der keine Gnade kennt.

Befehlen soll diese illustre Runde nach Wallers Wunsch der Söldner Bloodsport (Idris Elba), den sie mit fiesen Mitteln zum Mitmachen zwingt. Und so landen zwei Teams der Squad auf dem kleinen Inselstaat Corto Maltese, um dort eine von den Nazis gebaute Forschungsstation namens Jotunheim zu vernichten, in der die Regierung Potenzial für einen Terroranschlag auf US-Gebiet sieht. Doch Bloodsport weiß nicht, dass eines der Teams nur zur Ablenkung dient und mit wenigen Ausnahmen nach ein paar Minuten ausradiert oder gefangen wird. Mit einer abgespeckten Truppe muss er nun die Mission erledigen. Doch weil der Superschurke The Thinker (Peter Capaldi) seine Finger im Spiel hat, wird das alles andere als ein Kinderspiel …

Lachsalven zwischen den Explosionen

Regisseur James Gunn wurde unlängst in einem Interview dazu befragt, wie viele Vorschriften Disney ihn eigentlich für seinen Marvel-Hit „Guardians of the Galaxy“ gemacht habe. Und Gunn antwortete, dass lediglich die Thanos-Szene und das PG-13 als Freigabe von Disney vorgegeben waren, sonst habe er völlig freie Hand gehabt. Wer wissen will, was Gunn macht, wenn er einen harten R-rated Film ganz ohne Beschränkungen machen darf, muss sich The Suicide Squad ansehen. Lange gab es keinen Film mehr, der so sehr die unverfälschte Handschrift seines Machers trug wie dieser. Austoben konnte sich Gunn als Autor und Regisseur früher schon, wie beispielsweise in „Slither“ – aber er hatte dabei noch nie ein derart hohes Budget, das ihm auch die verrücktesten Ideen möglich machte.

Und das sieht man The Suicide Squad jederzeit an. Gunn entfacht hier eine Zerstörungswut sondergleichen und überrascht selbst Veteranen des Over-The-Top-Superheldenfilms. Warum ein Haus kaputtmachen, wenn du einen ganzen Stadtteil in Schutt und Asche legen kannst. Das scheint eines von Gunns Mottos gewesen zu sein. Allerdings wäre es höchst unfair, Gunns Bemühungen nur in diesem Bereich zu würdigen. Denn der 55-jährige, der nach der Begnadigung durch Disney nun am dritten Guardians-Film arbeitet, bietet auch als Autor schräger Dialoge und saukomischer Situationen wieder sein ganzes Können auf. Schon die erste Viertelstunde ist für Fans von blutigem und schwarzen Humor ein absolutes Fest.

Margot Robbie
Versteht nicht bei allen Dingen Spaß: Harley Quinn.

Konsequenter Wahnsinn

Dass Gunn mit The Suicide Squad konsequent sein Ding macht, sieht man allein am Umgang mit Harley Quinn. Sie ist durch die großartige Margot Robbie ein starker Charakter und wird gebührend in Gunns Film gewürdigt. Allerdings hat sich nicht annähernd so viel Screentime wie in „Birds of Prey„. Der deshalb auch von der ursprünglichen Tea-Idee nicht mehr viel in den fertigen Film gerettet hat. Gunn macht das hier deutlich besser und inszeniert die durchgeknallte Schurkin als wichtiges, aber dennoch nicht einziges Mitglied der Squad. Alle wichtigen Figuren bekommen ihre Szenen, die, wenn nötig, auch kurz durchaus ernsthaft werden können. Und so glänzen in The Suicide Squad eben nicht nur Elba und Robbie, sondern auch andere Darsteller.

So ist David Dastmalchian als Polka-Dot-Man für ein paar der schrägsten Bilder im Film verantwortlich. Stallone arbeitet als Stimme für King Shark mit lustigen Punchlines. Und selbst die Kurzauftritte von Gunns Buddies Michael Rooker und Nathan Fillion sind eine Schau. Gunn hat bei allen schrägen Ideen immer das Gefühl für einen Team-Film, bei dem alle Elemente wichtig sind. Unter dem Einfluss welcher Substanzen er allerdings den Plot verfasste, bleibt im Dunkeln. Denn derart irre Filme sieht man im Kino selten und mit einem derartigen Aufwand noch viel seltener. The Suicide Squad ist so verrückt, dass die Story selbst als Comicheft möglicherweise beim zuständigen Redakteur hängengeblieben wäre. Warner war clever genug, Gunn dennoch komplett von der Leine zu lassen.

Der Braindead des Superhelden-Genres?

The Suicide Squad
Auf einen Drink und ein Schwätzchen in der Kneipe: Der Thinker und Bloodsport.

Und das Ergebnis ist ein so konsequent irrsinniges Kinoerlebnis. wie man es nur alle paar Jahre oder noch seltener zu Gesicht bekommt. Vergleiche mit Peter Jacksons „Braindead“ drängen sich da auf, auch wenn The Suicide Squad kein Horror ist. In Sachen Blut und Gewalt ist aber ebenfalls derartig überzogen, dass manch ein Zuschauer angesichts des Gorefaktors wohl sprachlos in die Sitze sinken dürfte. Und es dürfte auch durchaus Publikum geben, für den Gunns Vision eines abgedrehten und harten Superhelden-Actioners einfach etwas zuviel des Guten darstellt. Das ist tatsächlich auch komplett nachvollziehbar. Wem es im Kino aber gar nicht schräg genug zugehen kann und wer die bisherigen Filme von James Gunn mochte, kommt an The Suicide Squad nicht vorbei.

Fazit:

Mit The Suicide Squad präsentiert Regisseur und Autor James Gunn vor seiner wohl letztmaligen Rückkehr ins MCU seine Vision eines ebenso brutalen und blutigen wie unfassbar lustigen Superhelden-Films, der sich selbst keine Sekunde ernst nimmt. Und mit vielen schrägen Ideen, Figuren und Dialogen einen Drogentrip-ähnlichen 130-Minuten-Ritt auf die Leinwand zaubert, den vor allem genre-Fans lange nicht vergessen werden. Dieser Film ist der absolute Gegenentwurf eines Films mit Botschaft und serviert am laufenden band blutiges Popcorn-Kino vom Feinsten. Allerdings geht Gunn mit seinem überlangen Monster so lange nicht vom Gas, dass es manch einem Zuschauer schon zu viel werden könnte. 

The Suicide Squad startet am 5. August 2021 in den deutschen Kinos.

The Suicide Squad
Schon jeder für sich gefährlich, sind die Mitglieder der Squad gemeinsam eine hochexplosive Mischung.