How It Ends

Filmkritik: How It Ends

Irgendjemand, der bei der Streaming-Plattform Netflix etwas zu sagen hat, scheint großer Science-Fiction-Fan zu sein. Denn die Zahl der Filme aus diesem Genre im Jahr 2018 kann sich sehen lassen. Der neueste Streich ist der Endzeit-Thriller „How It Ends“, für den Regisseur David M. Rosenthal gleich zwei Stars verpflichten konnte. Ist die Reise zum möglichen Ende der Welt mit Theo James und Forest Whitaker sehenswert?

Liegt es an Donald Trump und Wladimir Putin oder an der globalen Erwärmung? Momentan haben Untergangsszenarien wieder Hochkonjunktur. Ob das an einem „Quiet Place“ passiert oder in Serien wie „The Rain“ oder „Altered Carbon“ – die Zukunft ist düster. Nachdem Netflix bereits „Auslöschung“, „Cargo“ und „Das Cloverfield-Paradox“ ins Programm hoben, kommt mit How It Ends nun eine weitere Produktion, die sich mit dem möglichen Ende der Menschheit beschäftigt. Wie gut ist der Film?

How It Ends
Weil in der Luft nichts mehr geht, beschließt Tom, den Weg zu seiner Tochter mit dem Auto zurückzulegen.

How It Ends: Die Handlung

Eigentlich wollte Will (Theo James) seine schwangere Frau Samantha (Kat Graham) nicht allein in Seattle zurücklassen, doch eine Dienstreise nach Chicago steht an. Wohl oder übel besucht er dabei auch seinen Schwiegervater Tom (Forest Whitaker), zu dem er kein sonderlich gutes Verhältnis hat. Am nächsten Morgen ist Will bereits am Flughafen, als plötzlich landesweit der Strom ausfällt und ein Gespräch mit Sam abrupt beendet wird. Trotz seiner Bemühungen findet Will keinen Flug nach Hause.

Da meldet sich Tom, der mit dem Auto die lange Strecke nach Seattle bewältigen will, um seine Tochter zu retten, wenn nötig. Notgedrungen schließt sich Will diesem Trip an und fährt gemeinsam mit Tom Richtung Westen. Schon bald gerät das Duo in erste Auseinandersetzungen zwischen verzweifelten und skrupellosen Einwohnern, die Tom meist mit Androhung von Gewalt löst – sehr zum Unwillen des friedlichen Will. Doch je länger die Reise dauert, desto mehr verabschiedet sich die Zivilisation …

How It Ends: Wirkung statt Ursache

Ob es am Budget von „nur“ 20 Millionen lag oder am Drehbuch von Brooks McLaren? Regisseur Rosenthal interessiert sich in seinem Film herzlich wenig für das Unglück, das offenbar dabei ist, die Zivilisation auszulöschen und verzichtet auf einstürzende Wolkenkratzer oder verheerende Erdbeben. Mehr als einige diffuse Stürme und ein wenig Effektgewitter im Finale bekommen wir vom möglichen Ende der Welt nicht zu sehen. Stattdessen legt Rosenthal weitaus mehr Wert auf die Auswirkungen, die dieses Ereignis auf die amerikanische Gesellschaft hat. Und macht so aus seinem Sci-Fi-Ansatz einen düsteren Road-Movie.

Denn je weiter das ungleiche Duo kommt, desto weniger gelten Gesetze – außer dem Gesetz des Stärkeren. Bald scheint die Metropole New York mit all ihren Regeln und ihrem Komfort viel weiter weg zu sein als nur einige hundert Meilen. Rosenthal inszeniert diese Entwicklung schleichend und setzt immer wieder gekonnt Momente ein, in denen eine neue Stufe des kommenden Wahnsinns sichtbar wird. Mit denen seinen Helden auf sehr unterschiedliche Arten umgehen.

How It Ends
Unterwegs muss Will immer wieder nach Wasser und Benzin suchen, auch in einem liegengebliebenen Zug der Armee.

How It Ends: Kein Buddy-Movie

 Das Drehbuch von How It Ends schafft es dabei, aus den beiden Männern, die sich eigentlich nicht sonderlich mögen, glaubwürdig ein funktionierendes Team zu machen. Ohne dabei zu gefühlsduselig zu werden oder zu dick aufzutragen. Das ist auch ein Verdienst von Theo James und Forest Whitaker, die ihre Rollen sehr zurückgenommen anlegen und nur in Notsituationen aus sich herauskommen. Das langsame Zusammenwachsen der beiden Reisenden gehört so auch zu den Höhepunkten des Films.

Dem leider gegen Ende zunehmend die frischen Ideen ausgehen und die Handlung so zwar noch immer spannend bleibt, aber doch etwas beliebig wird. Überlebenskämpfe gegen namenlose, maskierte Killer gab es in Endzeitfilmen einfach schon zu oft, um damit noch punkten zu können. Dennoch macht Rosenthal die meiste Zeit der 100 Minuten Länge einen weiten Bogen um allzu ausgelutschte Klischees aus der Endzeit-Kiste und erzählt lieber davon, wie schnell die Zivilisation von Menschen abfällt, die um ihr Leben kämpfen.

Auch die letzte Szene macht deutlich Lust auf mehr. Und man wünscht sich, How It Ends wäre der Pilotfilm zu einer Serie, die noch weiter in die durchaus interessante Story eindringt. Das wird aber wohl nicht passieren.

Fazit:

Ein Meilenstein des dystopischen Films ist Regisseur David M. Rosenthal zwar nicht gelungen, ein recht ansehnlicher Beitrag zum Genre aber sehr wohl. Dank seiner Darsteller gelingen Rosenthal einige dichte und intensive Szenen, während er seine Protagonisten auf ihre Reise ans Ende der Zivilisation schickt. Dabei setzt das Script mehr auf eine langsam wachsende Atmosphäre des Unbehagens als auf allzu plakative Bilder.

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How It Ends läuft ab dem 13. Juli 2018 bei Netflix.

How It Ends
Von den großen Städten ist bald nicht mehr viel übrig, wie Will feststellen muss.