Auslöschung

Filmkritik: Auslöschung

Als Paramount kürzlich bekannt gab, dass ihr Sci-Fi-Thriller „Auslöschung“ statt ins Kino zu Netflix wandern würde, waren viele Fans alles andere als begeistert. Lediglich die USA und China bekommen eine Kinoauswertung. Der Rest der Welt kann sich den bildgewaltigen Film lediglich auf dem Bildschirm ansehen. Aber lohnt sich das überhaupt? 

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Der britische Regisseur und Autor Alex Garland gilt als eines der größten Talente für Genrethemen aller Art. So begann er seine Karriere als Drehbuchautor für „28 Days later“ und legte mit „Sunshine“, dem ungewöhnlichen „Never let me go“, der blutigen Comicumsetzung „Dredd“ und schließlich seinem Regiedebut „Ex Machina“ nach. So richtig viele Fehlschläge hat Garland also noch nicht auf dem Konto. Ändert sich das mit dem ambitionierten Auslöschung, bei dem er wie bei Ex Machina Drehbuch und Regie beisteuerte?

Auslöschung
Fünf Frauen sollen das Rätsel der Energieglocke lösen, an dem bereits zahlreiche, rein männliche Teams scheiterten.

Auslöschung: Die Handlung

Die Biologin und Ex-Soldatin Lena (Nathalie Portman) vermisst ihren Mann Kane (Oscar Isaacs), der von einer Geheimmission vor einem Jahr nicht zurückgekehrt ist. Doch plötzlich steht er wieder in der gemeinsamen Wohnung, scheinbar ohne große Erinnerungen an seine Vergangenheit. Als er aber zusammenbricht, ruft Lena den Notarzt – und findet sich nach einer Gefangennahme durch das Militär in einer Station wieder, die vor einem offenbar außerirdischen Phänomen gebaut wurde.

Eine schimmernde Energiewand teilt ein Stück Land und Wasser an der Küste vom Rest der Welt ab – und alle Expeditionen dort hinein hatten den gleichen Ausgang – niemand kam zurück. Kane ist der erste Überlebende, liegt aber im Sterben. So entschließt sich Lena, mit vier anderen Frauen, unter anderem der Psychologin Ventres (Jennifer Jason Leigh) und der Physikerin Josie (Tessa Thompson, „Thor: Tag der Entscheidung„), in das Gebiet einzudringen. Sie hofft, dort eine Erklärung für den Zustand ihres Mannes zu finden. Sie findet viel mehr …

Auslöschung: Kopfkino in coolen Bildern

Mit dem für ihn üppigen Etat von 40 Millionen Dollar zeigt Garland, gemeinsam mit seinem Kameramann Rob Hardy, dass er neben seinem Talent, faszinierende Storys zu verfassen auch ein Auge für Bilder besitzt. Denn der Sci-Fi-Thriller Auslöschung punktet vor allem optisch ganz gewaltig. Weswegen eigentlich jeder Filmfan nur bedauern kann, dass er den Film nicht auf einer großen Kinoleinwand zu sehen bekommt.

Garland zeigt das Innere der seltsamen Energieglocke als Ort, in dem sich das Leben verändert. Und dafür findet er Optiken, die ebenso schön wie schrecklich sind. Auch ohne zu wissen, wie sie genau entstanden sind, machen mutierte Krokodile und Bären mächtig Angst. Während andere Lebewesen, wie Blumen, die in Menschengestalt wachsen, auch unheimlich sind, aber eben auch sehr ansprechend aussehen. Oder schrillbunte Flechten an den Bäumen schnell klar machen, dass das nicht mehr die Welt ist, die wir kennen.

Auslöschung
Im Inneren des Gebietes scheinen die Gesetzt der irdischen Natur nur noch bedingt zu gelten.

Auslöschung: Anspruchsvolle Sci-Fi statt Action

Wer jetzt aber einen Actionkracher wie „Aliens“ erwartet, liegt völlig falsch. Garland spricht, wie so häufig in seinen Arbeiten, mehr das Gehirn an und mutet einen nicht genreaffinen Publikum eine ganze Menge zu. Denn seine Erzähluing – oder vielmehr seine Umsetzung des ersten Romans einer Trilogie von Jeff VanderMeer, erzählt nur sehr vordergründig von Monstern und Mutationen. Eigentlich geht die Geschichte sprichwörtlich unter die Haut und beschäftigt sich nicht mit Horrorthemen, sondern mit tiefgehenden philosophischen Fragen.

Was ist Leben? Wie definiert es sich? Und welche Veränderungen sind gut, welche schlecht? Garland, der nach eigener Aussage das Buch nur sinngemäß verfilmte und viele Änderungen vornahm, zeigt zwar einige Szenen, die sehr gruselig und verstörend sind. Aber er zielt letztlich viel tiefer ins Mark der Zuschauer. Und konfrontiert sie am Ende mit Szenen, die nicht selbsterklärend sind. Das dürfte garantiert nicht jedem gefallen, als Liebling der Massen hat Garland seinen Film aber definitiv auch nicht konzipiert.

Auslöschung bietet einige Ansatzpunkte für hitzige Diskussionen unter Sci-Fi-Fans, wird nie eindeutig und gehört dadurch sicher zu den spannenderen Vertretern des Genres. Es dürfte aber auch genug Zuschauer geben, die sich den Film nicht bis zu Ende ansehen, weil er ihnen so gar nichts sagt. Aber das war bei anspruchsvoller Science Fiction eigentlich schon immer so. Daher dürfte auch Auslöschung glühende Verehrer finden und heftige Ablehnung erfahren.

Fazit:

Optisch über jeden Zweifel erhaben, ist Auslöschung inhaltlich so ambivalent, dass von Meisterwerk bis völliger Quatsch wohl alle Wertungen zusammenkommen dürften. Mich hat er nicht wirklich gepackt, was vielleicht daran liegt, dass noch zwei Teile der Story fehlen. Als kopflastige Sci-Fi, die sich mit den ganz großen Fragen über Leben und Evolution auseinandersetzt, funktioniert er aber gut.

Auslöschung ist ab dem 12. März 2018 bei Netflix zu sehen.

Auslöschung
Auf ihrer Suche nach Antworten findet Lena völlig andere als die, mit denen sie gerechnet hat.

 
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