Als der“Black Panther“ 1966 zum ersten Mal in einem Comicheft der „Fantastic Four“ auftauchte, war der erste schwarze Superheld der Welt geboren. Bis er sein eigenes Heft bekam, dauerte es allerdings etwas. Das ist bei seiner Kinokarriere nicht anders: Bereits in „Captain America: Civil War“ hatte T’Challa, der Prinz von Wakanda, seinen ersten Leinwandauftritt, doch es dauerte bis zum eigenen Film. Jetzt ist er da – aber ist er auch gut?
Während mit „Back Lightning“ DCs erster schwarzer Held momentan bei Netflix in Serie geht, haben sich die Marvel-Macher nun ihren dunkelhäutigen Helden vorgenommen und ihn mit reichlich Schauspiel-Prominenz ins Kino gebracht. Black Panther basiert dabei, wie immer bei Marvel, auch auf den Vorgängerfilmen, in denen einige der Protagonisten schon eingeführt wurden. So gibt es ein Wiedersehen mit Ulysses Claw aus „Avengers: Age of Ultron“ und etlichen Figuren aus Civil War. Ist der Film ein weiteres gelungenes Kapitel der Marvel-Kinogeschichte?
Black Panther: Die Handlung
Alles beginnt mit einem Rückblick. Wakandas König T’Chaka (John Kani) besucht seinen jüngeren, im US-Exil lebenden Bruder N’Jobu (Sterling K. Brown). Die Brüder geraten in Streit über den Umgang mit Wakandas großem Schatz, dem Vibranium-Metall. Dabei kommt N’Jobu zu Tode.
Heute:Tot ist nun auch T’Chaka und sein Sohn T’Challa (Chadwick Boseman) soll der neue König von Wakanda werden. Das Land ist technologisch hochstehend und unermesslich reich, hält sein Wissen und seinen Besitz aber vor aller Welt geheim. Nicht jeder im Land findet das richtig.
Doch T’Challa will zuerst einmal König werden, bevor er Dinge ändert. Ihm zur Seite stehen dabei seine Mutter (Angela Basset), seine Schwester Shuri (Letitia Wright), Ex-Freundin Naika (Lupita Nyong’o) und General Okoye (Danai Gurira, „The Walking Dead“), eine kampfstarke Amazone. Sie alle unterstützen den Black Panther, dessen Macht und Kostüm von einem König auf den anderen übergeht, bei seinem Versuch, gestohlenes Vibranium von ihrem Erzfeind Claw (Andy Serkis) zurückzuholen. Doch der eigentlich schon gefasste Dieb kann entkommen – danke Eric Killmonger (Michael B. Jordan), einem US-Söldner, der noch eine Rechnung mit Wakanda und dessen König offen hat …
Black Panther: Buntes Abenteuer mit viel Prominenz
Auch in seinem neuesten Werk hat Marvel nicht mit bekannten Gesichtern gegeizt. Neben den schon Genannten sind auch Forest Whitaker, Daniel Kaluuya („Get Out“) und Martin Freeman („Sherlock„) zu sehen. Freeman spielt erneut den CIA-Agenten Everett Ross. Und so ist fast jeder halbwegs wichtigen Rolle jemand dabei, der Film- und Serienfans bekannt vorkommen dürfte. Das unterstreicht die Wichtigkeit, die Marvel – und die schwarze Schauspielerszene von Hollywood – dem Film einräumen. Und tatsächlich kommen außer Martin Freeman und Andy Serkis kaum weiße Schauspieler vor. Marvel legte offenkundig großen Wert darauf, die sich die schwarzen Fans der Superhelden hier mit möglichst vielen Figuren gut identifizieren können.
Ganz ähnlich sieht das mit der Optik des Films aus. Zwar hat Marvel sicher nicht auf historische Genauigkeit oder korrekte Kleider geschaut, dafür aber Produktionsdesign und Kostüme so afrikanisch wie nur irgend möglich wirken lassen. Das macht Black Panther zum wohl bislang buntesten Superhelden-Abenteuer überhaupt, denn die meisten Figuren sind in strahlendes Gelb, Blau oder Rot gehüllt und wirken vor dem satten Grün von Dschungel und Steppe wie grelle Farbtupfer. Das sieht manchmal allerdings arg nach Postkartenidylle aus.
Black Panther: Cooles Setting mit Standardstory
Mit dem Königreich Wakanda, in dem der Großteil des Films spielt, ist nach all den Marvelfilmen in US-Großstädten oder dem Weltall endlich mal ein Szenario zu sehen, dass extrem frisch und anders wirkt. Denn die Mischung aus afrikanischer Natur und Hightech-Stadt in bunten Farben sorgt für Bilder, die so einfach noch nicht im Marvel-Universum zu sehen waren. Das erweitert nicht nur die Marvel-Welt, sondern sorgt auch bei Langzeit-Fans für nötige Abwechslung.
Und das hat Black Panther auch nötig, denn die Story des Films gehört nicht zu den spannendsten, die Marvel uns bislang geboten hat. Warum erste Twitterstimmen den Film als Highlight der Serie und Eric Killmonger als besten Bösewicht sei Loki feiern, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. Denn weder bietet die Geschichte um den Sohn, der in „König der Löwen„-Manier in die Fußstapfen seines Vaters wachsen will, irgendeine neue Variante. Noch ist die Motivation von Killmonger für sein Handeln in irgendeiner Art neu oder originell. Das hat man alles schon gesehen – und hin und wieder sogar besser. Dazu kommt, dass die Grundidee des Plots – ein afrikanisches Land kann seit Jahrzehnten verhindern, dass sein Reichtum und technisches Know-How bemerkt werden – in Zeiten von SHIELD und Stark-Technologie schlicht sehr schwer zu glauben ist.
Unstrittig hingegen ist die unglaubliche physische Präsenz der beiden Widersacher. Was Bosemann und Jordan hier bieten, ist beeindruckend, wie auch die meisten Actionsequenzen des Films. Zwar ist gleich der erste Auftritt des Black Panther nur mäßig gut geschnitten, danach aber sind die Kämpfe und Verfolgungsjagden marveltypisch vom Feinsten. Das muss den Fans aber genügen, weitere Highlights bietet der Film im Vergleich zu anderen Marvelfilmen nicht. Daher reiht sich Black Panther eher im Mittelfeld der Reihe ein, macht aus seinem Charakter aber wenigstens nicht so eine Lachnummer wie „Thor: Tag der Entscheidung“ das tat.
Fazit:
Optisch gelungene Marvel-Comicumsetzung, die inhaltlich aber keine Bäume ausreißt. Der spielfreudige Cast kann zwar die eine oder andere durchschnittlich geschriebene Szene auffangen, aber aus dem wenig innovativen Plot auch keinen brillanten Film machen. Als Aufgalopp zum Megaspektakel „Avengers: Infinity War“ ist der im internen Marvel-Ranking eher mittig platzierte Black Panther aber gut geeignet.
Black Panther startet am 15. Februar in den deutschen Kinos.