das Pubertier

Filmkritik: Das Pubertier

Welche Chance haben Väter, wenn die Tochter tief in der Metamorphose vom Kind zur Frau steckt und „Das Pubertier“ wird? Keine! Jan Josef Liefers führt das eindringlich vor – mit spektakulären Rückzugsgefechten. Aber ist das auch lustig?

Verfilmungen von angesagten Romanen ist in Deutschland immer so eine Sache: Manchmal gelingt die Umsetzung ganz gut, manchmal möchte man die Hände vor Gesicht schlagen und sich ein wenig fremdschämen. Zu welcher Kategorie gehört Das Pubertier

Das Pubertier
Was geht? Da sind Carla und Edward offenbar noch unentschlossen

Das Pubertier: Die Handlung

Einst war Carla (Harriet Herbig-Matten) Hannes Wengers (Jan Josef Liefers) kleines Mädchen, doch kurz vor ihrem 14. Geburtstag ist davon nicht mehr viel übrig. Carla rebelliert, wo es nur geht, reibt Papa jeden seiner Fehler genüsslich unter die Nase und explodiert wegen jeder Kleinigkeit. Was Mama Sara (Heike Makatsch) eher mit einem Schulterzucken abtut, stürzt Papa Hannes in eine Krise. Es muss doch möglich sein, dem Kind da durchzuhelfen! Von nun an lässt er nichts unversucht, Carla durch diese schwere Zeit zu bringen – ganz unabhängig davon, ob sie das überhaupt will.

Einen Schritt weiter sind da die Freunde Holger (Detlev Buck) und Miriam (Monika Gruber): Deren Filius macht den beiden bereits seit einiger Zeit das Familienleben zur Hölle und begegnet Erziehungsversuchen seines Vaters wahlweise mit Spott oder Hasstiraden. Das geht soweit, dass Fotoreporter Holger sich nach Afghanistan zurücksehnt und Miriam ohne aufhellende Substanzen gar nicht mehr zurechtkommt. Weil sich das zerstrittene Ehepaar Hannes mit der Geburtstagsfeier für Carla aber nicht allein lassen will, nimmt das Unglück seinen Lauf …

Konsequent zu viel

Regisseur Leander Haußmann inszenierte nicht nur, er schrieb auch gleich das Drehbuch. Und schuf ein kleines Wunder. Denn nach den ersten Minuten, in denen er sein Publikum auf seinen Film einnordet, hält er dieses Niveau den gesamten Film über durch. Wo es bei Loriot oft durch minimale Übertreibung lustig wurde, zeigt Haußmann, dass eine Umdrehung mehr Irrsinn auch noch richtig gut funktioniert. Und so jagt er seinen Star Jan Josef Liefers von einer peinlichen Aktion in die nächste. Denn weder das bockige Töchterchen, noch der konsequent lernbehinderte Vater haben vor, auch nur einen Quadratzentimeter nachzugeben. Hin und wieder hält man beim Zusehen tatsächlich inne, um sich zu sagen, dass Haußmann einfach zu viel macht. Nur um sich dann in die nächste brüllend komische Szene zu werfen.

Das verdankt er neben dem umwerfenden Liefers auch dem heimlichen Star des Films: Detlev Buck. Die ohnehin gut geschriebene Figur bekommt durch Bucks trockene Schnoddrigkeit noch den letzten Schliff und macht jeden Auftritt zum einem Highlight. Ob das ein Crashkurs für den Nachwuchs beim Joint drehen ist oder die Art und Weise, wie er Liefers als Partyhüter in den Wahnsinn treibt, zeigt Buck als großen Könner in Sachen Humor. Und die abwechselnd hysterische und komplett ruhige Monika Gruber als seine Gattin ist kaum schwächer. Hier reißen schon die Nebenfiguren fast alles raus.

Das Pubertier
Die heimlichen Stars: Als dysfunktionales Ehe- und Elternpaar Holger und Miriam reißen Detlev Buck und Monika Gruber jede Szene locker an sich.

Familientauglich

Außerdem gelingt es Haußmann, sowohl Eltern wie Heranwachsende so gleichmäßig durch den Kakao zu ziehen, dass tatsächlich beide Zielgruppen an diesem Film Spaß haben können. Dazu lässt der Regisseur bei allen peinlichen Momenten und viel Klamauk seinen Figuren ihre Würde und wird weder zu albern noch zynisch. Das gibt dem Film eine angenehme Atmosphäre, die wenige kurze Momente des Leerlaufs im zweiten Drittel des Films ausgleicht. Denn das Publikum hat bis dahin längst gelernt: Der nächste Aussetzer kommt bestimmt.

Allerdings lässt Haußmann auch keinen Zweifel daran, dass Das Pubertier nicht in einer glaubhaften Realität spielt. Die Familie im Münchner Vorort ohne jeglichen Geldsorgen hat mit dem Leben der meisten Zuschauer sicher wenig zu tun. Das sorgt aber auch dafür, dass der Film so federleicht geworden ist und sich ganz auf seine hormonell verursachten Schwierigkeiten konzentrieren kann. Da ist der ebenfalls von Constantin Film produzierte „Tigermilch“, der im August in die Kinos kommt, aus ganz anderem Holz geschnitzt, obwohl er auf dem Papier das gleiche Thema hat. 

Fazit:

Alle paar Jahre dreht Leander Haußmann eine richtig gute Komödie: Nach „Sonnenallee“ und „Herr Lehmann“ ist es nun wieder soweit. Gute Besetzung, die Handlung konsequent übertrieben und ein kluger Blick auf Details, ohne je richtig böse zu sein – damit kann Haußmann punkten. Trotz einiger kleiner Schwächen bringen Jan Josef Liefers und Detlev Buck die Story mit ihrem komödiantischen Talent locker ins Ziel. Diese Pubertät macht tatsächlich richtig Laune.

Das Pubertier startet am 6. Juli in den deutschen Kinos.

Das Pubertier
Papa Hannes versteckt sich aus Neugier unter dem Bett seiner Tochter – ob das eine gute Idee ist?