Black Lightning

Serienkritik: Black Lightning

Mit dem schwarzen Schuldirektor Jefferson Pierce alias „Black Lightning“ startete unlängst bereits die fünfte DC-Superheldenserie auf dem US-Sender The CW. Ab dem 23. Januar zeigt Netflix in Deutschland jede Woche eine neue Folge des mächtig geladenen Helden. Lohnt sich das Einschalten?

Obwohl Marvel mit dem „Black Panther“ den ersten echten schwarzen Superhelden bereits in den 60ern schuf, gebührt doch Black Lightning der Ruhm dafür, der erste schwarze Held zu sein, der ein eigenes Heft bekam – das war 1977. Von sonderlich viel Erfolg gekrönt waren Pierces Auftritte allerdings nicht. Nicht einmal ein Jahr lang (nur elf Hefte) erschienen die Abenteuer von Black Lightning, dann war Schluss. Allerdings tauchte Pierce danach immer wieder in anderen Serien auf und wurde im Lauf der Zeit ein halbwegs bekannter Held der DC-Comics. Schafft er das auch im TV?

Black Lightning
Viele Jahre hat Jefferson Pierce sein Superhelden-Kostüm in Schrank gelassen und nur als Schuldirektor seinem Viertel geholfen.

Black Lightning: Die Handlung

Vor elf Jahren verschwand der einstige Held des Problemviertels Suicide Slum von der Bildfläche. Vorher hatte Black Lightning gegen Verbrechen aller Art gekämpft, doch von einem Tag zum anderen war er verschwunden. Dass Jefferson Pierce (Cress Williams), der Mann unter der Maske, das seiner Frau und Familie zuliebe getan hat und mitnichten tot ist, weiß nur sein alter Mentor Peter (James Remar) – und natürlich seine mittlerweile Ex-Frau Lynn (Christina Adams). Doch als seine jüngere Tochter Jennifer durch einen Flirt mit einem Jungen in die Machenschaften der Gang „The 100“ gezogen wird, muss Pierce erstmals wieder aktiv werden und seine Elektrokräfte nutzen, um sie zu retten.

Damit begeistert er nicht nur Jennifer und deren ältere Schwester Anissa, die den Helden cool finden, ohne zu wissen, wer er ist. Er zieht sich auch den Zorn des Gang-Anführers Tobias Whale zu, der das Viertel als seinen Besitz betrachtet und über das Comeback des Superhelden alles andere als erfreut ist. Schnell wird klar, dass Pierce seine Ruhepause endgültig beenden muss, als es im Viertel die ersten unschuldigen Opfer gibt. Dieser Entschluss ist allerdings Gift für die Annäherungsversuche an Lynn, die er noch immer liebt. Kann der Familienvater tatsächlich Superheld, Ehemann, Vater und Rektor der einzigen guten Schule im Viertel sein – und das überleben?

Black Lightning: Klassische CW-Handschrift

Die Erwartungen waren durchaus hoch. Denn Greg Berlanti, Produzent aller bisherigen DC-TV-Serien bei CW, sollte diese Serie für den größeren Sender FOX entwickeln. Damit waren nicht nur Crossover mit den anderen Helden ausgeschlossen, die Fans erwarteten auch eine etwas andere Art Superhelden-Show: ernster, dunkler, realistischer. Doch FOX zog im letzten Moment zurück, die Serie passe nicht in die ohnehin dicht gedrängte Drama-Schiene des Senders. Und so landete Black Lightning doch auf CW und teilte damit das Schicksal von Supergirl, deren erste Staffel auf CBS lief, bevor sie ebenfalls zu CW (gehört sowohl CBS als auch Time Warner) wechselte. 

Und schon nach der Pilotfolge ist klar: Dort passt Black Lightning auch perfekt hin. Denn obwohl nach wie vor keine Crossover zwischen ihm und den anderen Serien angedacht sind, werden Fans von „Arrow“ doch sehr schnell viel Bekanntes wiederfinden. Denn im Ton ähnelt Black Lightning der ersten Berlanti Show, nach der das neue DC-Universum auch „Arrowerse“ heißt, recht deutlich. Düsterer und mit Gangstern statt Superwesen als Gegner, sind die Parallelen zwischen Pierce und Oliver Queen recht deutlich.

Allerdings baut Berlanti bereits in der Pilotfolge am „Team Black Lightning“, da er mit der Erfahrung von vier anderen Serien inzwischen weiß, dass der Held allein auf Dauer nicht funktioniert. Erst im Gespann mit Sidekicks, Familie, Freunden und Helfern wurden die DC-Serien zu echten Hits für CW. Comicfans wissen hier schon mehr – und die werden auch sonst zufrieden sein. Denn der Plot hält sich eng an die Original-Story des ersten Hefts aus dem Jahr 1977.

Black Lightning
Doch als seine Tochter in Gefahr ist, tritt er wieder als Black Lightning in Erscheinung.

Black Lightning: Network-Harmlosigkeit

Inhaltlich zeigt die Serie Parallelen zu „Luke Cage“, einem frühen schwarzen Helden bei Marvel, der 2016 seine eigene Serie bei Netflix bekam. Denn hier wie dort kämpft ein schwarzer Held im eigenen Viertel gegen Gangster aus dem eigenen Viertel. Das passiert bei Back Lightning allerdings bedingt durch den frei empfangbaren US-Sender deutlich harmloser als beim Marvel-Kollegen, der ein wenig härter und brutaler zuschlagen darf.

Und auch die Art des Erzählens, die Charaktere und Ereignisse erinnern sehr an Arrow und andere DC-Serien. Ganz in Ordnung, aber nicht wirklich großartig, oft etwas sehr simpel erzählt und ohne große Überraschungen, bietet Black Lightning routinierte Superhelden-Action im grenzwertigen Leuchtreklame-Kostüm. Und lässt leider kaum ein Klischee über Schwarz-Weiß-Probleme in den USA aus. Trotzdem lassen sich die Anfänge von Black Lightning flott wegschauen und unterhalten durch die guten Schauspieler auch, wenn man denn ebenfalls Spaß an Arrow und The Flash hat. Wem diese Serien zu harmlos und lasch sind, der wird auch mit dem Neuen wenig Freude haben. Es ist aber zu hoffen, dass Black Lightning im Lauf der Episoden noch ein wenig stärker einen eigenen Look und Stil bekommt. Sonst wird er es gegen seine Mitbewerber wohl schwer haben.

Fazit:

Neue Superheldenserie mit schwarzem Hero, die allerdings stark an die bereits bekannten Kollegen Arrow und Flash erinnert. Nicht nur der Produzent, auch die Machart ist identisch. Wer auf Superhelden steht und in seinem Kalender noch Platz hat, sollte ruhig einmal nachsehen, ob er sich von Jefferson Pierce und seinen Töchtern ordentlich unterhalten fühlt – die Chancen stehen nicht schlecht. An die meisten Marvel-Serien bei Netflix kommt diese Network-Produktion aber nicht heran.

Black Lightning startet am 23. Januar auf Netflix – mit einer neuen Folge pro Woche.

Black Lightning
Anissa Pierce arbeitet an der gleichen Schule wie ihr Vater – und ist ihm auch sonst nicht unähnlich.