Bad Boys for Life

Filmkritik: Bad Boys for Life

Nach 17 Jahren Pause zeigen sich Will Smith und Martin Lawrence nochmals in ihren Rollen als „Bad Boys for Life“. In den 90ern galt der erste Teil aus der Bay/Bruckheimer-Schmiede als wegweisendes Action-Vehikel mit Starpower. Doch mittlerweile stehen die „Mission Impossible“– und „Fast and Furious“-Reihen als Gipfel der Actionkracher im Fokus des Publikums. Kann das in die Jahre gekommene Duo da noch mithalten? Will es das überhaupt? Oder setzt der dritte Film der Reihe andere Akzente?

Während Will Smith 1995 bereits auf dem Sprung zum Superstar war, kannte niemand Martin Lawrence. Und das hat sich trotz einiger eigener Filme nicht wirklich geändert. Smith landete unlängst aber mit „Gemini Man“ ebenfalls einen Flop, der gerade im Bereich des Action-Films, Smiths eigentlichem Top-Genre, doch überraschend kam. Vielleicht ein Grund, warum er sich bereit erklärte, nach so langer Pause zum Franchise zurückzukehren. Hat sich der inzwischen 51-jährige mit Bad Boys for Life also einen Gefallen getan?

Bad Boys for Life
Obwohl Mike Lowry schon viele Dienstjahre auf dem Buckel hat, lässt er es im Einsatz noch immer richtig krachen.

Bad Boys for Life: Die Handlung

Seit 25 Jahren sind die Detectives Mike Lowry (Will Smith) und Marcus Burnett (Martin Lawrence) nun schon Partner als Cops im Miami. Und Marcus, der Frau, Tochter und nun sogar einen Enkel hat, denkt ans Aufhören. Das passt Mike allerdings überhaupt nicht, der trotz einer ehemaligen Beziehung zu Kollegin Rita (Paola Nunez) noch immer Single ist. Als bei einem spaßigen Wettrennen zwischen Mike und Marcus plötzlich ein Motorradfahrer auftaucht und Mike mit gezielten Schüssen fast umbringt, ändert sich für die Miami-Cops aber alles.

Captain Howard (Joe Pantoliano) will Mike auch sechs Monate später nicht auf seinen eigenen Fall loslassen, obwohl es inzwischen weitere Morde des Motorrad-Killers gab. Und Marcus ist wie geplant in Rente gegangen. Ritas neues Spezialteam AMMO, in dem unter anderem die junge Kelly (Vanessa Hudgens) Dienst tut, soll den Fall abschließen. Doch für Mike ist die Sache persönlich, sogar mehr, als er selber weiß. So drängt er sich und seinen Ex-Partner in die Ermittlungen – mit den typischen Folgen für Autos, Mobiliar, Gangster und Unbeteiligte …

Bad Boys for Life: Maue Story und Action aus dem letzten Jahrtausend

Über die Wichtigkeit der Drehbücher bei großen Action-Blockbuster lässt sich trefflich streiten. So wird niemand ernsthaft behaupten, dass die Scripts für die Fast and Furious-Filme Ausbünde an filmischer Logik und Glaubwürdigkeit wären. Dafür bieten die Macher aber Action und Stunts, die vorher so noch nie zu sehen waren. Und gleichen die oftmals ganz schön hohlen Plots ein wenig aus. Ein ähnlich schwaches Drehbuch benutzte das belgische Regie-Duo Arbi und Fallah auch – nur dass Bad Boys for Life in Sachen Action keine Maßstäbe mehr setzt.

Und so darf man als Zuschauer über die erstaunlichen Defizite moderner Polizeiarbeit, die diese Geschichte überhaupt erst möglich machen, nicht nachdenken. Sonst kann man dem Film womöglich gar nichts mehr abgewinnen. So soll  das Publikum hier glauben, dass die Verbindung zwischen mehreren Morden an Cops und Richtern auch nach einem halben Jahr Ermittlung noch nicht entdeckt wurde, obwohl es heute mit einem Computer vermutlich nur ein paar Sekunden dauert, die gemeinsamen Fälle der Opfer zu finden.

Bad Boys for Life
Deshalb ist er auch nur wenig begeistert, dass er mit Kollegin und Ex-Lover Rita und deren Spezialteam zusammen arbeiten soll.

Bad Boys for Life: Immerhin Humor

Aber geschenkt, der Plot ist mau, was macht der Humor? Denn schon früher gingen die Zuschauer auch in diese Filme, um den beiden Hauptdarstellern zwei Stunden dabei zuzuhören, wie sich gegenseitig anfrotzelten, während sie gefühlte Hundertschaften Gegner über den Haufen schossen. Auch hier hat das Duo ein wenig Patina angesetzt. Aber die lustigen Momente zwischen Smith und Lawrence sind diejenigen, die im ganzen Film noch am besten funktionieren. Wenigstens ein paar der der Gags sitzen richtig gut und machen Rest erträglicher.

Was sie die Regisseure aber dabei gedacht haben, dem Publikum Martin Lawrence, der deutlich sichtbar tüchtig zugelegt hat, als Actionstar verkaufen zu wollen, bleibt unklar. Zwar macht sich das Script zu Beginn noch gebührend darüber lustig, dass Lawrence kein schlankes Reh mehr ist. Im Verlauf der Handlung scheint ihn das aber immer weniger und weniger zu behindern. Und im Gegensatz zu Smith, der seine Rolle gewohnt souverän spielt, ist Lawrence auch nicht wirklich überzeugend, wenn es um die ernsten Momente der Story geht.

Ebenfalls überflüssig bis ärgerlich sind die ständigen Sight-Seeing-Shots von Miami, die den Film oft wie ein überlanges Musik-Video wirken lassen. Und Bad Boys for Life so jeglichen eigenen Stil konsequent verwehren. Die Action ist zwar meist ansehnlich, der richtige Kick fehlt aber doch. Und so bietet der vorläufige Endpunkt der Bad Boys-Reihe (wobei Teil vier bereits in Arbeit sein soll) neben der Nostalgie nur wenig Gründe, sich diesen Film anzusehen. Wem dumme Sprüche von Smith und Lawrence genügen, der wird sich aber amüsieren.

Fazit:

Bad Boys for Life kommt definitiv viele Jahre zu spät. Während der Humor zwischen Martin Lawrence und Will Smith noch am wenigsten angestaubt wirkt, ist die Action nicht mehr auf dem neuesten Stand. Dazu kommt eine erstaunlich doofe Story, die nicht einmal versucht, einen glaubhaften Krimiplot zu erzählen. Und ein Martin Lawrence, der offenbar nicht sehr motiviert war, hier noch einmal an alte Erfolge anzuknüpfen. Wer die beiden Helden seiner Jugend nochmal wiedersehen möchte, hat vielleicht Nostalgie-Spaß, gegen moderne Action-Overkills wie „Hobbs and Shaw“ stinkt das dritte Abenteuer der Bad Boys aus Miami aber ab.

Bad Boys for Life startet am 16. Januar 2020 in den deutschen Kinos.

Bad Boys for Life
Sein alter Partner Marcus wäre Mike lieber, doch der hat der Gewalt abgeschworen – eigentlich.