Hobbs and Shaw

Filmkritik: Hobbs and Shaw

Die „Fast and Furious“-Reihe gehört zu den Mega-Sellern der vergangenen Kinojahre. Die immer wilderen Stunts mit Autos und anderen Fahrzeugen haben die verschiedenen Regisseure in immer unglaublichere Höhen geschraubt, zuletzt in Fast and Furious 8 mit Charlize Theron als Bösewicht. Zwei der beliebtesten Figuren der Serie bekommen nun ihren eigenen Film. Mit „Hobbs and Shaw“ geht Action-Kultregisseur David Leitch („Deadpool 2“) an den Start und serviert echtes Testosteron-Kino mit viel Augenzwinkern.

Gemeinsam mit seinem Kollegen Chad Stahelski inszenierte David Leitch nicht nur den ersten „John Wick“, sondern startete eine kleine Revolution in Sachen Action. Was die beiden seither auf die große Leinwand brachten, gehört bei Action zu den spektakulärsten Filmen der vergangenen Jahre. Und auch beim Humor konnte Leitch in Verbindung mit dem umwerfenden Ryan Reynolds als Deadpool punkten. Aber was fängt er mit Action-Haudegen wie Dwayne Johnson und Jason Statham an?

Hobbs and Shaw
Deckard Shaws Schwester Hattie steckt in Schwierigkeiten – das ruft nicht nur den großen Bruder auf den Plan.

Hobbs and Shaw: Die Handlung

Hattie Shaw (Vanessa Kirby), Schwester von Deckard Shaw (Jason Statham) steht als Anführerin einer MI6-Einheit vor einer großen Aufgabe. Sie soll mit ihrem Team einen extrem tödlichen Virus bergen, der in London versteckt wurde. Erst läuft der Einsatz gut, doch dann taucht der Elitekiller Brixton (Irdis Elba) auf, der offenbar von einer geheimnisvollen Macht mit Körperupgrades ausgestattet wurde. Hattie hat nur eine Wahl: Sie injiziert sich selbst die Viruskapseln und flieht als letzte Überlebende vor der Ein-Mann-Armee.

Sofort werden die Geheimdienste aktiv. Der CIA schickt Luke Hobbs (Dwayne Johnson) in den Einsatz nach London, das MI6 bietet den abtrünnigen Agenten Deckard Shaw um Hilfe. Beide Behörden wissen offenbar nicht, was es für beide bedeutet, als sie zusammenarbeiten sollen. Und so fliegen zwischen den beiden verbal sofort die Fetzen. Dennoch können sie Hattie finden. Damit sind die Probleme allerdings nicht beendet, sondern fangen für das Trio wieder Willen erst richtig an. Denn Brixton hat mit Shaw noch eine Rechnung offen …

Hobbs and Shaw: Action satt und dumme Sprüche

Hobbs and Shaw ist so etwas wie die Wiedergeburt der 80er Jahre Buddy-Movies. Auch da waren die beiden Helden sich zu Beginn meist wenig sympathisch und mussten sich im Lauf der relativ unwichtigen Handlung zusammenraufen, um am Ende den Sieg davonzutragen. Nach genau diesem Schnittmuster funktioniert auch der neue Leitch-Film. Während sich Hobbs und Shaw aufs Übelste beleidigen, verprügeln sie nebenbei eine Horde Gegner oder glänzen mit fast unmöglichen Fahrmanövern. Das erinnert deutlich an Filme wie „Tango & Cash“.

Aber damals wie heute war das Ganze entweder gleich komödiantisch angelegt oder wurde wenigstens regelmäßig ironisch gebrochen. Hobbs and Shaw macht beides. Zum einen nehmen die beiden Stars ihre völlig übertriebene Alpha-Männchen-Nummer keine Sekunde ernst. Und bei wem das dennoch nicht ankommt, für den macht der Charakter von Vanessa Kirby noch regelmäßig klar, dass das andauernde Silberrücken-Gehabe doch eher nervt als imponiert. Das ist meist so gut gemacht, dass es nicht nur für Fans der F&F-Reihe witzig ist.

Hobbs and Shaw
Der mit High-Tech verbesserte Elitekiller Brixton will Hattie in die Finger kriegen.

Hobbs and Shaw: Unterhaltungsprodukt

Das Drehbuch von Fast and Furious-Veteran Chris Morgan Und Drew Pearce, Verfasser von „Mission Impossible – Rogue Nation“, hat dabei in keinem Moment den Anspruch, mehr sein zu wollen als ein Vehikel für irre Stunts, gut choreographierte Kampfszenen und viel Testosteron-Dialoge. Das alles soll ausschließlich unterhalten, und alle Beteiligten ordnen sich diesem Ziel unter. Das ist für Fans gehobener Kino-Unterhaltung – gern mit etwas Tiefgang – sicher eine Qual. Aber ein großer Spaß für Zuschauer, die gar nicht mehr wollen als zwei Stunden Spaß.

Dass sie den bekommen, liegt vor allem an den beiden Stars Johnson und Statham, die gemeinsam einfach gut funktionieren und eine Chemie aufweisen, wie man sie manchem Liebespaar vor der Kamera wünschen würde. Idris Elba macht als Superschurke ebenfalls eine gute Figur. Und die coole Vanessa Kirby hat sich mit ihrem Auftritt hier definitiv für die Rolle der „Catwoman“ im nächsten Batman-Film empfohlen, für die sie bereits im Vorfeld gehandelt wurde. Ohne dieses Quartett würden die teils irren Stunts bedeutend weniger Spaß machen.

Hobbs and Shaw ist ein reines Unterhaltungsprodukt. Aber eines, das so offen dazu steht wie kaum ein anderer Film. Und das verlieht ihm einen trashigen Charme, den der Zuschauer durchaus mögen kann. Spätestens, wenn Dwayne Johnson im Lendenschurz und mit antiker Holzwaffe dem High-Tech-Heer von Brixton gegenübersteht, hat man ohnehin keine Fragen mehr. Es muss knallen, coole Bilder haben und einen guten Gag jederzeit über eine sinnvolle Handlung stellen. Und das tut Hobbs and Shaw eindrucksvoll. 

Fazit:

Hobbs and Shaw bleibt grundsätzlich der Fast and Furious-Reihe treu, nimmt sich als Spin-Off mit zwei körperlich extrem präsenten Schauspielern aber die Freiheit, die Autostunts zugunsten wilder Prügeleien ein wenig zurückzunehmen. Während aber die Hauptreihe trotz meist komplett alberner Handlung immer einen Rest großer Gefühle ins Ziel retten will, gibt sich dieser Film ganz dem gehobenen Slapstick hin und treibt das Prinzip des Buddy-Movies auf die Spitze. Weil sich das alles keine Sekunde ernst nimmt und dazu noch ironisch gebrochen wird, macht Hobbs and Shaw seiner Zielgruppe garantiert eine Menge Spaß – der Rest wendet sich mit Grausen ab. Doch selbst dieses Publikum müsste wahrscheinlich ein paar Mal über die abstruse, aber irgendwie doch charmante Trash-Arie lachen.

Hobbs and Shaw startet am 1. August 2019 in den deutschen Kinos.

Hobbs and Shaw
Um Hattie zu retten, müssen Hobby und Shaw, obwohl sie sich nicht leiden können, notgedrungen zusammenarbeiten.