Sex Education Staffel 2

Serienkritik: Sex Education Staffel 2

Mit „Sex Education“ gelang Netflix ein Überraschungserfolg. Die erste Staffel wurde weltweit mehr als 40 Millionen Mal im ersten Monat nach Veröffentlichung angesehen. Das ist zwar nicht die beste Quote, die eine Netflix-Serie je hatte, aber dennoch ein echter Hit. Demenstprechend schnell bestellte der Streaming-Anbieter Sex Education Staffel 2. Und die steht jetzt in den Startlöchern. Können auch die neuen Folgen um den jungen Otis und seine Mutter, die Sex-Therapeutin, wieder überzeugen?

Die Kritik zu Staffel 1 finden Sie hier

Sex-Komödien gehen gerne mal sprichwörtlich in die Hose. Eine Unmenge an extrem unlustigen „American Pie“-Rip-Offs und andere, wenig gelungene Sex-Filmchen für Teenager sind der Beweis dafür. Dass es auch durchaus ansehnlich geht, sich über die erwachenden Triebe lustig zu machen, zeigen Filme wie „Der Sex-Pakt“ – und Serien wie Sex Education. Kann die Serie auch in der zweiten Staffel den gelungenen Spagat zwischen lustigen und traurigen Momenten in den Leben von Teenagern halten?

Sex Education Staffel 2
Aimee wurde sexuell belästigt und Maeve bringt ihre Freundin dazu, die Sache bei der Polizei zu melden.

Sex Education Staffel 2: Die Handlung

Otis (Asa Butterfield) schwebt auf Wolke Sieben. Mit Ola (Patricia Allison) hat er endlich eine Freundin und arbeitet sich mit ihr gemeinsam immer näher an „das erste Mal“ heran. Maeve (Emma Mackey) hingegen, die Otis eigentlich ihre Gefühle gestehen wollte, als sie ihn mit Ola sah, hat sich in ihr Schneckenhaus im Trailerpark zurückgezogen. Doch das ändert sich zwangsweise, als ihre drogensüchtige Mutter nach Jahren wieder auftaucht – mit einem neuen Schwesterchen im Schlepptau. Maeve ist erst geschockt, trifft dann aber eine Entscheidung …

Eric (Ncuti Gatwa) vermisst Adam (Connor Swíndells), der nach einer gemeinsamen Liebesnacht von seinem Vater, dem Schuldirektor Groff (Alistair Petrie), in die Militärakademie gesteckt wurde. Doch er findet Trost im neuen Austausch-Schüler Raheem aus Frankreich, der schnell zum Mädchenschwarm der Schule wird, aber nur Augen für Eric hat. Und Otis‘ Mutter Jean (Gillian Anderson) kämpft mit ihren Probleme mit ihrem neuen Lover Jakob (Mikael Persbrandt), der ihre Wohnung immer mehr mit Beschlag belegt …

Sex Education Staffel 2: Toller Spagat

Es ist nicht zu leugnen, Sex Education ist eine sehr tapfere Serie. Denn sie traut sich nicht nur, sich mit dem heiklen Thema Sex zu beschäftigen, was häufig ein sehr schmaler Grat zwischen langweilig und peinlich ist. Sondern die Serie geht zwischen allen Lachern auch immer wieder an Orte, die deutlich düsterer und absolut nicht lustig sind. Beides gelingt den Machern um Serienschöpferin Laurie Nunn auch in der zweiten Staffel wieder ausgezeichnet. Dabei wirkt die Arbeit der Autoren nie angestrengt, Sex Education verfügt über eine wundervolle Leichtigkeit.

Immer den richtigen Ton zu treffen, um eine Szene weder zu albern, noch zu ernst werden zu lassen, ist eine schwierige Übung, wie viel zu viele Filme und Serien beweisen, die das beim Thema Sex nicht hinbekommen. Sex Education Staffel 2 hält hier das Niveau der ersten und marschiert traumhaft sicher durch die vielen möglichen Peinlichkeiten. Dazu verteilen die Autoren die Handlungsstränge diesmal auf mehr Schultern, um noch mehr unterschiedliche Aspekte von Liebe und Sexualität unterzubringen. Keiner davon enttäuscht.

Sex Education Staffel 2
Die schräge Lily und Ola freunden sich an, was Otis nicht unbedingt freut.

Sex Education: Lacher mit Würde

Dass Sex Education so viel Spaß macht, aber auch anrührt und Mitleid erzeugt, liegt daran, dass die Macher ihre Figuren nie unter der Gürtellinie treffen, sondern den Charakteren ihre Würde lassen. So lacht der Zuschauer eher mit als über die jungen Helden der Serie. Fans der ersten Staffel treffen darüber hinaus alle spannenden und skurrilen Figuren wieder. Das macht auch deshalb viel Freude, weil die Schauspieler alle eine tolle Vorstellung geben und ihre Rollen zutiefst menschlich und daher auch niemals wirklich peinlich spielen.

Vor allem Gillian Anderson dreht in Sex Education Staffel 2 nochmal richtig auf und reißt jede Szene, in der sie mitspielt, sofort an sich. Außerdem entwickelt sich ihre Beziehung zu ihrem Sohn deutlich weiter als zuvor – bis zu einem reinigenden Gewitter. Dazu durchläuft sie aber ebenso eine interessante Entwicklung wie die anderen Figuren der Serie. Keine ist am Ende der Staffel dort, wo sie noch zu Beginn der neuen Episoden war. Diese Reisen zu beobachten, gehört zu den spannendsten Dingen in Staffel zwei.  

Und die Songs sind erneut wieder derart brillant ausgewählt, dass jede Szene, in der einer vorkommt, dadurch tatsächlich besser wird. Ob es die Stimmung des Songs, ist, der Titel oder der Text, irgendetwas passt zum entsprechenden Moment wie die Faust aufs Auge. Allein das macht in der zweiten Staffel wieder so viel Spaß, dass das Einschalten lohnt. Es bleibt zu hoffen, dass Netflix noch eine dritte Staffel ordert, denn einige der Handlungsstränge werden in Staffel zwei noch nicht beendet.

Fazit:

Auch Sex Education Staffel 2 hält das Niveau. Die Serie gehört zu den besten Coming-Of-Age-Dramedys, die zurzeit zu sehen sind. Der feine, britische Humor, die durchgehend guten Schauspieler und die traumwandlerische Sicherheit, mit der die Autoren peinlichen oder platten Humor umschiffen und die Figuren liebenswert gestalten, führt zu einer extrem sehenswerten Serie. Wer die Serie ohnehin schon kennt, kommt in den neuen Episoden nach Hause, der Rest sollte Sex Education unbedingt eine Chance geben!

Sex Education Staffel 2 startet am 17. Januar 2020 bei Netflix.

Gesehen: Acht von acht Folgen

Sex Education Staffel 2
Otis und Eric begleiten Otis‘ Vater Remy auf einen Ausflug, der sich sehr merkwürdig entwickelt.