fast and furious 8

Filmkritik: Fast and Furious 8

Wenn der Kinosaal nach Benzin und Testosteron zu riechen scheint, dann muss ein weiterer Teil der „Fast and Furious“-Reihe an der Startlinie stehen, um ein neues Abenteuer ohne große Handlung, aber mit den unglaublichsten (Auto)-Stunts der Filmgeschichte zu präsentieren. Diesbezüglich bildet Fast and Furious 8 keine Ausnahme.

Alles begann ganz harmlos: Ein Undercover-Cop (der verstorbene Paul Walker) lernt einen Champ illegaler Autorennen (Vin Diesel) kennen und nach einen wenig spektakulären Plot werden die beiden am Ende zu einer Art Freunde. Aus diesem eher gängigen Buddy-Movie aus dem 2001 entwickelte sich insbesondere in den Teilen vier bis sieben eine imposant große Familie mit Charakteren späterer Filme, die mittlerweile eine Art weltweiter Eingreiftruppe geworden sind, obwohl sie eigentlich nur eins gut können: Autofahren.

Die Handlung:

Dom (Vin Diesel) und Letty (Michelle Rodriguez), schon seit Teil eins ein Paar, haben endlich geheiratet, und verbringen die Flitterwochen in Havanna. Dort gewinnt Dom zum Auftakt erstmal ein Straßenrennen und wird später von einer hübschen Blondine (Charlize Theron) angesprochen. Die stellt sich als weltweit gesuchte Cyberterroristin Cipher heraus und zwingt Dom mittels Erpressung, die Seiten zu wechseln. Als das Team um Hobbs (Dwayne Johnson) und ihn für die US-Behörden eine EMP-Bombe in Berlin zurückholen sollen, verrät Dom sein Team und entkommt mit dem Gerät. Hobbs wird erwischt und landet genau in dem Knast, in dem auch Deckard Shaw (Jason Statham), Bösewicht aus Teil sieben, einsitzt. Dafür haben Mr. Nobody (Kurt Russell) und sein neuer Partner Eric (Scott Eastwood) gesorgt. Die beiden sollen sich zusammenraufen, um mit dem Team nicht nur Dom zu erwischen, sondern auch die Frau dahinter: Cipher. Doch die ist gerissener und skrupelloser, als selbst die harten Spezialisten erwartet haben … 

Gib Gas, ich will Spaß

Ja, der Film hat eine Handlung, das macht man eben so in Hollywood, haben die Macher wohl gehört. Und es ist ihnen hoch anzurechnen, das die meistens zumindest nicht stört. Aber eigentlich dient sie nur dazu, die Geschichte von einer absurden Actionsequenz zur nächsten zu transportieren. Denn die sind der Grund, warum man sich diesen Film ansehen sollte – und zwar der einzige Grund. Vielleicht noch die Herren Johnson, Russell und Statham, denen es immerhin gelingt, diesen ganzen unglaublich unterhaltsamen Blödsinn mit dem entsprechenden Over-Acting zu versehen und zu signalisieren, dass sie durchaus wissen, was sie da gerade tun. Diesel hingegen spielt mit seinem zwei Gesichtsausdrücken so hölzern und ernst wie immer: Selbstironie – und die bräuchte es reichlich für einen solchen Film – geht dem Mann leider völlig ab. Das ist insofern schade, da er nach dem Tod Walkers und dem entsprechenden Verschwinden im vergangenen Teil, nun die Haupt-Heldenlast schultern muss. Daher hätte ihm ein wenig Augenzwinkern hier und da ganz gut getan.

Fast and Furious 8: Stunts aus der Champions-League

Was die Macher aber an Action auf die Leinwand zaubern, das muss man schlicht als das anerkennen, was es ist: Spitzenklasse, selbst für Hollywood-Verhältnisse. Bei einem derart hohen Budget zum Verballern und der Umsetzung dieses Geldes in noch nie gesehene Stunts dürfte sogar „Alarm für Cobra 11“-Stunt-Koordinator Hermann Joha feuchte Träume kriegen. Ob im Großstadt-Dschungel von Manhattan oder in den Eiswüsten Russlands: Was Serien-Neuling F. Gary Gray hier inszeniert, entzieht sich nicht nur regelmäßig sämtlichen physikalischen Gesetzen – und darf deshalb getrost als komplett unrealistisch gelten -, es ist auch streckenweise atemberaubend. Das Problem, nicht nur des achten Teils, ist dabei oft, dass der Zuschauer den Eindruck bekommt, die dünne Handlung sei um die eigentlichen Hauptdarsteller – die Actionszenen – herum geschrieben worden. Und das tut eben keinem Film gut, der so etwas wie eine Geschichte erzählen will. Da verkommen die meisten Darsteller zu simplen Stichwortgebern oder Teil der Schauwerte. Wie beispielsweise Nathalie Emmanuel, die in „Game of Thrones“ durchaus zeigte, dass sie schauspielern kann, hier aber so gar keinen Gebrauch von ihrem Talent machen kann.

fast and furious 8
Wenn ein U-Boot versucht, dich zu überholen, dann bist du in einem Fast and Furious-Film!

Augenzwinkern rettet den Film

Auch wenn es Vin Diesel offenbar immer noch niemand verraten hat, haben die meisten anderen Schauspieler es längst gemerkt: Aus der einst noch halbwegs realistisch anmutenden Auto-Action-Reihe hat sich inzwischen ein Franchise mit comichaft überhöhten Superhelden  entwickelt, bei dem die Guten – einst einfach nur gute Autofahrer – mittlerweile eigentlich alles können, was gerade gebraucht wird. Darüber könnte man sich aufregen, ist dann aber schlicht im falschen Film, denn die Fast and Furious-Reihe fürchtet offenbar nichts mehr als Langeweile – und scheut diesen Zustand wie der Teufel das Weihwasser. Es passiert eigentlich fast immer etwas – und das ist auch gut so. Denn manche Dialoge sind bereits nach wenigen Sekunden derart schmerzhaft, dass man sich nach dem Geräusch durchdrehender Reifen sehnt. Und die kriegt man dann auch schnell wieder. Warum Charlize Theron mit sichtlichem Spaß am Böse sein hier die Superschurkin gibt? Vielleicht ist sie mit „Mad Max: Fury Road“ auf den Geschmack von Filmen gekommen, die keine großartige Story brauchen, wenn sie derart furiose Action zeigen. Und das ist immerhin um Meilen besser als die sexistische Brachialpeinlichkeit „XXX – Return of Xander Cage„, der deutlich zeigt, was passiert, wenn man Diesel allein auf das Publikum loslässt. Statham, Johnson und Russell retten hier mit viel Coolness und breitem Grinsen den durch und durch albernen, aber unterhaltsamen Film.

Fazit:

Wer sich an schönen, geschliffenen Dialogen, feiner Charakterzeichnung und spannender, intelligent konstruierter Handlung erfreut, geht besser in einen anderen Film. Hier gibt es kein Gourmet-Mahl für Feinschmecker, Fast and Furious 8 ist ein Burger-Movie! Der ist allerdings sehr groß und sieht einfach phantastisch aus. Da das Auge bekanntlich mit isst, dürfte er Burgerfreunden denn auch genauso schmecken wie erwartet. Autostunts und Prügelszenen, die unglaublich aussehen: Klares Zielgruppen-Kino, dass weltweit viele Fans hat und damit auch Teil acht zum Blockbuster machen dürfte. Weitere Teile sind auch bereits hier angedeutet, wir haben also sicher die Trümmertruppe um Diesel, Johnson und Co. nicht zum letzten Mal gesehen.

Fast and Furious 8
Charlize Theron als Cyberterroristin nahm die Rolle mit Humor, Vin Diesel eher nicht.