Black Friday

Filmkritik: Black Friday

Bruce Campbell ist ohne Zweifel eine Ikone des Horrorfilms und machte mit seinem trockenen bis albernen Humor auch die Horror-Komödie salonfähig. In seiner neuesten Rolle ist er zwar nicht die Hauptperson, sorgt aber dennoch wieder für Lacher. Seit heute läuft „Black Friday“ bei Amazon Prime. Und schon ist die Wertung des Films bei IMDB im Keller – nicht einmal fünf Punkte bekommt der schräge Streifen auf der Filmdatenbank von den Nutzern zugesprochen – aber ist er wirklich so schlecht? Warum die kleine Trash-Perle vielleicht für manche Zuschauer doch eine gute Wahl sein könnte, verrät die Kritik.

Black Friday
Kaum hat der Spielzeugladen zum Black Friday geöffnet, werden manche Kunden buchstäblich zu Monstern. Ein Fall für den kreativen Archie.

Die Handlung

Es ist Black Friday in den USA – zu Thanksgiving. Und während die meisten Amerikaner bei Truthahn und Preiselbeer-Sauce zusammensitzen und danach Football schauen, müssen einige Menschen an diesem Tag arbeiten. Polizisten, Feuerwehrleute – und die Angestellten des Spielzeug-Discounters „We love Toys“. Der zweifache Vater Ken (Devon Sawa) ist einer davon, die junge Marnie (Ivana Banquero) eine andere. Und auch der hochintelligente Chris (Ryan Lee) ist bislang dort hängengeblieben, obwohl er mehr aus seinem leben machen möchte. Dennoch ist er dem fiesen Bryan (Stephen Peck) ein Dorn im Auge. Denn der will den jetzigen Manager Jonathan (Bruce Campbell) beerben und sieht in Chris die größte Konkurrenz. Sie alle treffen sich zum Dienstbeginn im laden, vor dem die Kunden schon mit den Hufen scharren.

Doch dieses Jahr läuft alles noch ein bisschen schlimmer als sonst. Den ein schleimiger Meteorit aus dem All ist in der Nacht vom Himmel gefallen und infiziert nun die Kunden mit einer seltsamen Krankheit, die sie zu wilden Bestien mutieren lässt. Doch die aufgeweckte Verkäufer-Truppe bemerkt die Veränderung recht schnell und beginnt, sehr zum Missfallen von Jonathan, die gefährliche Brut zu bekämpfen. Vor allem Kollege Archie (Michael Jai White) zeigt sich ungeahnt kreativ, wenn es ums Töten der mutierten Kundschaft geht. Dennoch lassen sich die Monster auf Dauer nicht aufhalten und jagen die Überlebenden immer weiter in die Tiefen der Lagerhalle. Nun wird es Zeit für selbstlose Helden – und fiese Vorgesetzte …

Reichlich Genre-Stars an Bord

Ein Meilenstein ist Regisseur Casey Tebo, bislang hauptsächlich als Regisseur von Musikvideos und Konzertfilmen in Erscheinung getreten, mit Black Friday sicher nicht gelungen. Ein paar gelungene Spitzen, die in Andy Greskowiaks Drehbuch stecken, bringt Tebo aber an den Zuschauer. So sind die schnäppchenjagenden Kunden, die sich auf den ersten Blick kaum verändern, nachdem sie vom Schleim infiziert wurden, eine gut sitzende Pointe – und es ist nicht die einzige. Dennoch ist das Low Budget-Projekt natürlich in erster Linie Edeltrash. Aber das muss ja nicht heißen, dass es auch ein schlechter Film ist. Denn Tebo wusste, was er da zu drehen beabsichtigte. Und was er tun könnte, um Black Friday trotz wenig Geld zu einem Erfolg zu machen: die richtigen Stars holen.

So bedeutet der Film für ältere Horrorfans ein Wiedersehen mit beliebten Gesichtern. Devon Sawa war nicht nur der Star in „Die Killerhand“, sondern auch im ersten „Final Destination“-Film. Ivana Baquero spielte mit zwölf Jahren die Hauptrolle in Guillermo del Toros Meisterwerk „Pan’s Labyrinth“. Und über Bruce Campbells denkwürdige Auftritte in der „Evil Dead“-Trilogie und Serie muss man wohl kein weiteres Wort verlieren. Dazu kommt mit Michael Jai White noch der Darsteller von „Spawn“. Das sorgt für viel Wiedersehensfreude beim genreaffinen Publikum. Und im Gegensatz zu manch anderen Stars, die lustlos durch Billproduktionen chargieren, haben hier alle augenscheinlich Spaß am Dreh und geben ihre Bestes.

Bruce Campbell
Manager Jonathan ist dagegen, die Kunden zu töten. Es geht so einfach zu viel Umsatz flöten!

Handgemachte Tricks und schlechtes CGI

Dazu kommen immerhin ansehnliche handgemachter Tricks – und weniger ansehnliche CGI-Effekte. Und immer wieder Anspielungen auf die Klassiker des Horrorfilms. So beginnt der Film mit einem Ding, das dem „Blob“ recht ähnlich sieht. Im Finale gibt es eine doppelgesichtige Verbeugung vor Carpenters „Ding aus einer anderen Welt“ und die Zombie-Referenzen sind ebenso unübersehbar wie die Verbeugung für Chucky, der ja nun auch wirklich in einen Film gehört, der in einem Spielzeugladen spielt. Das kann zwar nicht überdecken, dass dem anfangs durchaus gelungenen Script im ohnehin nur 80 Minuten langen Film nach zwei Dritteln langsam die Ideen ausgehen. Aber es macht Spaß, nach weiteren Anspielungen und Easter Eggs zu suchen.

So hat Black Friday deutlich mehr Charme als Klasse, lässt sich aber aufgrund der vielen netten Kleinigkeiten durchaus genießen. Auch wenn der Hauptgang nichts Besonderes ist, so gleichen das die vielen Leckereien am Rand ein wenig aus. Schade nur, dass die zu Beginn angeschobenen Beziehungsgeflechte der Angestellten untereinander sich auch durch Zeitmangel in Wohlgefallen auflösen, statt weiterhin thematisiert zu werden. Das hätte Black Friday sicherlich noch ein wenig interessanter gemacht.

Fazit:

Black Friday besticht weniger durch seine lustige, aber sehr vorhersehbare Handlung und auch nicht durch besonders gelungene Effekte, auch wenn die handgemachten Tricks durchaus Charme haben. Dafür umso mehr durch seine Stars, die zum Teil Ikonen der Horror-Szene darstellen. Zwar geht der Story trotz der kurzen Laufzeit von 80 Minuten zum Ende hin ein wenig der Saft der originellen Ideen aus, bis dahin macht der Film aber vor allem denen Spaß, die sich mit einem liebevoll gemachten Trashfilm plus Zitate-Raten gut anfreunden können. Amazon Prime hat definitiv schlechtere Horrorfilme mit Comedy-Einschlag im Programm als diesen hier.

Black Friday startet am 24. November 2021 bei Amazon Prime.

Black friday
Bald verschanzt sich das überlebende Personal im Lager. Eine Dauerlösung ist das aber auch nicht.