Happy Merry Whatever

Serienkritik: Merry Happy Whatever

Bei Comedy-Serien hat sich Netflix deutlich von anderen US-Sendern unterschieden und weitgehend auf klassische Sitcoms verzichtet – bis jetzt. Denn die mit Dennis Quaid prominent besetzte Serie „Merry Happy Whatever“ tritt in die Fußstapfen eines „Last Man Standing“ oder „Immer wieder Jim“. Was nicht weiter überrascht, wenn man weiß, dass Serienschöpfer Tucker Cawley bereits „Alle lieben Raymond“ erschuf. Ist die Familien-Comedy zu den Weihnachtstagen gelungen?

Früher galt es als Karriere-Knick, wenn Kinostars plötzlich in TV-Serien auftauchen. Das lässt sich in den momentan goldenen Jahren der TV-Serien so pauschal sicher nicht mehr sagen. Zumindest für die beiden bekanntesten Darsteller Dennis Quaid und Ashley Tisdale dürfte es kein Problem darstellen. Quaid ist gut im Geschäft – auch im Kino. Und Tisdale, um die es zuletzt etwas ruhiger wurde, wird sich gegen diese Rolle sicher nicht gewehrt haben. Aber kann sich das Ergebnis auch sehen lassen?

Merry Happy Whatever
Sternensingen mit der ganzen Quinn-Sippe – für Matt eine erste Herausforderung.

Merry Happy Whatever: Die Handlung

Emmy (Bridgit Mendler) bringt zu den Feiertagen erstmals ihren langjährigen Freund Matt (Brent Morin) mit nach Hause. Vater Don (Dennis Quaid) führt dort ein liebevolles, aber eisernes Regiment über seine drei anderen Kinder Kayla (Ashley Tisdale), Sean (Hayes MacArthur) und Patsy (Siobhan Murphy) samt dazu gehörenden Partnern. Während der Rest der Familie Matt freundlich aufnimmt, ist Don der Rock-Musiker ein Dorn im Auge. Er wünscht sich etwas Besseres für sein kleines Mädchen.

Und so werden die Weihnachtstage im Haus der Quinns für Matt zum ständigen Spießrutenlaufen zwischen alten Familientraditionen und dem offen zur Schau getragenen Misstrauen. Dabei wollte er doch seiner Emmy im Kreise ihrer Lieben endlich den schon lange geplanten Heiratsantrag machen. Und dazu hatte er auf Dons Segen gehofft. Da er sich das nun abschminken kann, sinnt er auf andere Möglichkeiten, den Patriarchen vom alten Schrot und Korn auf seine Seite zu ziehen. Was mächtig schiefgeht …

Merry Happy Whatever: Typische US-Sitcom

Harmlose Gags, Lachen vom Band: Netflix lässt bei Merry Happy Whatever wenig aus, was in die klassische Sitcom hineingehört. Und macht schnell klar, dass die Serie von Cawley gar nichts anderes sein soll als extrem leichte Unterhaltung nach dem Vorbild vieler erfolgreicher Vorgänger. Der erfolgreiche Sitcom-Autor, der bereits Episoden für etliche Serien geschrieben hat, versucht auch gar nicht erst, hier irgendetwas Neues zu schaffen. Wenn man von der abgeschlossenen Story in acht Episoden einmal absieht.

In jeweils knapp 30 Minuten bleibt Cawley auch keine Zeit, um jeder Figur mehr als zwei oder drei Eigenschaften zuzuordnen. Die müssen dann reichen, um daraus die Gas zu entwickeln, die sich wie ein roter Faden durch die Episoden ziehen. Bei knapp einem Dutzend Charaktere bleibt da aber dennoch genug Material, um nicht ständig auf den gleichen Witzen herumreiten zu müssen. Leider tut Cawley das aber viel zu oft. Und stellt seinen Star Dennis Quaid auch zu prominent in den Mittelpunkt des Geschehens.

Merry Happy Whatever
Don hat ein Auge auf Krankenschwester Nancy geworfen, traut sich aber nicht so richtig.

Merry Happy Whatever: Weitgehend überraschungsfrei

Denn ausgerechnet Quaids Rolle ist den Episoden-Autoren arg flach geraten. Don Quinn steht für Tradition und wacht als Witwer seit drei Jahren mit Argusaugen über seine vier Kinder. Mehr darf der erfahrene Schauspieler hier nicht zeigen. Und das ist selbst bei acht Episoden auf Dauer schon etwas eintönig. Dabei zeigt Cawley bei weniger wichtigen Figuren, dass er eigentlich schöne Ideen hat, die aber deutlich zu wenig Zeit bekommen, um wirklich zu glänzen.

So ist der heimliche Club oder besser die Selbsthilfegruppe der mit einem Quinn-Familienmitglied Verheirateten eine wirklich witzige Idee, die mehr Platz verdient gehabt hätte. Die im gleichen Leid zusammengeschweißten Partner haben ein paar der besten Gags der ganzen Serie auf ihrer Seite. Wie es in der Sitcom auch Tradition ist, weiß der Zuschauer allerdings nach Folge eins eigentlich schon exakt, wie die Geschichte weitergehen und enden wird. Nun muss eine Sitcom sicher keine Twists am laufenden Band liefern. Aber ein paar Überraschungen wären schon nett gewesen.

Zudem ist das Weihnachtsfest im Hause Quinn derart amerikanisch geprägt, dass deutsche Zuschauer wohl eine Zuckerschock angesichts des ganzen Kitsches erleiden könnten. Wer mehr erwartet, als routinierte Halbstünder-Episoden mit vielen bekannten Witzen, wird in Merry Happy Whatever wohl nicht fündig, was gute Unterhaltung angeht. Wer oben genannte Comedy-Serien mag und auf die ganz leichte Unterhaltung mit sympathischen und gut gespielten Klischee-Rollen steht, könnte hier aber seinen Spaß haben.

Fazit:

Die Sitcom Merry Happy Whatever sieht zwar auf den ersten Blick nach einer halbwegs originellen Idee aus, entpuppt sich aber schnell als routiniert bis mäßig erzählte klassische Sitcom mit den altbekannten Figuren der durchschnittlichen US-Familie. Die Stars Dennis Quaid als rumpeliger und fies manipulierender Übervater und Ashley Tisdale als hysterische Egomanin fallen ein wenig auf, der Rest geht zu oft im familienfreundlichen Sitcom-Allerlei unter. Beinharte Sitcom-Fans könnten es dennoch mögen.

Merry Happy Whatever läuft ab dem 28. November 2019 bei Netflix.

Merry Happy Whatever
Die drei Quinn-Schwestern sind sehr unterschiedlich, halten aber zusammen.