Holiday Rush

Filmkritik: Holiday Rush

Die Weihnachtsoffensive bei Netflix geht weiter. Nun schickt der Streaming-Dienst eine etwas kritischere Weihnachtsgeschichte auf den Sender als bislang. Denn in „Holiday Rush“ durfte Regisseur Leslie Small zumindest ein wenig Drama unter dem Baum verstecken. Und sticht damit in Sachen Spannung Werke wie „Weihnachten in der Wildnis“ oder „The Knight before Christmas“ locker aus. Reicht das aber schon für einen guten Film?

Wohlfühl-Filme vor Weihnachten gehören bei Netflix offenkundig fest in die Planung. Mit Holiday Rush erscheint nun schon der vierte und weitere sind bis Mitte Dezember noch angekündigt. Dabei scheint es weniger um eine vernünftige Handlung zu gehen als um eine möglichst zuckrige Stimmung und viel Weihnachtsbotschaft. Kann sich der neueste Film, in dem es um einen schwarzen Radio-DJ und seine Kinder geht, ein wenig von den bisherigen Filmen (Ausnahme: „Klaus“) abheben?

Holiday Rush
Rush Williams hat den coolsten Job der Welt – bis kurz vor Weihnachten.

Holiday Rush: Die Handlung

Radio-DJ Rush Williams (Romany Malco) ahnt nichts Böses, als er einige Wochen vor Weihnachten mit seiner langjährigen Produzentin Roxy (Sonequa Martin-Green, „Star Trek Discovery“) beim Sender ankommt. Doch sein Boss Marshall (Deon Cole) hat schlechte Nachrichten für beide. Ein großer Medienkonzern hat den Sender gekauft und die neue Vorgesetzte Jocelyn (Tamala Jones) will aus Rushs Erfolgssendung eine Show mit weißen Pop und weißer Moderatorin machen – Rush ist gefeuert.

Das trifft den verwitweten Moderator umso härter, weil seine vier Kinder schon diverse, sündhafte teure Weihnachtswünsche geäußert haben. Und Rush seine Lieben nicht enttäuschen will. Doch es scheint keine kurzfristige Möglichkeit in Sicht, die Situation zu retten. Danke der Hilfe seiner Tante Jo (Darlene Love) hat die Familie zwar ein Dach überm Kopf, aber sonst sieht es finster aus. Doch Roxy gibt ebenso wenig auf wie Jo. Und bald schöpft auch Rush wieder neue Hoffnung auf ein harmonisches Weihnachten ohne Geldsorgen …

Holiday Rush: Ein wenig Drama erlaubt

Wer hier einschaltet, muss wissen: Auch Holiday Rush ist in erster Linie ein Weihnachtsfilm, bei dem es mehr auf Stimmung als auf Spannung ankommt. Aber im Gegensatz zu den anderen Fest-Filmen des Jahres 2019 durfte Regisseur Leslie Small in seinem Werk zumindest ein paar dramatische Momente einbauen, die sich nicht nach zwei Minuten in Wohlgefallen auflösen. Und ist damit neben Klaus der momentan einzige neue Weihnachtsfilm, der tatsächlich ein wenig Tiefgang und interessante Handlung aufweisen kann – bei allem Weihnachtsglitter.

So ist Rushs Problem mit dem Sohn, dem ältesten seiner Kinder, wirklich glaubwürdig und an einigen Stellen sogar packend, auch wenn es in Sachen Schauspiel noch Luft nach oben gibt. Und auch die Tatsache, dass die Autoren hier einmal nachvollziehbare und reale Probleme ins Zentrum ihrer Geschichte gestellt haben, tut Holiday Rush sehr gut. Denn bei allem Zuckerguss und guter Laune besitzt der Film durch die Sorge des Vaters um die Zukunft seiner Kinder eine düstere Komponente, die der Film auch nicht durchgehend weglächelt.

Holiday Rush
Weil seine vier Kinder vor Jahren die Mutter verloren, will Rush der perfekte Vater sein – auch ohne teure Geschenke.

Holiday Rush: Stars in Spiellaune

Das bleibt zwar stets familientauglich, fühlt sich aber wesentlich bodenständiger an als die Vorgänger in Sachen Weihnachtsflair bei Netflix. Zudem kann Holiday Rush auch mit ein paar Stars und bekannten Gesichtern aufwarten. Sonequa Martin-Green hat zwar als nette Roxy nicht allzu viel zu tun, füllt aber allein durch ihre Ausstrahlung schon jede Szene. Und Tamala Jones als fieser Heuschrecken-Handlanger hatte offenkundig Spaß an der Rolle. Der Rest macht seinen Job ebenfalls gut und die Kinderdarsteller nerven zumindest nicht.

Dass vieles dennoch nur an der Oberfläche bleibt, dürfte dem Thema geschuldet sein, schließlich soll sich nach 90 Minuten ja alles zum Guten wenden. Allerdings stört diese Tatsache aufgrund des extrem sympathischen Hauptdarstellers und der guten Chemie des Casts kaum. So manche Szene, die eigentlich gar nicht besonders originell geschrieben ist, entlockt dem Zuschauer nur durch die Schauspieler ein Lächeln. Und so sollte eine Weihnachts-Feel-Good-Comedy einfach auch sein.

Daher gehört Holiday Rush neben dem wunderbaren Animationsfilm Klaus bei allem Kitsch auch zu den sehenswerteren Weihnachtsfilmen aus der Netflix-Eigenproduktion. Denn der Film hält die Werte hoch, für die Weihnachten stehen sollte- Zeit mit der Familie, besinnliche Stunden, gemeinsames Essen und Singen. Und nicht unbedingt Berge von Geschenken. Diese Aussage transportiert der Film auf charmante Weise, ohne sein Publikum damit ständig zu nerven. Darauf ein Halelujah!

Fazit:

Mit Holiday Rush bringt Netflix zwar keinen Meilenstein des Weihnachtsfilms ins Programm, aber zumindest einen ansehnlichen, weil halbwegs spannenden und mit ein wenig Dramaturgie aufgeladenen Stoff. Die Darsteller sind sympathisch, ohne dem Publikum auf die Nerven zu fallen und die Botschaft stimmt auch, ohne mit Holzhammer verteilt zu werden. Daher ist dieser Film un einen Familienvater, der ausgerechnet vor Weihnachten den Job verliert, auch durchaus ansehnlich.

Holiday Rush startet am 28. November 2019 bei Netflix.

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