Kate Siegel
Netflix

Filmkritik: Hypnotic

Kate Siegel ist in letzter Zeit fast nur noch in Produktionen ihres Ehemannes Mike Flanagan zu sehen gewesen. So spielte sie in beiden „Spuk in …“-Staffeln mit, außerdem war sie in seiner bislang neuesten Arbeit „Midnight Mass“ zu sehen. Nun bringt Netflix einen Thriller ins Programm, in dem Siegel zu sehen ist, ohne dass Flanagan etwas damit zu tun hätte. Kann die 39-jährige Schauspielerin auch hier glänzen oder fehlt ihr ohne die Regie des Gatten in „Hypnotic“ wichtiger Qualitäts-Input? Das und mehr klärt die Kritik.

Hypnotic
Gina macht sich Sorgen um ihre beste Freundin Jenn und empfiehlt ihr eine Therapie.

Die Handlung

Programmiererin Jennifer (Kate Siegel) hat keine leichte Zeit. Wegen eines traumatischen Erlebnisses hat sich sich von Freund Brian (Jaime M. Callica) getrennt. Als sie auf der Party ihrer besten Freundin Gina (Lucie Guest) auftaucht und die ihr beichtet, dass ihr Mann Brian eingeladen hat, ist sie schwer angeschlagen. Daher nimmt sie die Anwesenheit von Psychotherapeut Dr. Collin Meade (Jason O’Mara, „Agents of SHIELD“) nicht wirklich wahr, obwohl er sich sehr darum bemüht, Jenn kennenzulernen. Weil es ihr auch tage später noch nicht besser geht, nimmt Jenn Dr. Meades Einladung zu einer Sitzung doch noch an. Der ist offenkundig sehr erfreut über ihre Entscheidung und versucht sofort, ihren Zustand zu verbessern.

Dabei schlägt er ihr auch eine Hypnose-Sitzung vor, von der er als Heilmittel sehr überzeugt zu sein scheint. Doch als Jenn wieder zu sich kommt, hat sie keinerlei Erinnerung daran und ist auch erschrocken darüber, dass bereits eine Stunde vergangen ist, die ihr wie Minuten vorkam. Doch es scheint zu helfen, Jenn blickt wieder positiver auf die Welt, einen neuen Job findet sich auch endlich. Als sie Wochen nach ihrer letzten Sitzung bei Dr. Meade den Arzt wiedertrifft, lässt sie sich daher auf einen Kaffee einladen. Meade gibt ihr den Rat, ihren Ex-Freund zum Essen einzuladen und sich endlich mit ihm auszusprechen. Doch dabei kommt es zu einer Katastrophe, die Jenn sich nicht erklären kann. Was stimmt nicht mit ihr?

Thriller-Experten am Werk

Die beiden Regisseure Matt Angel and Suzanne Coote haben bereits 2018 einen Thriller für Netflix inszeniert, doch „Open House“, den beide auch schrieben und produzierten, überzeugte nur mit einer stimmigen Atmosphäre, aber leider nicht mit einer vernünftigen, nachvollziehbaren Handlung. Offenbar haben Angel und Coote daraus gelernt, denn das Script zu Hynoptic stammt vom erfahrenen Horror- und Thriller-Drehbuchautor Richard D’Ovidio („13 Ghosts“). Und tatsächlich verfügt der Film über eine stimmige Story und ein richtiges Finale,  indem keine Fragen offen bleiben. Leider ist es dem Autoren aber nicht gelungen, sich auch nur einen einzigen Twist für den Thriller einfallen zu lassen. Hypnotic präsentiert exakt die Geschichte, die der Zuschauer nach zehn Minuten erwartet.

Schon die erste Szenen deutet kräftig in die Richtung, die der Film dann auch einschlägt, auch wenn die erst später in der Handlung wieder relevant wird. Auch danach gibt es keinerlei mögliche Abzweigungen in der Story, das Kreativteam bleibt eisenhart beim bereits zu Beginn eingeschlagenen Weg. Das muss nun nicht grundsätzlich ohne Spannung sein, aber wer sich auf einen Thriller-Krimi zum Mitraten und Kombinieren gefreut hat, wird hier enttäuscht. Nach spätestens 30 Minuten weiß garantiert jeder Zuschauer, worum es hier geht. Dennoch gelingt es Angel und Coote, zumindest einige Szenen zu schaffen, die Spannung aufbauen.

Jason O'Mara
Kann der freundlicher Dr. Meade Jenn wieder in die richtige Richtung bringen?

Gut gespielter Durchschnitt

Dazu gehört allerdings, dass der Zuschauer den Plot nicht auf Logik oder Glaubwürdigkeit abklopft. Denn was dem Publikum hier aufgetischt wird, hat mit der Realität nichts zu tun. Zwar federt der Autor das Problem mit einer kryptischen Geheimdienst-Forschung ab, aber so richtig ins Fliegen kommt diese Idee nie, bleibt daher wenig glaubhaft. Dass es trotzdem hin und wieder spannend wird, hat das Duo Angel und Coote seinen Hauptdarstellern zu verdanken. Denn Kate Siegel spielt die Rolle der gegen ihren Willen manipulierten Jennifer wieder immer auf einem guten Niveau und schafft es so, die Angst ihrer Figur auf das Publikum zu übertragen. Und Jason O’Mara als undurchsichtiger Arzt ist ambivalent und clever genug, um einige der klischeehaften Momente abzufedern.

In manchen Momenten erinnert Hypnotic an Netflix-Produktionen wie „Secret Obsession“ oder „A Fall From Grace„. Und wer diese Filme mochte, wird sich auch mit dem neuen Netflix-Thriller anfreunden können. Denn die Geschichte der von dunklen Geheimnissen bedrohten Jennifer passt exakt ins gleiche Schema wie die beiden anderen genannten. Wer damit allerdings wenig anfangen konnte und diese Werke eher als vorhersehbare und relativ harmlose Thriller auf TV-Niveau sieht, wird an Hypnotic auch nicht mehr Freude haben. Denn für einen richtigen Thriller-Ritt fehlen dem Film deutlich zu viele wichtige Zutaten.

Hypnotic
Nach einigen unheimlichen Ereignissen wendet sich Jenn an die Polizei. Und für Detective Rollins ist Dr. Meade kein Unbekannter.

Fazit:

Hypnotic ist der richtige Film für Fans von sanften Thrillern, in denen eine unschuldige Frau in die Fänge von Männern graten, die es längst nicht so gut meinen, wie sie tun. Netflix hat einige davon im Angebot und keine dieser Eigenproduktionen ist verglichen mit den Größen des Genres wirklich gut. Dennoch erfreuten sich diese Produktionen bei Erscheinen durchaus einer großen Beliebtheit und fanden ihr Publikum. und so lässt sich prophezeien, dass auch dieser gut gespielte, aber ansonsten komplett durchschnittliche Thriller-Krimi in die Top Ten bei Netflix vorstoßen wird.

Hypnotic startet am 27. Oktober 2021 bei Netflix.

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