Wu Assassins

Serienkritik: Wu Assassins

Martial Arts und Fantasy – das gehört im asiatischen Kino schon lange zusammen. Im Westen tut man sich damit schwerer und dreht Martial Arts-Filme meist mit einem Thriller- oder Krimi-Hintergrund. Die neue Netflix-Serie „Wu Assassins“ mischt nun beide Ansätze und erzählt ein Story, die sowohl Gangsterdrama als auch Fantasy-Epos ist. Und suchte sich für die Hauptrolle den neuen Shooting-Star der Martial Arts-Szene – Iko Uwais. Kann der indonesische Schauspieler, der die Serie auch produzierte, hier überzeugen?

Erfahrungsmangel kann man den Machern der Serie nicht vorwerfen. John Wirth und Tony Krantz waren bereits an Serien wie „Hell on Wheels“, „Ghostwhisperer“, „Remington Steele“ oder „24“ beteiligt, bevor sie Wu Assassins schrieben. Und auch vor der Kamera versammelten sie neben Uwais weitere Stars wie Katheryn Winnick („Vikings“), Marc Dacascos („Hawaii-Five-0“) und Tommy Flanagan („Sons of Anarchy“). Bei so viel Erfahrung und Starpotenzial – kann da noch etwas schief gehen?

Wu Assassins
Eben noch ein einfacher Koch, wird Kai durch die neue Macht der tausend Mönche zum Wu Assassin.

Wu Assassins: Die Handlung

San Francisco: Koch Kai (Iko Uwais) träumt von einem eigenen Food-Truck, mit dem er bei Musikfestivals sein Essen verkaufen kann. Meist jobbt er aber im Restaurant seiner Jugendfreunde Jenny (Li Jun Li) und Tommy (Lawrence Kao). Obwohl sein Vater Uncle Six ihm gern helfen würde, lehnt Kai das ab, denn Six ist der Kopf der hiesigen Triaden – und Kai will damit nichts zu tun haben. Doch als eines Tage eine zierliche Asisatin (Celia Au) vor ihm steht, ändert sich alles. Denn sie erklärt Kai, dass er der Wu Assassin ist, ein mächtiger Krieger mit der Kraft von tausend Mönchen.

Die opferten sich einst, um einen Champion gegen die Wu Warlords zu schaffen, die über die fünf Elemente Feuer, Wasser, Erde, Metall und Holz herrschen – und die Welt vernichten wollen. Kai trägt nun diese Macht in sich und sieht bei Gebrauch aus wie ein alter Mönch (Mark Dacascos). Zunächst glaubt er dem Geistwesen nicht, doch als er selbst erlebt, wie gut er plötzlich kämpfen kann, muss er einsehen, dass die Sache tatsächlich wahr ist. Bald ist nicht nur Undercover-Cop C.G. (Katheryn Winnick) in die Sache verstrickt, sondern auch sein Vater …

Wu Assassins: Daredevil lässt grüßen

Wer sich bei dieser Serie ein wenig an die zweite Staffel von „Daredevil“ erinnert fühlt, liegt nicht ganz falsch, auch Anleihen bei „Iron Fist“ sind offensichtlich. Martial Arts-Kämpfer mit übernatürlichen Fähigkeiten, Bandenkämpfe in Chinatown und alte, mythische Überlieferungen – das ist alles nicht neu und war in den vergangenen Jahren oft Thema der Marvel-Serien bei Netflix. Was dabei am meisten erstaunt: Obwohl Uwais ein großartiger Martial Arts-Choreograf ist, der beispielsweise die Stunts bei „The Raid“ entwarf, ist die Action hier nur ganz in Ordnung.

Mit den virtuos gefilmten Prügeleien in Daredevil kann Wu Assassins trotz geballten Könnens nicht ganz mithalten. Und auch die zahlreichen Computereffekte sind nicht übel, aber doch von Kino-Niveau ein ganzes Stück weit entfernt. Wer darüber hinweg sehen kann, bekommt allerdings eine wilde Mischung aus asiatischem Gangsterdrama, Undercover-Thriller, düsterer Fantasy und Beziehungskonflikten. Das ist vom Tempo nicht immer stringent, aber zumindest die meiste Zeit unterhaltsam.

Wu Assassins
Jugendfreund Tommy und Undercover-Cop C.G. wollen Kai helfen, seine Aufgabe zu erfüllen.

Wu Assassins: Viel Personal

Allerdings muten die Autoren dem Zuschauer eine ganze menge Protagonisten zu. Kai selbst, der nette Nachbar, das Geistwesen, sein Vater, seine Jugendfreunde, der Undercover-Cop – und noch einige mehr. Alle bekommen Screentime, alle haben noch kleine Nebenplots, sodass jede der meist 40 bis 45 Minuten langen Folgen prall gefüllt mit Handlung ist. Spannend sind sie in den ersten Episoden aber noch nicht alle. Die Haupthandlung um Kai und seine Aufgabe, die fünf Elementar-Warlords zu finden, gerät dabei auch ziemlich in den Hintergrund.

Denn die Serie muss ihre vielen Figuren erst einmal einführen und an die richtigen Orte bringen, um dann langsam Spannung aufzubauen. Das geschieht zum Teil mit Rückblenden, die ein wenig Licht in einige der Beziehungen bringen. Dabei gelingt den Autoren bei der einen oder anderen Figur auch ein erfrischender Twist, der vermeintliche Asia-Klischees aufbricht und den Charakter interessanter macht, als er auf den ersten Blick zu werden schien. Dennoch bleiben in den ersten Folgen Durchhänger, die den Plot ein wenig herunterbremsen.

Als actionreiche, routiniert inszenierte Crime-Mystery-Serie mit ein wenig Asia-Flair funktioniert Wu Assassins aber ganz ordentlich. Die Darsteller sind in Ordnung, auch wenn niemand richtig positiv heraus sticht. Die Kampfsequenzen sind ebenfalls gut gemacht, auch wenn arg viele Schnitte offenbar verdecken müssen, dass einige der Darsteller nicht viel mit Martial Arts am Hut haben. Kein wirkliches Highlight auf Netflix, aber für Freunde solcher Stoffe völlig in Ordnung.

Fazit:

Nicht überragend, aber auch nicht katastrophal – so präsentiert sich Wu Assassins in den ersten Folgen. Der Hauptplot ist nicht sonderlich innovativ, dafür unterhalten ein paar der Nebenhandlungen ganz gut. Und die Fülle an Handlung sorgt zumindest dafür, dass immer irgendetwas los ist und der Zuschauer kaum längere Durchhänger erleben muss. Spaß an Edeltrash und Fantasy-Märchen sollte man aber schon haben, wenn man sich diese Serie ansehen will. Für diese Zielgruppe ist sie dann aber auch richtig gut.

Wu Assassins startet am 8. August 2019 bei Netflix.

Gesehen: Vier von zehn Folgen.

Wu Assassins
Kai hat allerdings nicht damit gerechnet, dass eines seiner Ziele sein eigener Vater ist, Triadenchef Uncle Six.