Ready or not

Filmkritik: Ready or Not

Blutiger Horror und Humor – das gibt es selten. Denn eine Gore-Orgie wie Peter Jacksons „Braindead“ oder Sami Raimis „Evel Dead“ wird nur alle Jubeljahre einmal gedreht – und viele schwarze Komödien sind zu blutleer, um auch Fans matschiger Unterhaltung zu begeistern. Dennoch hat sich mit „Ready Or Not“ mit dem schönen deutschen Zusatztitel „Auf die Plätze, fertig, tot“ wieder einmal eine derbe schwarze Komödie in die deutschen Kinos verirrt. Die Kritik klärt, ob der Film da gut aufgehoben ist.

Für schräge Themen und derbe Optik gibt es in Deutschland seit vielen Jahren mittlerweile dreimal im Jahr einen perfekten Ort – das Fantasy Film Fest. Dass Ready or Not in diesem Jahr Teil des Programms war, kommt daher durchaus bereits einer gewissen Einordnung gleich. Hier werden im wahrsten Sinne des Wortes keine Gefangenen gemacht! Hat das Horror-affine Regie-Duo Tyler Gillett und Matt Betinelli-Olpin für Fans härterer Gangart ordentlich abgeliefert?

Ready or not
Beim Spieleabend um Mitternacht zieht Grace Verstecken – ohne die Konsequenzen zu kennen.

Ready or Not: Die Handlung

Die junge Grace (Samara Weaving) kann ihr Glück kaum fassen. Sie hat sich ausgerechnet in den Erben einer superreichen Familie verliebt und wird ihren Alex (Mark O’Brian) nun heiraten. Über die seltsamen Sitten der Familie Le Domas mit Oberhaupt Tomy (Henry Czerny) und Gattin  Becky (Andie MacDowell) macht sie sich daher erst einmal keine Sorgen. Weil die Sippe ihren sagenhaften Reichtum Brettspielen verdankt, muss jedes neue Familienmitglied in der Hochzeitsnacht ein zufällig ausgewähltes Spiel spielen.

Dass Grace von Schwager Daniel (Adam Brody) mitleidige Blicke erntet, als sie die Karte „Verstecken“ zieht, stört sie zuerst nicht. Doch bald wird ihr klar, dass die Regeln der Le Domas-Familie bei diesem Spiel ein wenig anders sind. Und so treten die Pläne, mit ihrem Mann eine schöne Nacht zu verbringen bald in den Hintergrund. Und machen nacktem Überlebenskampf Platz. Denn der Verlierer in diesem Kinderspiel erlebt den nächsten Morgen nicht. Und Gewinnen ist für Grace nicht vorgesehen …

Ready or Not: Fieser Spaß

Hier schüttelt sich der Arthouse-Fan! Fox hat sich tatsächlich getraut, mit opulenter Ausstattung und einigen Stars eine tiefschwarze Komödie drehen zu lassen, die garantiert alle vor den Kopf stößt, die sich auf ein Wiedersehen mit der Andie MacDowell aus „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ gefreut haben. In Ready or Not wird sehr viel mehr und bösartiger gestorben, soviel ist sicher! Und die einst so zuckersüße Schauspielerin ist hier in einer gänzlich anderen, sehr viel bösartigeren Rolle zu sehen.

Eindeutiger Star ist hier aber Hauptfigur Grace alias Samara Weaving. Mit welchem Esprit die junge Australierin hier die zuerst naive Blondine gibt, die sich im Lauf der Handlung zur eisenharten und sehr leidensfähigen Überlebensspezialistin mausert, ist einfach wunderbar anzusehen. In Ready or Not glänzen aber auch die kleinen Nebenrollen. Ob die trottelige Schwägerin, die ultrafiese Tante oder das stoisch-devote Personal – jeder hier erzeugt mindestens einen guten Lacher.

Ready or not
Doch die frisch angeheiratete Jagdgesellschaft macht Grace bald klar, dass dieses Spiel eine tödliche Pointe hat.

Ready or Not: Lustvolle Kapitalismus-Kritik

 Zudem bietet das mutige Drehbuch der relativen Newcomer Guy Busick und Ryan Murphy auch deutliche Seitenhiebe auf den Lifestyle der oberen Zehntausend, wenn sich die Sippe der Le Domas selbst als unter den Reichen spleenig bezeichnet – womit sie im Übrigen völlig Recht hat. Das ist besonders in den Momenten auffällig, in denen es Opfer beim Personal gibt, was die Familienmitglieder mit einem leicht genervten Schulterzucken quittieren. Fast lustvoll spielt das Drehbuch mit gängigen Klischees, um sie mal zu bestätigen – und mal umzuwerfen.

Auch wenn der Story ab der Mitte aufgrund des immer gleichen Inhalts langsam die Puste ausgeht und der Film nicht über seine volle Länge von gut 90 Minuten packt, so ist doch das Finale in seiner Konsequenz wieder top, zumal es die Geschichte nochmal auf ein ganz neues Level des Irrsinns hebt. Daher ist es auch kein Wunder, dass Ready or Not beim eher hart gesottenen Publikum des FFF im Durchschnitt recht gut ankam, da passt der Film einfach gut hin. 

Für den Durchschnittskinogänger dürfte Ready or Not aber etwas zu derb und blutig ausfallen, um wirklich Spaß daran zu haben. Und auch für Lacher sollte der Humor schon eine ordentliche Schwärze mitbringen. Denn Gillett und Betinelli-Olpin scheuen sich nicht, auch einen anständigen Ekelfaktor ins Spiel zu bringen – wen es denn passt. Für Horror-Freunde, denen es nicht blutig genug zugehen kann und die einen originellen Abgang als Pointe begreifen, ist der Film aber in jedem Fall einen Blick wert.

Fazit:

Schöngeister bleiben lieber draußen, wer es aber aber schwarz, böse und blutig mag,wird bei Ready or Not seinen Spaß haben. Obwohl Kenner die eine oder andere Szene bereits in früheren Filmen gesehen haben dürften und die Seitenhiebe auf die Schönen und Reichen nicht sonderlich subtil ausfallen, bleibt dennoch genug Originelles und Lustiges für entsprechend veranlagte Zuschauer übrig, um einen angenehm düster-spaßigen Abend zu verbringen. Dazu ist Ready or Not konsequent genug.

Ready or Not startet am 26. September 2019 in den deutschen Kinos.

ready or not
Grace fragt sich schnell, ob sie wohl zuerst ihr Leben oder ihren Verstand verliert.