Shadow of the moon

Filmkritik: In the Shadow of the Moon

Der Herbst fängt bei Netflix mit einigen Thrillern und Horrorfilmen an, die der Streamingdienst selbst produziert hat. Den Anfang macht mit „In the Shadow of the Moon“ ein Science-Fiction-Thriller, bevor Anfang Oktober mit „Im hohen Gras“ die Verfilmung einer Novelle von Stephen King und dessen Sohn Joe Hill ins Programm kommt und eine Woche später Sam Worthington in „Fractured“ seine Familie in einem Krankenhaus verliert. Wie fällt der Start der kleinen Genre-Filmreihe aus?

Filme, die sich mit dem Phänomen Zeit beschäftigen, sollten tunlichst ein verdammt gutes Drehbuch mitbringen. Denn mögliche Zeitparadoxa oder Anschlussfehler stoßen dem Genre-Fan beim Ansehen immer besonders unangenehm auf. In In the Shadow of the Moon machen es sich die Autoren Gregory Weidmann und Geoff Tock sogar noch schwerer, in dem sie mit verschiedenen Zeitebenen arbeiten. Ist das tatsächlich gut gegangen?

Shadow of the Moon
1995 ist Lockhart längst Detective und hat die Morde von 1988 vergessen – bis plötzlich neue geschehen.

In the Shadow of the Moon: Die Handlung

2024: Die Stadt Philadelphia liegt in Trümmern, eine seltsam fremde US-Fahne sinkt zu Boden. 1988: Streifencop Thomas Lockhart (Boyd Holbrock, „Predator – Upgrade“), der unbedingt Detective werden möchte, ist mit seinem Partner Maddox (Bokeem Woodbine) in der Nachtschicht,. während seine hochschwangere Frau Jean (Rachel Keller, „The Society“) zu Hause auf ihn wartet. Der ehrgeizige Polizist erfährt über Funk von einer bizarren Mordserie, bei denen die Opfer durch Mund, Nase, Auen und Ohren ausgeblutet sind und fährt an einen Tatort.

Dort trifft er nicht nur seinen Schwager Holt (Michael C. Hall), der bereits Detective ist und seinen Verwandten daher ein wenig frei Hand lässt, sondern auch Spuren, die bislang übersehen wurden. Als später in der Nacht ein Funkspruch hereinkommt, der genau zu den anderen Morden passt, wird Lockhart aktiv und kann in einer Verfolgungsjagd den Killer bis in einen U-Bahn-Tunnel treiben. Doch die junge Frau (Cleopatra Coleman) überrascht Lockhart mit Wissen über ihn, das sie eigentlich unmöglich haben kann. Welches Geheimnis verbirgt sie?

In the Shadow of the Moon: Verschachtelte, aber gute Story

Eine Sorge können wir dem Sci-Fi-Fan schon nehmen. Das Drehbuch geht recht virtuos mit dem Problem der Zeitreise um, dessen Existenz in der Story schon recht schnell klar wird. Zudem fügen Tock und Weidman sogar einen weiteren Twist ein, um das Ganze noch ein wenig vertrackter zu machen. Dennoch verliert der Zuschauer eigentlich in keinem Moment den Überblick darüber, was nun gerade passiert und auf welcher der fünf Zeitebenen – 1988, 1997, 2006, 2015 und 2024 – der Film nun gerade spielt.

Dafür gebührt auch Regisseur Jim Mickle Respekt, der das Script chronologisch verfilmt und dabei jede Zeit in vielen Details perfekt einfängt. Mickle, der bereits einige Horrorfilme drehte, hat in seinem ersten Sci-Fi-Thriller auch sonst vieles richtig gemacht. So ist das Produktions-Design in jeder Epoche sehr sehenswert. Und die dynamische Kamera verlieht der Geschichte genau das Tempo, das sie braucht, um in knapp zwei Stunden keinerlei Durchhänger zu generieren. 

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Schwager Holt ist mittlerweile Commissioner und verspricht der Bevölkerung, die Killerin diesmal zu stoppen.

In the Shadow of the Moon: Film lebt von seinen Darstellern

Das verdankt Mickle auch seinem Hauptdarsteller Boyd Holbrock, der nicht nur den gleichen Charakter in verschiedenen Jahren sehr gut spielt, sondern auch nachvollziehbare innere und äußere Wandlungen durchläuft. Seine Entwicklung vom ehrgeizigen Familienvater zum besessenen Sucher nach Wahrheiten, für die er alles andere vernachlässigt, dürfte die wenigsten Zuschauer kalt lassen, zu intensiv ist Lockharts Verzweiflung, zu traurig ist es, dabei zuzusehen, wie sein Leben aus den Fugen gerät. Die Zeitsprünge machen das besonders deutlich.

Ein wenig verschenkt ist hingegen Michael C. Hall, der als Vorgesetzter und Verwandter des Helden nicht viel zu tun hat. Das spielt er gut, bleibt damit aber sicher nicht lange im Gedächtnis, zu uninteressant ist seine Figur. Wenn man In the Shdow of the Moon etwas vorwerfen kann, dann seine Fixierung auf die zwei Hauptfiguren Killer und Cop, neben denen alles andere verblasst. Stark ist auch die Konsequenz des Scripts, das immer auf Kurs bleibt und sich nicht zugunsten eines möglichen Action.-Showdowns verbiegt.

Ob man das Ende nun mag oder nicht, es passt zum Rest. Und das ist schon mehr, als viele andere Filme von sich sagen können. Ohnehin sind viele Netflix-Filme, selbst wenn sie letztlich nicht überzeugen, doch oft geprägt von Ideen und Storys, die im Kinop nie eine Chance bekommen würden. Und im Fall von In the Shadow of the Moon wäre das sehr schade gewesen.

Fazit:

In the Shadow of the Moon ist ein intelligenter Sci-Fi-Thriller, der mit ein paar stark inszenierten Action-Highlights aufwarten kann, dabei aber seine tiefer gehende und tragische Story nie aus den Augen verliert. Ein starker Boyd Holbrock und ein konsequent geschriebenes, gutes Drehbuch sind weitere Garanten dafür, dass dieser Film definitiv zu den Besseren zählt, die Netflix in diesem Jahr ins Angebot gehoben hat.

In the Shadow of the Moon startet am 27. September 2019 bei Netflix.

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Aber wie stoppt man eine Killerin, die nur alle neun Jahre für einen Tag auftaucht?