Plötzlich Familie

Filmkritik: Plötzlich Familie

Komödien mit Kindern sind meist eine zweischneidige Sache. Ab und zu sind die lieben Kleinen tatsächlich saukomisch, manchmal nerven sie aber auch massiv – und nicht im lustigen Sinne. Welche Sorte Kinder es in „Plötzlich Familie“ zu sehen gibt, wie sich die Stars Rose Byrne und Mark Wahlberg dabei schlagen und ob sich für diese Familienkomödie der Gang ins Kino lohnt, erfahren Sie hier.

Veränderungen im Leben sind das Salz in der Suppe – und Stoff für unzählige Komödien. Ob der neue Kerl, die neue Freundin, ein zugelaufenes Haustier oder – wie in diesem Fall – drei Kinder, in der Regel zeigen die Filme die Vor- und Nachteile der neuen Lebenssituation. Während bei der klassischen Rom-Com die Fronten aber meist klar sind, wird das im Fall von Tieren oder Kindern diffuser. Wenn sie tun, was sie nun mal eben tun – ist das dann ok oder doch schon eine Zumutung? Dieser Frage widmet sich auch Plötzlich Familie.

Plötzlich Familie
Eigentlich sind Ellie und Pete Wagner ein glückliches Paar – doch irgendetwas fehlt.

Plötzlich Familie: Die Handlung

Weil die Familie mit Fragen nach Nachwuchs mächtig nervt, denkt das Ehepaar Pete (Mark Wahlberg) und Ellie (Rose Byrne) Wagner über eine Adoption nach. Erst noch halb im Scherz, aber bald wird es immer konkreter und schließlich entscheiden sich die beiden, einen Kurs mitzumachen, an dessen Ende die Möglichkeit steht, ein Kind zu adoptieren. Weil es so konkret wird, hat die Familie plötzlich wieder Einwände. Doch Pete und Ellie kämpfen nur umso verbissener darum, die Chance auf ein Adoptivkind zu bekommen.

Schließlich ist es soweit. Die beiden haben den Kurs bestanden und sehen sich nun auf dem ersten Kennenlern-Tag nach geeigneten Kindern um. Und prompt kommt ihnen der rotzige Teenie Lizzy (Isabela Moner) in die Quere, die ihnen knallhart die Meinung geigt. Pete und Ellie sind sich schnell einig, dass sie Lizzy ein neues Zuhause geben wollen. Das Problem ist nur: Lizzy gibt es nur in der Familienpackung, denn ihre beiden kleinen Geschwister Juan und Lita sind im Preis mit drin. Die Wagners nehmen die Aufgabe dennoch an – und verzweifeln bald daran …

Plötzlich Familie: Vorhersehbar, aber charmant

Das Genre der Komödie, besonders der familientauglichen, steht nicht unbedingt für Storys mit wilden Twists oder faustdicken Überraschungen. In der Regel weiß man hier zu Beginn des Films bereits, wie die Sache ausgeht. Und freut sich eher auf die Reise als auf die Ankunft im Ziel. Und so ist es natürlich auch bei Plötzlich Familie. Was da auf Pete und Ellie in Form des aufmüpfigen Teenagers, des trotteligen Zehnjährigen und der anstrengenden Sechsjährigen zukommt, ist vorhersehbar. Deshalb zählt die Art und Weise, wie der Film das erzählt.

Und das macht Regisseur Sean Anders („Wir sind die Millers“) nach eigenem Drehbuch sehr charmant. Denn er umgibt die fünfköpfige Neu-Familie mit allerlei skurrilen Nebenfiguren, die einen Großteil der Gagdichte auf sich vereinigen. So sind die beiden Sozialarbeiterinnen Karen (Octavia Spencer) und Sharon (Tig Notaro, „Star Trek: Discovery Staffel 2“), die alle Probleme der frischen Eltern mit wissenden Blicken weitgehend emotionslos begleiten, schon die halbe Miete. Aber auch die Mitglieder der Adoptiveltern-Selbsthilfegruppe bieten wundervolle Momente.

Plötzlich Familie
Mithilfe der Sozialarbeiterinnen finden Ellie und Pete schließlich gleich drei Geschwister, die ein Zuhause brauchen.

Plötzlich Familie: Comedy mit ernstem Anteil

Dass neben dem Spaß aber auch die emotionale Seite nicht zu kurz kommen, dafür sorgt der Hauptcast mit Mark Wahlberg, Rose Byrne und Isabela Moner. Das Trio trägt den kompletten Film immer dann, wenn es einmal nicht um Lacher geht, sondern um ernstere Probleme, die mit einer Adoption einhergehen. Und die Plötzlich Familie bei allem Humor auch nicht totschweigt. Wenn Ellie es beim Bemuttern übertreibt, oder Pete seine Frau aus Unfähigkeit ständig im Regen stehen lässt, ist das durchaus auch witzig – aber eben nicht immer.

Dass es dennoch eine Komödie bleibt, dafür sorgen die kleinen Übertreibungen und Überspitzungen, die Anders in den Plot schrieb. Und die sitzen nicht nur deshalb so gut, weil Anders hier die eigene Biographie einbrachte, sondern auch, weil er einfach ein gutes Gespür für Witz hat. Viele der besten Momente des Films leben von Kleinigkeiten wie dem genau richtigen Augenaufschlag oder dem perfekten Timing. Ein Mark Wahlberg, der als unsicherer Vater einer Teenager-Tochter sicherheitshalber jeden Jungen wegbeißt, der in der Nähe von Geschlechtsreife sein könnte, ist schon sehr sehenswert.

Heimlicher Star ist aber Isabela Moner („Sicario 2“), die als anstrengender Teenie Himmel und Hölle in Bewegung setzt, um den treudoofen neuen Eltern zu zeigen, wer hier eigentlich das Sagen hat. Und dabei sowohl in den lustigen wie auch in den traurigen Momenten absolut überzeugt. Rose Byrne, die schon in hinreißenden Filmen wie „Juliet, Naked“ bewiesen hat, dass sie über komödiantisches Talent verfügt, darf hier außer zunehmender Hysterie wenig zeigen. Das macht sie aber immerhin sehr gut. Die stärkeren Momente mit der rebellischen Tochter hat aber Mark Wahlberg.

Fazit:

Wenn in einer Familienkomödie wie Plötzlich Familie die Kinder tatsächlich witzig sind und zu Herzen gehen, und auch die Eltern mehr dürfen als nur von einer peinlichen Situation in die nächste zu stolpern, dann kann man als Zuschauer einen guten Film erwarten. Und genau der ist Sean Anders‘ Arbeit auch geworden. Der mit der hinreißenden Isabela Moner auch einen ganz besonders sehenswerten kleinen Star gecastet hat. Obwohl der Film größtenteils gute Laune versprüht, spart er dunkle Seite des Stoffes dabei nicht gänzlich aus.

Plötzlich Familie startet am 31. Januar 2019 in den deutschen Kinos.

Plötzlich Familie
In den ersten Tagen läuft alles toll. Doch dann fangen die ersten Kleinkriege an. Besonder die 15-jährige Lizzy dreht richtig auf.