Halloween

Filmkritik: Halloween

Der Urvater eines ganzen Genres kehrt zurück! Als John Carpenter 1978 den für kleines Geld gedrehten „Halloween“ in die Kinos brachte, damit einen Kassenhit landete und ganz nebenbei noch das Slasher-Genre damit aus der Taufe hob, war das für den modernen Horrorfilm eine Sternstunde. 40 Jahre später erscheint nun ein Film, der inhaltlich direkt an diesen Meilenstein anschließt. Kann er die dunkle Magie des Originals erneut hervorbringen?

Eigentlich schien die Kino-Karriere von Michael Myers 2002 mit „Halloween: Resurrection“ zu Ende zu gehen. Das Sequel zu „Halloween H20“ floppte bei Kritikern und an den Kassen. Jahre später durfte Regisseur Rob Zombie eine Neuinterpretation des Myers-Mythos drehen, die aber bei Fans auf wenig Gegenliebe stieß – trotz einer Fortsetzung. Doch seit bekannt wurde, dass mit Halloween eine Fortsetzung zum ersten Film kommen soll – mit dem Segen John Carpenters – gerieten die Fans in Verzückung. Zu Recht?

Halloween
Laurie Strode hat die Nacht vor 40 Jahren nie überwunden und ihrer Tochter Karen so die Kindheit zur Hölle gemacht.

Halloween: Die Handlung

Seit Laurie Strode (Jamie Lee Curtis) zu Halloween vor 40 Jahren den mordenden Michael Myers überlebte, ist die Frau ein Wrack. In ständiger Erwartung von Michaels Rückkehr lebt sie in einer Art Festung mitten im Wald, absolviert tägliches Schießtraining und wirkt wie die verrückter Alte, die die Welt vor ihrem Untergang warnt. Doch sie ist sich sicher: Michael Myers, der seit 40 Jahren in einer Nervenheilanstalt untergebracht ist, wird zurückkehren, um sein Werk zu vollenden. Und natürlich hat sie Recht.

Denn als Michel ausgerechnet in der Nacht vor Halloween in ein Hochsicherheitsgefängnis verlegt werden soll, nutzt er die Chance zur Flucht. Und beginnt erneut, eine blutige Spur auf seinem Weg nach Haddonfield zu hinterlassen. Obwohl die Behörden schnell erfahren, welche böse Urgewalt sich da auf ihre kleine Stadt zubewegt, beginnt pünktlich zum Anbruch von Halloween erneut das Morden. Und Laurie muss nicht nur um ihr Leben fürchten, sondern auch um das ihrer Tochter Karen (Judy Greer) und ihrer Enkelin Allyson (Andi Matichak) …

Halloween: Alter Wein in alten Schläuchen

Man kann sich sicher darüber streiten, was eine gute Fortsetzung ausmacht. Als sicher darf gelten: Eine gute Fortsetzung sollte die bestehende Geschichte erweitern, der Mythologie hinter der Story etwas Neues hinzufügen und so alles in ein etwas anderes Licht tauchen als zuvor. Das haben als Meisterwerke geltende, zweite Teile wie etwa „Aliens“ oder „Der Pate 2“ in Perfektion vorgeführt. Legt man diesen Maßstab an Halloween an, dann ist der neue Film ein Totalausfall. 

Denn das Mysterium des schweigsamen und mordenden Killers, der scheinbar nicht zu töten ist, bekommt auch 2018 nicht einmal ein Quäntchen interessanten, neuen Background dazu. Das kann man konsequent finden. Allerdings hat sich die Grundidee in 40 Jahren voller Halloween-Filme und Dutzende billiger Plagiate davon doch stark abgenutzt. Und so stellt sich beim fast identischen Plot zu 1978 kein großer Gruseleffekt mehr ein. Trotz deutlich härterer Gangart, mehr Opfern und mehr Blut.

Halloween
Eine Journalistin, die Michael kurz vor seinem Ausbruch besuchte, beim aufrichtigen Bereuen dieser Idee.

Halloween: Trinkspiel gefällig?

Dafür bietet Halloween einen anderen Service für alteingesessene Fans der Reihe – Verbeugungen vor dem Original. Wer Lust auf ein Trinkspiel hat, kann bei jeder Hommage an den Film von 1978 einen Schnaps kippen. Er wird dann aber nach spätestens 30 Minuten einen Vollrausch davongetragen haben. Diese kleinen Momente, die Kennern stets ein Lächeln ins Gesicht zaubern, sind leider aber auch schon mit das Beste, was der neue zweite Teil der Reihe zu bieten hat. Und das ist bei so einer Horror-Ikone wie Halloween einfach etwas wenig.

So führte der erste „zweite Teil“ 1980 die Verwandtschaft zwischen Michael und Laurie – und damit ein Motiv – ein. Das der neue zweite Teil gleich wieder einkassiert. Und selbst die eher mäßigen Teile 4-6 versuchten, dem Charakter von Michael ein wenig mystisch-druidischen Hintergrund zu geben, da Halloween als „Samhain“ schon von den Kelten gefeiert wurde. Auch andere Horror-Legenden wie Freddy Krueger oder Pinhead bekamen in Fortsetzungen mehr oder weniger gelungene Zusätze wie Entstehungsgeschichten oder Schwächen. Nicht so Michael Myers.

Hier erzählt Regisseur David Gordon Green („Ananas Express“) nach einem mit Danny McBride und Jeff Fradley gemeinsam geschriebenen Drehbuch weitgehend die gleiche Geschichte wie vor 40 Jahren. Und lässt die meisten Figuren auch so agieren, als hätte es seitdem keine Horrorfilme gegeben. Wie der sehr mäßige „The Strangers – Opfernacht“ präsentiert auch Halloween Charaktere, die sich so dumm verhalten, dass es wehtut – wenigstens nicht nur dem Zuschauer, sondern auch ihnen.

Halloween
Lauries Enkelin Allyson ist zum Fest auf einer Kostümparty und dadurch ein leichtes Ziel für Michael.

Halloween: Danke, Jamie Lee!

Der einzige Grund, warum man diesen sehr durchschnittlichen Retro-Horror ansehen kann, ist denn auch die Hauptdarstellerin Jamie Lee Curtis. Sie bringt Tiefe in den Film, wenn sie die ältere Laurie darstellt. Die emotional die Nacht von vor 40 Jahren nie verlassen hat und bis heute unter der gleichen Todesangst leidet wie damals – jeden Tag. Eine derart gebrochene Heldin sieht das Horror-Genre nicht oft, hier haben die Macher tatsächlich einen guten, innovativen Job gemacht.

Wer sich im Horror-Genre und speziell in der Untergruppe Slasher nicht auskennt, der könnte an Halloween durchaus Spaß haben. Denn Gordon Green inszeniert mit präzisen und stimmungsvollen Bildern seines Kameramannes Michael Simmonds eine recht atmosphärische, gut ausgestattete Kopie des Originals. Aber für alte Fans eben auch nur das – eine Kopie. Für das schnelle Geld haben das schon viele Studios mit billigen Aufgüssen des immer gleichen Themas getan. Dem Urvater der Maskenkiller hätte man aber wahrlich Besseres gewünscht.

Fazit:

Atmosphärisch gelungene, aber inhaltlich komplett redundante Rückkehr einer Horror-Legende, die zumindest langjährige Fans von Halloween nicht gebraucht hätten. Eine sehenswerte Jamie Lee Curtis und der noch immer brillante Soundtrack kaschieren die weitgehende Ideenlosigkeit des neuen zweiten Teils da nur notdürftig. Immerhin zeigen die zahlreichen Verbeugungen vor Carpenters Original den Respekt der Macher. Vielleicht war gerade der aber zu groß für einen besseren, innovativeren Film.

Halloween startet am 25. Oktober 2018 in den deutschen Kinos.

Halloween
Kann Laurie ihren Peiniger nach 40 Jahren endlich loswerden oder wird Michael nach so langer Zeit sein Ziel erreichen?