Cult

Serienkritik: American Horror Story: Cult

Der Erfolg spricht für sich. Mit „Cult“ geht die Anthologie-Serie „American Horror Story“ bereits in die siebte Staffel. Diesmal nimmt sich Serienschöpfer Ryan Murphy nicht nur die tückischen Mechanismen von gefährlichen Kulten vor, sondern nimmt auch sehr deutlich Stellung zu aktuellen Ereignissen in den USA. Ist das auch in Deutschland spannend?

Jedes Jahr eine andere Geschichte, das ist die Idee hinter der Serie. Dabei kommt logischerweise nicht immer die gleiche Qualität heraus, einige Staffeln sind beliebter als andere. Wo reiht sich Cult ein? Kann die neue Staffel überzeugen oder gehört sie zu den schwächeren Jahrgängen bisher? Und: Welche der vielen wiederkehrenden Schauspieler sind dieses Jahr dabei?

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Sklavin ihrer eigenen Ängste: Sarah Paulson als Ally.

American Horror Story: Cult: Die Handlung

Zwar ist Ally (Sarah Paulson) glücklich mit Ivy (Allison Pill) verheiratet und hat mit ihr einen Sohn, aber ihr Leben ist dennoch nicht leicht. Ally plagen diverse Phobien, darunter die Angst vor Clowns und Blut. Das wird in der Nacht von Donald Trumps Wahlsieg noch verstärkt. Bald steht auch ihr Arzt Dr. Vincent (Cheyenne Jackson) vor einem Rätsel. Als es dann in der Nachbarschaft zu einem furchtbaren Massaker kommt, das Sohn Oz als Werk einer Bande von Horrorclowns beobachtet, gerät Allys geistige Gesundheit mehr und mehr in Schieflage …

Kai (Evan Peters) feiert Trumps Sieg mächtig, denn der völlig gestörte Geist plant eine große Karriere in der Politik. Und sieht nun den Moment gekommen, in dem er Fremdenhass und Misstrauen für seine Zwecke nutzen kann. Bald schon wird klar, dass Kai hinter einigen der grausamen Vorkommnisse in der Kleinstadt in Michigan steckt. Welche Verbindung hat er zu Allys Kindermädchen Winter (Billie Lourd)? Und welche finsteren Ziele verfolgt er in Bezug auf Ally und Ivy?

American Horror Story: Cult: Holzhammer-Horror

Wer schon einmal eine Staffel der Serie gesehen hat, der weiß, dass Ryan Murphy in Sachen Blut und Gewalt kein Kind von Traurigkeit ist. Dennoch hat er in einigen der Staffeln durchaus subtile Mittel genutzt, um langsam eine stetig bedrohlicher werdende Atmosphäre aufzubauen und die Zuschauer lange über manche Handlungsstränge im Unklaren zu lassen. Davon ist er bei Cult deutlich abgerückt. Schon in der Auftaktfolge wimmelt es nur so von Blut, Mord und Terror. So ist Hauptfigur Ally gefühlt die Hälfte der Zeit damit beschäftigt, vor irgendetwas zu fliehen und hysterisch zu schreien. Lange war kein Start der Serie mehr so anstrengend.

Offenbar traut Murphy seinen eigenen Waffen nicht mehr, denn was er meisterhaft noch in Staffel eins zum Einsatz brachte – den schleichenden Horror, der von Folge zu Folge stärker wurde – nutzt er nun fast gar nicht mehr. Stattdessen jagt er sein Publikum mit ständigen Jump-Scares und schnell voranschreitender Handlung mit ständig neuen Untaten durch den Plot. So bleibt kaum Zeit, die Figuren tatsächlich kennenzulernen oder eine emotionale Verbindung zu ihnen zu bekommen.

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Welches Ziel verfolgt die undurchsichtige Babysitterin Winter (Billie Lourd)?

American Horror Story: Cult: Die Bösen und die Doofen

Damit verletzt Murphy eine der Grundregeln des Horrors. Denn Figuren, die man nicht ins Herz geschlossen hat, mit denen fiebert man kaum mit. Und fiebert man bei einem Horrorfilm nicht mit, verfehlt er seine Wirkung. Und so wird Cult zwar schnell zur interessanten Studie über den Aufstieg des Bösen durch kluge Manipulation der Volksseele und der Medien. Der Horrorplot mit bösen Clowns und bösen Kulten hinkt dem aber stets hinterher.

Das können auch die Schauspieler nicht ändern, zumal Evan Peters wieder einmal den irren Killer gibt und Sarah Paulson wieder einmal das traurige Opfer. Dazu wimmelt der Plot vor Logiklöchern und stellt die Guten meist als derart naiv und doof dar, dass es beim Zusehen schon fast wehtut. Erst im Lauf der Staffel zeichnet sich dort eine Veränderung zum Besseren ab. Was Murphy allerdings schon zu Beginn in Perfektion abliefert, sind außergewöhnlich gut gefilmte Bilder. Ob es die Wohnung von Ally und Ivy ist, deren Designer-Restaurant oder ein ganz normaler Supermarkt: Das Kamerateam sorgt dafür, dass Hinsehen wirklich Spaß macht.

Fazit:

An American Horror Story: Cult werden sich die Geister scheiden. Beinharte Fans der Serie dürften auch dieser kruden Staffel etwas abgewinnen können, auf Neueinsteiger wird Cult einen sehr befremdlichen Eindruck machen. Statt wie in früheren Jahren die Spannung und den Horror langsam zu entwickeln, haut Murphy in Staffel sieben mit dem Hammer drauf und übertreibt häufig. Dazu kommen wenig ausgearbeitete Figuren und viele Zufälle, die das Konstrukt der Handlung überhaupt erst möglich machen. Dafür entschädigt die Serie mit tollen Bildern und einigen stark gesetzten Jump-Scares. Und die Einflechtung aktueller US-Themen wie Rechtsruck und Angst vor Fremden gelingt Murphy ausgezeichnet. Der reale Horror ist hier eindeutig spannender als der fiktive.

American Horror Story: Cult läuft ab dem 9. November 2017 wöchentlich auf Fox Channel.

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Gehört Dr. Vincent (Cheyenne Jackson) zu den Guten oder hat auch er Verbindungen zum Kult?