Dumbo

Filmkritik: Dumbo

Disney ist im Remake-Fieber! Mit „Das Dschungelbuch“ und „Die Schöne und das Biest“ ging es los, beide waren als Realfilme große Erfolge. Und so gibt es 2019 gleich drei „neue Alte“. Im Juli kommt „Der König der Löwen“ in die Kinos, im Mai zaubert sich Will Smith in „Aladdin“ über die Leinwände und noch im März startet einer der Disney-Klassiker schlechthin im neuen Gewand: „Dumbo“, der fliegende Elefant. Hat die Neuauflage noch den Charme der Zeichentrickvorlage?

Gerade einmal 64 Minuten brauchte Walt Disney 1941, um die rührende und manchmal traurige Geschichte des kleinen Elefanten mit den viel zu großen Ohren zu erzählen. Regisseur Tim Burton nahm sich für die neue Version fast doppelt so viel Zeit – 115 Minuten lang erzählt er die – zugegeben auch stark erweiterte – Story des Originalfilms nach. Kann Burton, der in der Vergangenheit eher wenig Berührungspunkte mit Disney aufwies, seinen besonderen Stil auch für den Mäusekonzern umsetzen?

Dumbo
Durch seine riesigen Ohren hat Dumbo keinen einfachen Start ins Leben. Doch der Kleine lässt sich nicht unterkriegen.

Dumbo: Die Handlung

Einst war er ein Star in der Manage, doch das Schicksal hat es mit Trick-Reiter Holt Farrier (Colin Farrell) nicht gut gemeint. Während er im Ersten Weltkrieg kämpft, stirbt seine Frau an der Grippe und lässt die beiden Kinder Milly (Nico Parker) und Joe (Finlay Hobbins) als Halbwaisen zurück. Und dann verliert Holt auch noch einen Arm und kehrt als Krüppel zurück ins Winterquartier des Zirkusbetriebs von Max Medici (Danny DeVito). Um überhaupt Geld zu verdienen, muss er den Job als Elefantenpfleger annehmen, den Max ihm anbietet.

Und dabei entdeckt er eines Tages ein Baby, dass eine neu eingekaufte Elefantenkuh zur Welt gebracht hat. Der Kleine, den die Zirkusfamilie bald auf den Namen Dumbo tauft, hat viel zu große Ohren und kann deshalb kaum laufen. Doch Milly und Joe werden Zeuge eines ganz erstaunlichen Ereignisses. Als Dumbo versehentlich eine Feder in den Rüssel bekommt und niesen muss, hebt er kurz ab und schlägt mit seinen Ohren, dass er fliegt. Bald wird die Weltsensation bekannt, doch sie ruft auch Personen auf den Plan, die Dumbo nicht wohl gesonnen sind …

Dumbo: Mehr Disney als Burton

Regisseur Tim Burton hat eine große, treue Fangemeinde, die sich der 60-jährige vor allem mit zwei Besonderheiten erobert hat. Zum einen gibt er seinen Filmen einen ganz typischen Look, an dem die meisten seiner Werke zu erkennen sind. Zum anderen schlägt er sich gern auf die Seite der schrägen und verschrobenen Figuren und hat es nicht so mit klassischen Heldencharakteren. Warum Burton den Job als Regisseur von Dumbo angenommen hat, ist nicht bekannt, denn er hat sicherlich gewusst, dass er sich bei Disney nicht alle kreativen Freiheiten erlauben kann.

Burton hat durchaus viele seiner typischen Filmzutaten in Dumbo unterbringen können. So ist sein Lieblings-Komponist Danny Elfman an Bord – was man deutlich hört. Und auch der Look des Films entspricht ziemlich genau dem, was die Fans von der Burton-Version eines Zirkusfilms erwarten dürfen. Dazu hat er mit Danny DeVito und Micheal Keaton ein kleines „Batman“-Klassentreffen arrangiert und mit Eva Green seine aktuelle Muse besetzt. Dennoch ist Dumbo weit mehr ein Disney- als ein Burton-Film.

Dumbo
Zirkusdirektor Medici und Farrier staunen nicht schlecht, als die von Milly angekündigte Sensation passiert: Dumbo kann fliegen!

Dumbo: Auf Nummer sicher

Denn das Drehbuch von Ehren Kruger klappert in der ersten Hälfte des Films die ikonischen Szenen ab, die wohl jeder Kenner des Originals noch vor Augen hat. Dumbos Mutter, die in verteidigt und dafür eingesperrt wird. Ihr Wiegenlied, während sie aus ihrem Käfigwaggon heraus ihren Sohn mit dem Rüssel streichelt. Und natürlich die Clownsnummer mit dem brennenden Haus, in dessen Verlauf Dumbo das erste Mal publikumswirksam abhebt. Erste in der neuen, zweiten Hälfte von des Films gibt es ein wenig mehr Burton-typischen Inhalt zu sehen.

Denn wenn mit Michael Keaton („Spider-Man: Homecoming“) als Vandevere endlich der Schurke des Films die Bühne betritt, wird Dumbo gleich eine Ecke düsterer – und mit dem gleichzeitigen Erscheinen Eva Greens auch sinnlicher. Hier darf sich Burton dann auch ein wenig mehr austoben als vorher, wenngleich er die Disney-Werte-Heiligtümer Freundschaft, Familie und Political Correctness nicht anrühren darf. Und deshalb auch eine weitgehend überraschungsfreie Geschichte erzählt. Nur gut, dass er wenigstens seine alten Haudegen dabei hat.

Denn allein wegen dem wundervoll schmierigen Michael Keaton und dem grummelig-knuddeligen Danny DeVito lohnt sich der Gang ins Kino schon. Auch Farrell und Green machen ihren Job prima, lediglich mit den beiden Kinderfiguren können weder Kruger noch Burton sonderlich viel anfangen – sie bleiben für einen Burtonfilm untypisch blass. Tricktechnisch ist Dumbo dagegen – wie schon das Dschungelbuch – State of the Art und zeigt so lebensechte Elefanten aus dem Computer wie nie zuvor. Und der süße Dumbo gewinnt ohnehin schnell alle Herzen.

Fazit:

Als typischer Disney-Kinderfilm ist Dumbo fast ein wenig zu düster geraten, für Burton-Fans dürfte sein neuestes Werk hingegen deutlich zu angepasst und glatt sein, um sie zu begeistern. So präsentiert sich Disneys neueste Realverfilmung eines ihrer Klassiker als etwas seltsamer Hybride, der zwar seine Story gut und temporeich ins Ziel bringt, die Erwartungen an diese Elefantenhochzeit aus Disney und Tim Burton aber nicht ganz erfüllen kann. Spaß macht er aber allein schon durch die unbestreitbar hohen Schauwerte, die für die große Leinwand gemacht sind.

Dumbo startet am 29. März 2019 in den deutschen Kinos.

Dumbo
Bald taucht der windige Geschäftsmann Vandervere in Begleitung seines Stars Collette auf – aber was genau führt er im Schilde?