Mit „Fear Street 1666“ endet die Geschichte um Shadyside und den Hexenfluch über der Stadt. Aber – und soviel Spoiler muss erlaubt sein – der Titel ist etwas irreführend. Denn nur gut die Hälfte des Films trägt 1666 zurecht, der Rest ist Fear Street 1994 Teil 2. Und so steht es auch kurz als Vorspann im Film. Nachdem der zweite Film Fear Street 1978 zwar jede Menge Blut, aber nur wenig Erhellendes zur Hauptstory beizusteuern hatte, ändert sich das mit dem Ausflug in die Gründerzeit des Städtchens deutlich. Hält die Serie auch mit Teil drei ihr Niveau als Mischung aus Retro-Slasher, Verbeugung vor den Klassikern und ein wenig Humor zwischen den Blutbädern? Das verrät die Kritik.
Die Kritik zu Fear Street 1994
Die Kritik zu Fear Street 1978
Die Handlung
Um ihre Freundin Sam (Olivia Welch) von den bösen Geistern zu befreien, die sich in ihr festgesetzt haben, setzt sich Deena (Kiana Madeira) einer geistigen Zeitreise aus. Im Körper der später als Hexe getöteten Sarah Fier erlebt sie die Ereignisse, die zum Tod der Hexe führten, hautnah selbst mit. Und stellt schnell fest, dass sich in der kleinen Gemeinde tatsächlich fürchterliche Dinger ereignen. Tiere verenden grausam und eine dunkle Macht scheint sich mehr und mehr auszubreiten. Obwohl die jungen Leute des Dorfes versuchen, ihren Spaß zu haben und dem puritanischen Leben wenigstens ab und zu zu entkommen, müssen auch sie hilflos zusehen, wie die furchtbare Tat eines einzelnen Mannes ihrer Freundin Sarah in die Schuhe geschoben wird …
Wieder zurück im Jahr 1994 weiß Deena endlich, wer hinter all den Morden steckt, die sich wie ein blutiger Faden durch die Geschichte des Ortes ziehen. Doch um diese böse Macht endlich zu besiegen, braucht sie die Hilfe ihrer verbliebenden Freunde. So steht ihr kleiner Bruder Josh (Benjamin Flores Jr.) fest an ihrer Seite, wie auch Ziggy Berman (Gillian Jacobs), die einzige Überlebende des Camp-Massakers im Jahr 1978. Aber reichen ihr Mut und ihre originellen Ideen wirklich aus, um den jahrhundertealten Fluch zu brechen und das Monster in ihrer Mitte endlich zu enttarnen?
Gleiches Team, gleiche Qualität
Fear Street bleibt aus einem Guss. Auch für den dritten und letzten Film saß Leigh Janiak auf dem Regiestuhl und schrieb am Drehbuch mit. Daher wundert es nicht, dass die Tonalität des Films zu den anderen beiden passt, auch wenn sich Fear Street 1666 durch die Zeitreise zumindest optisch am meisten von den anderen unterscheidet. Den hier zeigt sich tatsächlich ein anderer Look als in den Vorgängern, die allerdings zeitlich mit 1994 und 1978 auch deutlich näher aneinander lagen. Während 1994 Neonfarben regieren, war 1978 bunt. 1666 hingegen ist braun und dunkel, und das verleiht der Story auch einen anderen Grip. Obwohl sich die Schauspieler nicht verändern, der Cast besteht aus den Stars der beiden ersten Filme in neuen Rollen, schlägt die Hexenmär eine andere Seite des Horrors an.
Das liegt zum einen daran, dass beide Vorgänger trotz der übersinnlichen Erklärungen vor allem Slasherfilme waren. Und Fear Street 1666 hier deutlich mehr in den Bereich der klassischen Hexenfilme eindringt. Ein böser Zauber liegt über der Gemeinde und sorgt für einige der fiesesten Morde der bisherigen Reihe. Natürlich kann sich Fear Street 1666 mit seinem gut einstündigen Ausflug in die Vergangenheit nicht mit Filmgrößen wie „Hexenjagd“ oder „Blair Witch Project“ messen. Aber die Atmosphäre unterscheidet sich deutlich von den beiden anderen Fear Street-Filmen. Die Auflösung der Geschichte kommt allerdings für aufmerksame Zuschauer der beiden vorherigen Filme nicht ganz überraschend.
Zum Ende zurück an den Anfang
Die zweite Hälfte von Fear Street 1666 spielt erneut im Jahr 1994 und greift Optik, Musik und Atmosphäre des ersten Films dabei wieder auf. Hier ändert Janiak auch die Tonart wieder und kehrt zur blutigen, aber oft schwarzhumorigen Erzählweise zurück, die sie im 17. Jahrhundert komplett verändert hatte. Wer also besonders Fear Street 1994 mochte, wird sich dann wieder wie zuhause fühlen. Ganz so derb wie die Vorgänger treiben es die Special-Effects-Leute zum Abschluss allerdings nicht, was auch Netflix selbst so sieht. Der letzte Film der Trilogie bekam vom Streaming-Dienst eine Eigeneinschätzung von 16 Jahren. Was nicht heißt, dass die Serie nun harmlos wird, Äxte in Köpfe oder Köpfe in Brotschneidemaschinen kommen aber nicht mehr vor.
Wenn man sich das Experiment der drei Filme einmal ansieht, dann kann man es mit etwas guten Willen durchaus als gelungen bezeichnen. Die beiden ersten Teile passen wegen des Slasher-Schwerpunkts ohnehin gut zusammen, aber auch der dritte Teil, der die Story abschließt und mit seinem Historien-Horror etwas Neues einbringt, fügt sich gut ein. Natürlich bietet Netflix mit der Fear Street-Trilogie keine innovative oder intellektuell fordernde Horrorkost an, sondern bedient eher den Markt der langjährigen Horrorfans, die jeden Mord mit dem passenden Kommentar versehen können, aus welchem Film die Grundidee stammt. Dennoch wird sie auch Neulingen Spaß machen, die das Genre mögen, aber noch nicht 500 Filme gesehen haben. Ein neuer „Scream“ oder „Freitag, der 13.“ ist hier aber nicht entstanden. Wie auch, wo sich Fear Street doch genau vor diesen Film verbeugt?
Fazit:
Mit Fear Street 1666, dem letzten Teil der Trilogie auf Netflix, steht der unter dem Strich am wenigsten witzige Teil der Slasher-Reihe an. Denn die erste Hälfte des Films, die im titelgebenden Jahr spielt, hat nichts vom düsteren Humor im Scream-Stil, den die beiden ersten Teile noch zeigten. Stattdessen gelingt es Regisseurin hier nicht nur, die Auflösung des Geheimnisses gekonnt aufzulösen, die gute Stunde in der Vergangenheit gehört auch zu den emotional tiefsten Momenten der gesamten Trilogie. Ob der Zuschauer nun den letzten Teil am besten oder am schwächsten findet, ist vor allem Geschmackssache. Zumindest ist es der eigenständigste der Trilogie. Und wer die beiden ersten gesehen hat, wird ohnehin wissen wollen, wie die Story endet.
Fear Street 1666 startet am 16. Juli 2021 bei Netflix.