Family Blood

Filmkritik: Family Blood

Blumhouse Productions ist nicht nur fast ausschließlich im Horror-Genre aktiv, sondern dort auch sehr fleißig. Gerade brachte Blumhouse „Wahrheit oder Pflicht“ in die deutschen Kinos, da gibt es auch Neues für die Streaming-Plattform Netflix. „Family Blood“ erzählt die Geschichte einer Familie, die mit Drogenpoblemen zu kämpfen hat – bis sich etwas noch Schlimmeres in ihrem Leben breitmacht.

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Der Vampir-Mythos ist zwar schon viele Jahrhunderte alt, aber erst am Ende des 19. Jahrhunderts schuf Bram Stoker mit seinem Roman „Dracula“ das Bild des Blutsaugers, auf dem seither fast alle Filmvampire beruhen – und inzwischen nicht mehr wirklich gruselig sind. Hin und wieder gelingt es aber Regisseuren und Autoren, frisches Blut ins ausgelutschte Genre zu pumpen, ob Kathryn Bigelows „Near Dark“ in den 80ern oder „Daybreakers“ von den Spierig-Brothers. Kann auch Regisseur Sonny Mallhi etwas Neues über Vampire erzählen?

Family Blood
Kyle und Amy haben zunehmend Angst vor ihrer Mutter und ihrem neuen Freund.

Family Blood: Die Handlung

Ellie (Vinessa Shaw) hat durch ihre Drogensucht nicht nur ihre Ehe und ihren Mann, sondern auch Job und Freunde verloren. Und so zieht sie mit ihren Kindern, dem fast erwachsenen Kyle (Colin Ford, „Under The Dome“) und der halbwüchsigen Amy (Eloise Lushina) in eine neue Stadt. In Sitzungen bei Selbsthilfegruppen und einem neuen Job versucht sie, ihr Leben wieder auf die Reihe zu bekommen und ihren Kindern eine vernünftige Mutter zu sein.

Als sie eines Nachts wieder rückfällig wird, erweckt sie damit das Interesse von Christopher (James Ransone), der ebenfalls in die Sitzungen geht und sie high im Park findet. Diese Begegnung verändert Ellies Leben nachhaltig. Bald stellen auch ihre Kinder fest, dass Mom nicht mehr so ist wie sonst. Und das lenkt Kyle doch gewaltig von seiner Freundschaft mit der Mitschülerin Meegan ab, für die er mehr als nur Sympathie empfindet …

Family Blood: Drama oder Horror?

Regisseur Mallhi, der auch am Drehbuch mitschrieb, konnte sich deutlich sichtbar nicht entscheiden, ob er nun das Drama der Drogensucht oder den Horror der Blutsauger in den Vordergrund seines Films stellen wollte. Das wäre aber dringend notwendig gewesen, um dem so sehr zerrissen wirkenden Film eine klare Richtung zu geben. Denn echter Horror stellt sich den ganzen Film über nicht ein, viel zu harmlos und unbeholfen inszeniert Mallhi Szenen, die theoretisch gruselig hätten werden können.

Und auch die Drama-Aspekte der Handlung funktionieren nicht. Es bleiben so viele Fragen unbeantwortet, dass weder der Grund für Ellies Drogenproblem noch der für ihren Rückfall auch nur andeutungsweise nachvollziehbar wären. Und auch Christophers Entscheidung, sich derart in Ellies Leben einzumischen, bleiben im Dunkeln. Mallhi gelingt es nicht, seinen Figuren wirklich Leben einzuhauchen. Obwohl es eigentlich nur drei Charaktere sind, die im Film eine wichtige Rolle spielen.

Family Blood
Auch mit seiner neuen Freundin Meegan kann Kyle nicht über die seltsamen häuslichen Veränderungen sprechen.

Family Blood: Beim Fangzahn nichts Neues

Dazu legt Mallhi seine Vampire als krude Mischung aus althergebrachten Eigenschaften und neuen Fähigkeiten an, sodass nie so recht klar wird, welches Vorbild seine Blutsauger eigentlich haben sollen. So verschwindet in einer der wenigen gelungenen Szenen Ellies Spiegelbild. Womit Mallhi dem Zuschauer wohl suggerieren will, dass hier eine Umwandlung nun abgeschlossen sei. Mit dem fehlenden Spiegelbild einhergehende Schwächen wie Knoblauch, Kreuze oder Holzpflöcke haben hingegen keine Wirkung auf die Blutsauger, die Mallhi sich da ausgedacht hat.

Warum der Regisseur manches als Allgemeinwissen der Popkultur über Vampire beibehielt und manches nicht, wird nie klar. So wirken seine Untoten in jedem Fall seltsam unrund und lebloser als die meisten ihrer Artverwandten. Was sich noch am wenigsten den Schauspielern anlasten lässt. Dem Horror-erfahrenen James Ransone („Sinister 1+2“) gelingt dabei sogar manchmal ein Augenblick des leichten Unbehagens, wenn er stumm vor der Tür des Hauses steht und auf Ellie wartet. Retten können die Darsteller das unausgegorene Drehbuch und die maue Inszenierung aber nicht.

Blumhouse hat immer wieder mal einen Ausrutscher nach unten in ihrem ansonsten meist guten oder zumindest durchschnittlichen Horror-Portfolio. Family Blood gehört bisher zu den schwächsten Filmen der Produktionsfirma. Und ist wohl nur für Vampir-Komplettisten von Belang.

Fazit:

Die Mischung aus Drama und Horror, die Family Blood seinen Zuschauern vorsetzt, funktioniert leider nie. Die Horrorelemente sind nicht packend, die dramatischen Szenen berühren nicht. Dazu kommen nur wenig ausgearbeitete Charaktere, die deshalb auch kaum einmal echtes Interesse an ihrem Schicksal wecken können. Family Blood gehört zu den Netflix-Horrorfilmen, die man sich getrost schenken kann.

Family Blood läuft ab dem 5. Mai 2018 bei Netflix.

Family Blood
Ob ein Messer gegen Vampire hilft? Kyle scheint seiner Waffe auch nicht zu trauen.