Coffee and Kareem

Filmkritik: Coffee and Kareem

Bei Komödien hat Netflix in vielen Fällen keinen Glücksgriff getan. Einige Produktionen des Streaming-Dienstes in diesem Genre waren unterirdisch. Nun kommt „Hangover“-Star Ed Helms als Hauptrolle einer von ihm mitproduzierten Komödie zu Netflix. In „Coffee and Kareem“ muss sich Helms als Streifen-Cop mit dem 12-jährigen Früchtchen seiner neuen Freundin herumschlagen – und gerät prompt in eine Verschwörung. Kann sich der Film wohltuend vom Gros der Netflix-Komödien abheben?

Seit der Hangover-Trilogie gilt Ed Helms als Inbegriff des trotteligen Losers, der sich mit den Tücken des Alltags schwer tut und trotz guter Vorbereitung meist mit seinen Plänen scheitert. Das hat er auch in „Wir sind die Griswolds“, dem Sequel/Reboot der Reihe, bewiesen. In Coffee and Kareem behält er als ungeschickter Cop seine Rolle bei. Kann die Komödie um die Probleme, die bei neuem Partner mit Nachwuchs auftreten, mit seinen besseren Filmen mithalten? Oder ist der Film eher ein Rohrkrepierer?

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Coffee and Kareem: Die Handlung

Cop James Coffee (Ed Helms) hat privat gerade einen Lauf. Nachdem seine Frau ihn verlassen hat, ist er Vanessa (Taraji P. Benson) begegnet und hat sich in sie verliebt – und sie sich in ihn. Aber sie hat einen 12-jährigen Sohn namens Kareem (Terrence Little Gardenhigh) zuhause, der nicht nur schwer als Gangster-Rapper unterwegs ist, sondern Coffee auch regelrecht Angst einjagt. Daher treffen sich James und Vanessa bislang nur heimlich. Im Job hat Coffee allerdings mehr Probleme. Kollegin Linda Watts (Betty Gilpin) hat Coffee auf dem Kieker.

Denn bei einer Drogenrazzia ist ihm tatsächlich der Hauptverdächtige Orlando Johnson (RonReaco Le) aus dem Polizeiwagen entkommen und nun auf der Flucht. Zur Strafe wird Coffee zur Verkehrspolizei abkommandiert. Dort erreicht ihn Vanessas Anruf, die ihn bittet, Kareem von der Schule abzuholen, damit die beiden sich kennenlernen können. Coffee willigt wenig begeistert ein, denn er ahnt, dass dieses Treffen übel ausgehen könnte. Tatsächlich hat der Kleine einen fiesen Plan, der allerdings nach hinten losgeht und beide in Lebensgefahr bringt …

Coffee and Kareem: Breites Angebot an Humor

Über Humor lässt sich bekanntlich streiten. Deshalb baut Drehbuch-Autor Shane Mack für sein erstes Langfilm-Script eine große Bandbreite an Gags ein, die jeden Zuschauer irgendwann zum Lachen bringen müssten. Denn wer sich über den extrem nervigen Kareem mit seinen ständigen Sprüchen und den gefühlten drei Vokabeln „Ficken“, „Bitch“ und „Arschficken“ nicht amüsieren kann, hat eventuell mehr Spaß mit Orlandos Gehilfen, die bei der Jagd auf Coffee und Kareem doch bitte auch Gefühle haben und nicht angeschrien werden möchten.

Tatsächlich sind es meist die Nebenfiguren und Kurzauftritte, die die besten Lacher produzieren, während sich Ed Helms einmal mehr in der allzu bekannten Rolle zeigt. Seine Fans werden das mögen, wer das in früheren Filmen des Schauspielers schon nicht toll fand, wird hier auch nicht glücklich. Immerhin darf man Regisseur Michael Dowse attestieren, dass er Macks von Minute zu Minute schräger und durchgeknallter werdendes Drehbuch adäquat umgesetzt hat. Am Ende weiß der Zuschauer kaum noch, ob er gerade eine Komödie oder eine Parodie auf eine Komödie sieht.

Coffee and Kareem
James ist mit Kareems Mutter Vanessa zusammen, doch noch treffen sie sich heimlich.

Coffee and Kareem: Wenig Story, viel Augenzwinkern

Der Hauch einer Story von korrupten Cops und harten Gangstern fällt bei Coffee and Kareem kaum auf, viel zu sehr hangeln sich Script, Inszenierung und Schauspieler von Szene zu Szene. Und nehmen dabei immerhin auch den einen oder anderen ikonische Action-Moment aufs Korn. Ob „Stirb langsam“ oder „Staatsfeind Nummer 1“, Action-Kenner dürften allein wegen dieser Szenen schon ihren Spaß haben. Die zahlreichen Klischees, die eigentlich nerven würden, bricht Mack immer wieder ironisch und sorgt dafür, dass sie lustiger sind als erwartet.

Auch die Schauspieler haben offenkundig ihren Spaß an der Sache. Betty Gilpin spielt den Bad Cop mit so viel Übertreibung, dass sie im Finale kaum noch als Charakter durchgeht. Helms gibt den Verlierer mit Würde immerhin souverän und Entdeckung RonReaco Lee ist als harter Rapper und nicht ganz so harter Gangster die witzigste aller Hauptfiguren. Wenn da nur nicht das unlustige Kind wäre! Darsteller Terrence Gardenhigh lässt gar kein Vorwurf machen, er spielt die extrem unsympathische Dreadlock-Bratze so, wie es sein soll. Es nervt dennoch.

Was auch daran liegt, dass das hundertste „Ficken“ eben nicht mehr zündet. Hier muss man Mack vorwerfen, dass ihm zu Kareems Rolle nicht viel mehr eingefallen ist. Doch immer, wenn man eigentlich gar nicht mehr weiterschauen will, tauchen Orlando und seine Helfer auf – und Coffee and Kareem wird sofort besser. Von einem Meisterwerk oder einer richtig guten Komödie ist Michael Dowses Werk zwar weit entfernt, aber es gibt auch etliche schwächere Filme des Genres bei Netflix als diesen. Für Fans der rüderen Gangart in jedem Fall einen Blick wert.

Fazit:

Coffee and Kareem beginnt mit vielen mäßigen Gags und einem extrem nervtötenden Kind. Doch je länger der Film läuft, desto mehr lässt Drehbuchautor Shane Mack seinen irren Ideen freien Lauf und baut noch gelungene Parodien auf Action-Klassiker ein. Dazu gelingen ihm mit einem sensiblen Gangster-Trio und einigen Nebenfiguren wundervoll skurrile Szenen. Da ist es auch nicht mehr so schlimm, dass Star Ed Helms den gleichen Charakter wie immer spielt. Wer sich an der derben Sprache nicht stört, kann hier ruhig mal reinschauen.

Coffee and Kareem startet am 3. April 2020 bei Netflix.

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