Tales from the Loop

Serienkritik: Tales from the Loop

Hinter Serien stecken manchmal Werke, die man nicht vermutet. So gibt es viele, die auf Comics oder Graphic Novels basieren. Andere erzählen einen bekannten Roman nach oder wurden von einem Zeitungsartikel oder Blogbeitrag inspiriert. „Tales from the Loop“ dürfte allerdings weltweit die erste Serie sein, die streng genommen auf Gemälden basiert. Denn der schwedische Künstler Simon Stalenhag schuf mit seinem gleichnamigen Bildband die Welt, in der die Serie spielt. Wie gut ist sie?

Eigentlich eine ganz normale Landschaft, in der die Bauern ihre Ernte einbringen. Stünde da nicht mitten auf dem Feld ein riesiger, vor sich hin rostender Roboter. Die Bilder von Simon Stalenhag haben etwas Verstörendes, weil er etwas völlig Fremdes in seine Gemälde integriert, als hätte es schon immer dazugehört – und doch fremd bleibt. Eine Serie, die ein ebensolches Gefühl auslöst, müsste doch eigentlich zumindest unterhaltsam sein. Hat Tales from the Loop das geschafft? Oder versackt die Sci-Fi-Serie im eigenen Anspruch?

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Tales from the Loop: Die Handlung

Die 80er Jahre in den USA einer anderen Realität. Irgendwo im Hinterland befindet sich eine geheime Forschungseinrichtung, in der ein geheimnisvolles Objekt – der Loop – die Ereignisse um sich herum manipuliert. Das bekommen auch die Wissenschaftler und deren Familien zu spüren, die in der Umgebung leben und den Loop erforschen wollen. Bei der Suche nach den Geheimnissen des Universums werden einige von ihnen schmerzhaft mit eigenen dunklen Stellen ihrer Seele konfrontiert. Und mit eigenen Rätseln aus anderen Zeiten.

So begegnet die brillante Wissenschaftlerin Loretta (Rebecca Hall) ihrem jüngeren Selbst, das plötzlich vor ihrer Tür steht und sich mit ihren Kindern anfreundet. Ihr Schwiegervater Russ (Jonathan Pryce) leitet die Forschungsstation um den Loop und muss sich eines Tages eingestehen, dass er nicht mehr lange zu leben hat. Das trifft besonders seinen Enkel Cole (Duncan Joiner) extrem hart. Und so versucht der Junge, die Technik des Lopps dafür zu nutzen, um seinen Großvater zu retten. Doch der Loop spielt nach anderen Regeln …

Tales from the Loop: Intellektuelles Twilight Zone?

In acht Episoden, die nicht unmittelbar zusammenhängen, obwohl immer wieder die gleichen Charaktere darin vorkommen, erzählt Drehbuchautor Nathaniel Halpern („Outcast“, „Legion“) von seltsamen Ereignissen in der Gegend um den Loop. Wer nun actionlastige Episoden erwartet, liegt ebenso falsch wie Zuschauer, die auf spannende oder unheimliche Folgen hoffen. Tales from the Loop erinnert am ehesten an einzelne Episoden aus „Twilight Zone“, nur komplett ohne Spannung oder Horror. Stattdessen regiert in dieser Serie die Subtilität.

Denn auch klare Botschaften zu den großen Themen wie Zeit, Leben oder Tod enthält die Serie nicht. Stattdessen zeigt sie ruhige Bilder, die oft kaum von Dialogen gestört werden. Und in die der Zuschauer viel hineininterpretieren kann. Wenn er denn mag. Die vorab gezeigten Folgen gaben dazu allerdings wenig Anlass. Denn wenn eine Episode überhaupt eine Frage aufwirft, dann so dezent und wenig drängend, dass sicher nicht jeder Zuschauer Interesse daran entwickeln wird, in die eben gezeigte Materie gedanklich tiefer einzudringen.

Tales from the Loop
Loretta untersucht seit Jahren den Loop – und steht doch noch am Anfang.

Tales from the Loop: Nicht viel mehr als coole Bilder

Das bedeutet nicht, Tales from the Loop sei nicht sehenswert, der Zuschauer muss sich nur sehr auf das einlassen, was ihm da beinahe gezeigt wird. Möglicherweise wirkt die Serie als Ganzes auch wesentlich stärker, wenn man alle acht Folgen gesehen hat. Es gibt Konzepte, die so funktionieren – und das muss nicht schlecht sein. es ist nach Ansicht von drei Episoden nur schlicht nicht zu beurteilen. Uneingeschränkt überzeugend ist die Serie hingegen immer dann, wenn sie sich direkt auf Bilder von Simon Stalenhag bezieht und diese zum Leben erweckt.

Wenn ein riesiger, aber offenbar völlig verängstigter Roboter im Wald durch die Bäume späht oder merkwürdige rostige Kugeln mitten auf dem Feld liegen, dann entfaltet Tales from the Loop zumindest optisch für einen Augenblick eine Faszination, die nachwirkt. Leider sind solche Momente aber viel zu selten, um wirklich Teil der Handlung zu werden. Und so bleiben sie schmückendes Beiwerk von Storys, die sich weder als ein Puzzlestück einer größeren Handlung zu erkennen geben, noch für sich sonderlich interessant oder fesselnd wären. 

Das liegt allerdings nicht an den Schauspielern. Jonathan Pryce ist als sterbender Wissenschaftler, der immer wieder gegen das Unvermeidliche aufbegehrt, absolut sehenswert. Und auch Rebecca Hall als kühle Physikerin und Mutter spielt ihre Rolle gut. Ihr fast unbehagliches Wiederentdecken alter Gefühle ist ein Highlight der Serie. Ein wenig mehr direktes Story-Telling und etwas weniger Zurückhaltung hätten dieser Serie allerdings trotz der interessanten Grundidee durchaus gut getan.

Fazit:

Die Bilder von Simona Stalenhag verströmen eine faszinierende Fremdartigkeit und lassen den Betrachter oft nicht mehr los. Das lässt sich von der Serien-Umsetzung seiner Ideen leider nicht sagen. Trotz guter Schauspieler und einiger echter Stalenhag-Momente sind die Storys der acht Episoden derart ruhig und wenig aufregend, dass man schon großer Fans sein muss, um hier uneingeschränkt in Begeisterung zu verfallen. Eventuell wird aber aus dem Stückwerk nach Ansicht aller acht Folgen doch noch ein komplexes Bild, wer weiß?

Tales from the Loop startet am 3. April bei Amazon Prime

Gesehen: Drei von acht Folgen

Tales from the Loop
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