Alex Strangelove

Filmkritik: Alex Strangelove

Dass das Leben an US-High-Schools schwierig sein kann, haben schon dutzende von Filmen mehr oder weniger spannend erzählt. War es in den 80ern eher der soziale Status, über den Rom-Coms gedreht wurden, so hat Amerika sich 30 Jahre später tatsächlich auch mit jugendlicher Homosexualität abgefunden und thematisiert die Suche nach der sexuellen Identität nicht länger nur im Erwachsenenalter. Lohnt sich „Alex Strangelove“, die neueste Version dieser Suche, auf Netflix?

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Mit „Love,Simon“ kommt in einigen Wochen ein Film in die deutschen Kinos, der laut Presse erstmals einen schwulen Teenager als Hauptfigur in einer Produktion eines großen Filmstudios Hollywoods zeigt. Wenn das stimmt, ist Netflix den Studios einmal mehr eine Nasenlänge voraus. Denn Alex Strangelove beschäftigt sich ebenfalls mit der Suche nach der eigenen Sexualität. Allerdings ist die Hauptfigur hier noch keineswegs sicher, welches Geschlecht ihn nun wirklich anzieht. Lohnt es sich, seine Forschungen mit anzusehen?

Alex Strangelove
Eigentlich sind Alex und Claire ein echtes Traumpaar.

Alex Strangelove: Die Handlung

Alex (Daniel Doheny) hat eigentlich alles, was man sich als Teenager an der High Scholl nur wünschen kann. Er ist Schulpräsident, ist seit einer Weile mit seiner besten Freundin Claire (Madeline Weinstein) auch ein Paar und will demnächst mit ihr seine Jungfräulichkeit verlieren. Da irritiert es ihn schon ein wenig, als er auf einer Party Elliott (Antonio Marizale) kennen lernt, der ihn relativ offen anflirtet. Alex lässt sich von Elliott dennoch wenig später zu einem Konzert einladen und verbringt mit ihm einen netten Abend.

Das führt nicht nur zu einem bösen Streit mit Claire, sondern lässt in Alex auch langsam den Gedanken aufkommen, dass er sich bezüglich seiner Sexualität nicht so sicher sein kann, wie er dachte. Trotzdem will er von seinen Sex-Plänen mit Claire nicht abrücken. Ob das angesichts der Situation eine gute Idee ist, davon ist der Teenager aber immer weniger überzeugt. Und es kommt, wie es kommen muss …

Alex Strangelove: Viel Gefühl, wenig Klamauk

Regisseur Craig Johnson, der offen schwul lebt, schrieb auch das Drehbuch für seinen Film – und erzählt sie meist mit einer angemessenen und wohltuenden Sensibilität fürs Thema. Dennoch kommt der Film erst schwer in die Gänge, da er sein eigentliches Thema zugunsten von mehr oder weniger lustigen Teenie-Party-Gags ein wenig schleifen lässt. Und damit unnötig klischeebehaftet seine erste Hälfte erzählt. Die zweite entschädigt dafür mit deutlich mehr emotional treffenden Szenen.

Johnson ist dabei klug genug, den eher leichten Ton seines Films nicht zu sehr nach unten zu ziehen, traut sich aber, sehr ehrliche und dadurch packende Momente zu schreiben und zu inszenieren. So gehört die lange geplante erste Nacht zwischen Alex und Claire sicher zu den besseren Szenen in Teenage-Rom-Coms der vergangenen Jahre und nimmt den Zuschauer erstmals wirklich gefangen. Was neben den guten Dialogen auch den beiden Darstellern Daniel Doheny und Madeline Weinsten zu verdanken ist.

Alex Strangelove
Doch Alex muss feststellen, dass ihm der schwule Elliott nicht egal ist.

Alex Strangelove: Für Hughes-Fans

Denn die spielen das vermeintliche Traumpaar mit toller Chemie und verkörpern die Probleme der beiden dadurch sehr authentisch und glaubhaft. Johnson schafft es dabei, sowohl den zweifelnden Alex, als auch die tief verletzte Claire, gleichrangig zu behandeln und so dem Zuschauer den Zugang zu beiden Figuren zu gewähren. Für mehr gute geschriebene Charaktere bleibt da leider kein Platz mehr, und so sind sowohl Alex‘ peinlicher Kumpel als auch die Eltern des Paares eher Klischees als lebendige Figuren. Und auch das potenzielle Love-Interest Elliott hat wenig Spannendes zu tun.

Dafür gelingt es Johnson aber, in der letzten halben Stunde eine Art „John Hughes-light“-Gefühl aufzubauen. Manche Szenen erinnern ein wenig an Klassiker wie „Pretty in Pink“ oder „Breakfast Club“. Auch wenn Johnson die Qualität dieser Filme nie ganz erreicht. Zum Mitfiebern und Mitleiden – und gelegentlichem Mitlachen – gerade für ein jüngeres Publikum, dass die Sorgen und Ängste der Protagonisten besonders gut nachvollziehen kann, reicht Alex Strangelove aber aus.

Fazit:

Craig Johnson liefert mit seinem soliden Coming-of-Age-Stoff Alex Strangelove einen Film ab, der mit etwas weniger Klischees noch deutlich besser hätte sein können. Aber auch so bleiben zwei sympathische Hauptfiguren und ein paar Szenen übrig, die wirklich zu Herzen gehen. Und erfreulich wenig Humor unter der Gürtellinie. Von den aktuellen Netflix-Premieren gehört die Suche des jungen Alex nach seiner sexuellen Identität durchaus zu den besseren. Und ist gerade für die gleiche Altersgruppe wie die Protagonisten auf jeden Fall sehenswert.

Alex Strangelove läuft ab dem 8. Juni 2018 auf Netflix.

Alex Strangelove
Kann Alex für sich herausfinden, für wen sein Herz höher schlägt?