47 Meters down uncaged

Filmkritik: 47 Meters Down Uncaged

Mit „47 Meters Down“ gelang Regisseur und Drehbuchautor Johannes Roberts 2017 ein unerwarteter Hit. Eigentlich nur für eine Heimvideo-Veröffentlichung geplant, kam der Hai-Thriller doch ins US-Kino – und spielte das 12-fache seiner Kosten ein. Da war es kein Wunder, dass die Produktionsfirma dem Briten schnell eine Fortsetzung in Aussicht stellte. Nun kommt „47 Meters Down Uncaged“ in die Kinos. Kann auch der zweite Teil den Erwartungen von Horror- und Thrillerfans gerecht werden?

Bisher stand Johannes Roberts nicht im Verdacht, ein besonders kreativer Horror-Filmemacher zu sein. So ist seine Fortsetzung „The Strangers: Opfernacht“ tatsächlich einer der schwächsten Grusler des vergangenen Jahres. Allerdings hat Roberts dort auch nicht am Drehbuch geschrieben. Und seine Umsetzung der miesen Story war zumindest effektiv. Das gilt auch für 47 Meters Down. Kann er mit der Fortsetzung ebenfalls zumindest handwerklich überzeugen und ein paar saubere Jump-Scares bieten?

47 Meters down uncaged
Badespaß im versteckten See – da ist noch alles gut. Doch die vier Teens werden bald neugierig.

47 Meters Down Uncaged: Die Handlung

Die Stiefschwestern Mia (Sophie Nélisse) und Sasha (Corinne Foxx, Tochter von Jamie Foxx) sollten eigentlich eine Bootstour mitmachen, entscheiden sich aber dafür, mit ihren beiden Freundinnen (unter anderem die Tochter von Sylvester Stallone) einen geheimen See zu besuchen. Als die Mädchen erfahren, dass sie direkt über einer alten Maya-Opferhöhle schwimmen – und zufällig die Taucherausrüstung ihres Vaters dort herumliegt, der die Höhle erforscht – wollen sie unbedingt sehen, was dort unten genau zu entdecken ist.

Zuerst geht auch alles gut. Doch durch einen dummen Zufall versperren sich die vier Mädchen den Rückweg nach oben und müssen nun einen neuen Ausgang finden. Dass ihnen dabei langsam die Luft knapp wird, ist eines ihrer Probleme. Schlimmer wiegt jedoch, dass sich in der Höhle Weiße Haie angesiedelt haben, die mittlerweile zwar blind sind, aber mit ihrem ausgezeichneten Gehör jagen. Für Mia und ihre Freundinnen wird der Tauchausflug so bald zum echten Höllentrip …

47 Meters Down Uncaged:  Gute Bilder, schwaches Script

Handwerk verlernt man nicht, das beweist Roberts auch mit seinem neuen Werk. Ihm gelingen mit Kameramann Mark Silk nicht nur einige wirklich schöne Aufnahmen der unterirdischen Höhlenwelt, sondern auch ein paar gute Schockmomente durch perfektes Timing und gute Perspektiven. Das galt schon für den Vorgänger und mit deutlich höherem Budget macht Roberts das diesmal sogar noch besser. Das ist allerdings auch das einzige, das ihm beim neuen Film, der mit Teil eins keinerlei Zusammenhang aufweist, besser gelingt.

Denn Roberts setzt in seinen Drehbüchern in erster Linie auf spektakuläre Einzelszenen. Die gelingen ihm auch ganz gut und wären für sich genommen durchaus sehenswert. Nur pfeift der Regisseur und Autor dabei komplett auf ein Logikdach, das die einzelnen Szenen zusammenhält und ihnen einen Sinn verleiht. Bei 47 Meters Down hielt sich das noch halbwegs in Grenzen, da auch das Szenario für wilde Dinge gar nicht taugte. Bei Uncaged kann Roberts in Sachen unlogischer Blödsinn aus dem Vollen schöpfen – und tut das leider auch.

47 Meters down uncaged
In der alten Höhle angekommen, sind die vier Mädchen bald in Lebensgefahr, denn es gibt dort riesige Haie.

47 Meters Down Uncaged: Leider doof

Sind die ersten 20 Minuten mit viel gutem Willen noch logisch erträglich, offenbart sich im weiteren Verlauf immer mehr, dass Roberts ausschließlich nach dem Prinzip arbeitet, seiner Meinung nach möglichst erschreckende Momente zu schaffen – wie unwahrscheinlich bis unmöglich die auch sein mögen. So ist die Wassertemperatur der Höhle, obwohl sie komplett im Dunkeln liegt, offenbar angenehm warm, denn die vier jungen Frauen kühlen trotz luftiger Kleidung nicht aus.

Und auch die Haie, die laut Story nach Gehör jagen, obwohl ihre Artgenossen im Meer mithilfe der Seitenlinienorgane Bewegungen wahrnehmen können, haben stets dann partielle Taubheit, wenn die Story gerade keinen Angriff auf eine der Frauen braucht, ein Hai aber bedrohlich nah vorbei schwimmen soll. Ob die Story auch funktionieren würde, wäre sie auch nur ein wenig realistisch, bleibt dahingestellt. So wird der Film mit jeder Minute mehr zu einer Art Geisterbahn, wo nur noch die Schocks zählen, die Story aber völlig absäuft.

Und weil auch die Darstellerinnen bestenfalls mäßig agieren, kann 47 Meters Down Uncaged nicht mit seinem Vorgänger konkurrieren, der einfach etwas mehr Glaubwürdigkeit vermittelte als das gegen Ende fast zur Karikatur verkommende Höhlen-Horror-Abenteuer. Ein Horrorschocker, der unfreiwillig komisch ist, mag auf einer Party gut funktionieren, für einen Kinobesuch ist das aber kein Qualitätsmerkmal. Ein drittes Mal wird der Zuschauer wohl nicht mehr so tief tauchen müssen.

Fazit:

Trotz sauberer Schock-Effekte und cooler Bilder säuft 47 Meters Down Uncaged schon nach einem Drittel seiner Laufzeit immer mehr ab. Mäßige Darsteller und eine leider extrem schlecht recherchierte Story, die nur auf schnellen Jump-Scare setzt und jeglichen Realismus dabei über Bord wirft, unterhält halbwegs erfahrene Horror-Fans nicht. Die Altersfreigabe ab 12 Jahren sagt da tatsächlich viel aus. Die sehr überschaubare Menge ansehnlicher Hai-Horror-Filme erweitert dieser Film jedenfalls nicht.

47 Meters Down Uncaged startet am 10. Oktober 2019 in den deutschen Kinos.

47 Meters down uncaged
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