Freaky

Filmkritik: Freaky

Irgendwann vor 2017 kam Regisseur und Autor Christopher Landon auf die Idee, die beliebte Zeitschleife-Thematik mit Horror- und Comedy-Elementen zu mischen, 2017 kam „Happy Death Day“ dann in die Kinos. Mit so großem Erfolg, dass noch ein zweiter Teil entstand. Inspiriert vom Erfolg durchforstete Landon danach wohl weitere ehemalige Comedy-Ideen nach genug Potenzial für eine Horror-Nutzung. Und wurde fündig! Neben Zeitschleifen-Filmen funktionierten doch früher auch Körpertausch-Plots wie in „Freaky Friday“ ganz gut. Was also, wenn man diese Grundidee in einen blutigen Slasherfilm packte und das Ganze mit ein wenig Humor würzte? Landon schrieb, drehte und präsentiert nun nach langer Corona-Pause das Ergebnis: „Freaky“!

Freaky
Millie ist ein ganz normaler Teenager mit ein paar Freunden und vielen Feindinnen auf der High School.

Die Handlung

Ein reicher Teenager und drei seiner Freunde werden auf dem Familienanwesen von einer maskierten Gestalt brutal getötet. Der Killer nimmt danach eine Antiquität mit, einen uralten Dolch. Und verschwindet in der Nacht. Am nächsten Morgen geht die Schlagzeile der vier toten Kids wie ein Lauffeuer durch die Stadt und erreicht auch Millie (Kathryn Newton, „The Society„). Die hat zwar durch einige Feinde in der High School eigentlich schon genug Probleme, dennoch gehen ihr die Tode der Teenager nah. Noch näher allerdings geht ihr der Killer (Vince Vaughn), der sie abends allein auf dem Football Field erwischt, auf dem sie vorher beim Spiel als Maskottchen gejobbt hat.  Millie versucht zwar, dem Mörder zu entkommen, doch er packt sie mitten auf dem Rasen und sticht ihr den antiken Dolch in die Schulter.

Das bringt aber nicht das gewünschte Ergebnis! Anstatt einen Teenager vor sich ausbluten zu sehen, steckt der Killer plötzlich im Körper von Millie – und die in seinem. In Panik rennen beide davon. Doch während der Killer sehr bald die Nützlichkeit von Millies Gestalt erkennt und fröhlich weitermordet, muss Millie in Gestalt eines 1,90 Meter großen Kerls irgendwie ihren Freunden erklären, dass sie darin steckt. Und das ist viel einfacher gesagt als getan. Zudem läuft Millie auch noch die Zeit weg. Wenn sie den Zauber des Dolches nicht innerhalb von 24 Stunden rückgängig macht, bleibt der Tausch permanent. Doch wie soll sie den Killer in ihrem Körper aufhalten?

Nicht viel Neues

Obwohl Christopher Landon mit Happy Death Day und Freaky zwei Ideen hatte, die gar nicht so weit voneinander entfernt sind, immerhin geht es in beiden Filmen um Serienkiller, fühlte sich der eine trotz vieler der Handlung geschuldeter Wiederholungen recht frisch an. Freaky hingegen vermittelt schnell das Gefühl, als hätte man das alles bereits gesehen. Vieles hier erinnert an „Scream“, denn die Grenzen zwischen Blut, Humor und Parodie sind auch hier fließend. Den Spaß am Töten extrem unsympathischer Charaktere, wie Fans das aus „Freitag, der 13.“ kennen, ist ebenfalls Teil des neuen Films. Und natürlich bringt auch der Körpertausch-Aspekt einige Szenen mit sich, die der Zuschauer so womöglich schon in anderen Filmen gesehen hat.

Dass Freaky trotzdem kein Reinfall wird, liegt zu großen Teilen an den beiden Hauptdarstellern. Während Vince Vaughn offenbar so viel Spaß an der Entdeckung seiner weiblichen Teenie-Hälfte hatte, dass er immer zwischen großartig und leicht übertrieben agiert, bietet Kathryn Newton als eiskalte Killerin eine makellose Vorstellung. Ihr enttäuschtes Gesicht, wenn ein Mord nicht gelingt, ist allein schon Gold wert. Und auch die bedrohliche Aura, die sie nach dem Seelentausch plötzlich verbreitet, zeigt ihr Talent. Während sie aber eher die schwarzhumorigen und ernsten Momente der Handlung bewältigt, albert sich Vaughn durch Probleme mit dem heimlichen Schwarm und richtiger Kleidung. Und das ist die meiste Zeit tatsächlich witzig, wenn es auch manchmal etwas zu albern wird.

Freaky
Doch ihr Leben ändert sich radikal, als sie eines Nachts von einem Serienkiller erwischt wird: Die Seelen tauschen Plätze!

Story nach Schema F

Weniger gelungen ist hingegen der Plot des Films. Denn der ist derart vorhersehbar, dass es so gut keine Überraschungen gibt. Das hat Landon bei Happy Death Day deutlich besser gemacht, als ihm etliche Running-Gags eingefallen sind. Die waren nicht nur unterhaltsam, der Film bezog daraus auch einen Teil seiner Spannung. Die kommt bei Freaky dagegen nur selten auf. Denn hier folgt die Handlung nach Schema F dem typischen Slasher-Plot – und dem Körpertausch-Stereotyp. Das hätte gern etwas origineller sein dürfen.

Punkten kann der Film bei Horrorfans dafür mit recht kompromissloser Härte – vom Start weg. Die Kills sind zum Teil sehr derbe und kommen weitgehend ohne Computereffekte aus. Handgemacht ist immer besser, das wissen Horror-Freunde schon seit langem – und offenbar auch Christopher Landon. Hier stimmt auch die Mischung aus klassischen Methoden wie einer Säge und frischen Mordwerkzeugen wie einer Weinflasche. Was Freaky an Originalität bei der Handlung fehlt, liefert er dafür beim kreativen Killen. Damit erhöht Landon den Partyfilm-Wert von Freaky deutlich. Und das dürfte letztlich auch Landons Intention gewesen sein. Auch wenn Freaky deutlich blutiger ausfällt als Happy Death Day, so sind doch beide Filme hauptsächlich dazu da, die Zielgruppe nett zu unterhalten – und mehr ist hier auch nicht zu holen. 

Kathryn Newton
Fortan mordet sich der Killer in Millies Körper durch die Kleinestadt.

Fazit:

Mit Freaky liefert Regisseur und Drehbuchautor Christopher Landon nach Happy Death Day einen weiteren Comedy-zu-Horror-Transfer ab, der zwar deutlich blutiger ausfällt als der Erstling, dafür aber nicht ganz so originell. Den reichlich vorhersehbaren Plot polstert Landon immerhin mit so viel guten Gags und derben Kills aus, dass die weitgehend fehlenden Spannung nicht so stark ins Gewicht fällt. Dazu liefern Vince Vaughn und Kathryn Newton in ihren Doppelrollen großartige Performances ab, vor allem Newton ist als Serienmörder im Körper einer High School-Schülerin ein echter Killer. Sicher nichts für Schöngeister und Fans von Meta-Ebenen, dafür aber ein netter Partyfilm für einen Abend mit Freunden, die auch bei Scream ihren Spaß hatten.

Freaky startet am 24. Juni 2021 in den deutschen Kinos.

Freaky
Und Millie muss herausfinden, wie sie das Ganze rückgängig machen kann, während sie im Körper des Killers steckt.