Film im Film-Geschichten sind in der Film-Historie rar gesät. Offenbar lassen sich die Macher zu ungern in die Karten schauen und Dinge zeigen, die das Publikum für bare Münze nehmen könnte, selbst wenn sie nur im Drehbuch stehen. Dennoch hat „Singin‘ in the Rain“ schon 1952 bewiesen, dass aus solch einem Stoff eine gelungene Komödien entstehen kann. Und auch Komödien-Spezialist Judd Apatow („Immer Ärger mit 40“) hat nun für Netflix mit „The Bubble“ einen solchen Plot umgesetzt und dabei jede Menge Stars vor die Kamera bekommen. Wie lustig der Blick hinter die fiktiven Kulissen beim Dreh von „Cliff Beasts 6“ wirklich geworden ist, verrät die Kritik.
Die Handlung
Es ist Pandemie. Dennoch möchte ein Filmstudio unbedingt einen neuen Film drehen – den sechsten Teil der mäßig erfolgreichen „Cliff Beasts“-Reihe. Dafür holen die Produzenten nicht nur Carol Cobb (Karen Gillan) zurück, die eigentlich nach Teil vier ausgestiegen war. Sondern auch die anderen Altstars wie Dustin Mulray (David Duchovny) und seine Frau Lauren Van Chance (Leslie Mann), deren Beziehung von Trennungen und Versöhnungen geprägt ist. Auch Esoterik-Schreiber Sean Knox (Keegan-Michael Key) ist abermals dabei. Als Regisseur hat die Studio-Obere Paula (Kate McKinnon) diesmal den Independent-Filmer Darren (Fred Armison) verpflichtet, der dem angestaubten Franchise neue Impulse verleihen soll. Und weil sonst kaum jemand dreht, erhofft sich das Studio mangels Konkurrenz einen echten Blockbuster.
Doch die Dreharbeiten stehen unter keinem guten Stern. Wegen eines positiven Tests startet die Produktion mit einer 14-tägigen Quarantäne, in der die Stars in ihren Hotelzimmern festsitzen. Die beiden Neuzugänge haben dazu Mühe, sich im Team einzufinden. Neben Tik Tok-Star Kristal Kris (Iris Apatow), die ihren ersten Film dreht und vor allem junges Publikum anziehen soll, ist auch Dieter Bravo (Pedro Pascal) dabei, der ein massives Drogenproblem hat. Und je länger die Dreharbeiten dauern, desto angespannter und schwieriger wird das Verhältnis zwischen Stars, Crew, Hotelstaff und Produzenten …
Ein typischer Apatow-Film
Regisseur Judd Apatow ist ein Komödien-Regisseur, der für ganz bestimmte Dinge steht. So ist der inzwischen 54-jährige nie davor zurückgeschreckt, die Grenzen des schlechten Geschmacks auszuloten, wenn er dort einen Lacher vermutet hat. Nachdem er sich mit „King of Staten Island“ 2020 in den Grenzbereich zwischen Drama und Comedy begab, ist er nun mit The Bubble wieder ganz in seinem Ursprungselement. Und erinnert in seiner bösen Satire auf das Filmbusiness nicht nur einmal an Filme von Adam McKay („Don’t Look Up“). Denn die kurzen, fiesen Kommentare und Dialoge strotzen vor Humor und treffen trotz einiger Albernheiten auch immer wieder voll ins Schwarze.
Denn Apatow verschont in seinem Script, das er gemeinsam mit Pam Brady schrieb, niemanden. Die geldgierigen Studiobosse kriegen genauso ihr Fett weg wie künstlerische Regisseure, neurotische Schauspieler und genervte Crew-Mitglieder. Nicht jeder Gag zündet, aber Apatow kommt hier über die Masse und bedient sich dabei auch verschiedener Arten Humor. Slapstick kommt ebenso vor wie geschliffener Wortwitz – und alles dazwischen. Am besten ist das Drehbuch aber immer dann, wenn es sich um Themen am Set lustig macht. Einige Gespräche zwischen Produzent, Regisseur und Schauspieler gelingen Apatow und Brady absolut grandios, weil sie nur wenig überdrehen und sich noch fast real anfühlen.
Wenn der Cast Spaß hat
Dass viele der Gags treffen, liegt zu einem guten Teil am Cast, der gewillt ist, sich über sich selbst lustig zu machen, um einen witzigen Film zu schaffen. Allen voran ist David Duchovny in einer Quasi-Wideraufführung seines Charakters aus „Californication“ in jeder Szene so präzise im Timing, dass er die meisten Lacher im ganzen Film sammelt. Seine Film-Ehefrau Leslie Mann (im wahren Leben Ehefrau von Apatow) spielt sich mit ihm die Bälle gekonnt zu und man merkt ihr an, wie gut sie den Humor verstanden hat, den ihr Gatte zu erzeugen versucht. Tochter Iris hat diesen offenbar schon mit der Muttermilch eingesogen, denn auch sie funktioniert innerhalb des Ensembles in guten Apatow-Parametern.
Dagegen gerät Karen Gillen als eigentliche Hauptfigur fast ein wenig ins Hintertreffen. Weil ihr Charakter schlicht noch der normalste von allen ist und die Gags daher meist auf ihrem Rücken ausgetragen werden. Vor allem ihre Telefonate mit ihrem Freund, der daheim das Haus hütet, sind sehr gelungen. Auch sie kann allerdings nicht verhindern, dass The Bubble nach starkem Auftakt nach gut einer Stunde in ein Loch gerät, aus dem er sich erst gegen Ende wieder herauskämpft. Einzelne Szenen wie ein blutiger Fluchtversuch setzen immerhin Akzente, weil Apatow den Wahnsinn manchmal weitertreibt, als der Zuschauer das erwartet. Dennoch sind die zwei Stunden Laufzeit etwas zu viel, um durchgehend witzig zu sein.
Etwas weniger gelungen sind auch Apatows Spitzen gegen die „Jurassic Park/World“-Reihe. Große Chancen, jemals einen davon zu inszenieren, dürfte der Regisseur nach The Bubble jedenfalls nicht mehr haben. Es ist aber anzunehmen, dass Apatow damit gut leben kann.
Fazit:
The Bubble ist ein nicht immer treffsicherer, aber über weite Strecken sehr unterhaltsamer Spaß, der mit typischen Hollywood-Klischees eine böse Satire über den Filmbetrieb zeigt. Die gute Besetzung hat offensichtlich Spaß an den Rollen, viele der One-Liner sitzen perfekt im Ziel und der grundsätzlich leicht ätzende Ton dürfte vor allem Fans von Regisseur Judd Apatow und Kollegen wie Adam McKay ansprechen. Zwei Stunden erweisen sich für das Drehbuch allerdings als zu lang – nach etwa einer Stunde flacht der Film merklich ab und braucht bis zum FInale, um wieder in die richtiger Spur zu kommen. Der finale Einfall ist allerdings wieder Gold wert.
The Bubble startet am 1. April 2022 bei Netflix.