Eddie Redmayne als Newt

Filmkritik: Phantastische Tierwesen 3

Obwohl Frauenschwarm Johnny Depp die Titelrolle in Phantastische Tierwesen: Grindelwalds Verbrechen übernahm, die er am Ende des ersten Films bereits angeteasert hatte, wurde der zweite Film der Reihe kein Kritikerhit. Zwar stimmtendie Einspielergebnisse, aber viele Zuschauer bemängelten die faserige Story und die düstere Stimmung. Und so entledigte sich Warner nicht nur des Stars, wegen Depps öffentlichem Image (er soll angeblich seine Ex-Frau Amber Heard verprügelt haben) und castete Mads Mikkelsen nach, sondern setzte mit Steve Kloves auch der Harry-Potter-Erfindern Joanne K. Rowling einen Co-Autor für das Drehbuch von „Phantastische Tierwesen 3“ an die Seite. Ob das geholfen hat, verrät die Kritik.

Mades Mikkelsen als Grindelwald
Neues Gesicht, alter Schurke: Gellert Grindelwald will noch immer die Muggel-Welt versklaven.

Die Handlung

Es ist einige Zeit vergangen, aber Newt Scamander (Eddie Redmayne) und sein ehemaliger Lehrer Albus Dumbleodre (Jude Law) wissen nur zu gut, dass Gellert Grindelwald (Mads Mikkelsen) seine Pläne, einen Krieg zwischen Zauberern und Menschen vom Zaun zu brechen, nicht aufgegeben hat. Und so versucht Newt, ein besonders seltenes und für ein bestimmtes Ritual benötigtes magisches Wesen zu beschützen. Doch das gelingt ihm nicht, weil Grindelwalds Schergen deutlich in der Überzahl ist. Nur knapp überlebt Newt die Attacke, stellt aber später fest, dass die bösen Zauberer ein wichtiges Detail übersehen haben …

Währenddessen überlegt Dumbledore, wie er seine ehemalige große Liebe Grindelwald in seinem Tun aufhalten kann, ohne seine Pläne zu öffentlich zu machen. Und so stellt er eine kleine, aber schlagkräftige Truppe zusammen, die in seinem Auftrag wichtige Dinge erledigen sollen. Neben Newt und seinem Bruder Theseus (Callum Turner) sind auch Lally Hicks (Jessica Williams), Lela Lestranges Bruder Yusuf (William Nadylam), Newts Assistentin Bunty (Victoria Yeates) und auch Jacob (Dan Fogler) als einziger Muggel dabei. Doch bald stellt das Team fest, dass die Gegenseite mittlerweile schon viel mächtiger ist, als selbst Dumbledore sich das hätte träumen lassen. Denn Grindelwald greift nach der ultimativen Macht in der Zaubererwelt …

Spannendere Handlung, besseres Script

Ob die Mitwirkung des erfahrenen Steve Kloves, der sieben der acht Potter-Scripte verfasste, beim Drehbuch tatsächlich etwas genutzt hat oder nicht, das bleibt wohl Spekulation. Fakt ist aber, dass Phantastische Tierwesen 3 oder wie er korrekt heißt „Dumbeldores Geheimnisse„, ein deutliches Stück besser ist als sein Vorgänger. Das Fehlen Johnny Depps ist für Fans des Schauspielers sicher ein Verlust, für den Film aber nicht. Denn der dänische Vorzeige-Bösewicht Mads Mikkelsen spielt Grindelwald mit gewohnt auffälliger Kälte und Ruhe, was seine gelegentlichen Ausbrüche nur umso erschreckender macht. Ein mehr als würdiger Ersatz für den ehemaligen Superstar.

Der größte Unterschied liegt aber in der eigentlichen Geschichte. Während die in Teil zwei der Saga einen sehr fahrigen, wenig fokussierten Eindruck machte, glänzt Phantastische Tierwesen 3 wieder mit einer Story, die von Anfang an auf einen Höhepunkt zusteuert. Und bis dahin etliche clevere Verwicklungen und Überraschungen zu bieten hat. So verbreitet der neueste Teil des Prequels auch einen so hohen Harry-Potter-Vibe wie keiner der Vorgänger. Das liegt auch daran, dass Dumbledore als Figur breiten Raum einnimmt und mehr von seiner eigenen Historie verarbeitet wurde. Auch sein Bruder Aberforth (Richard Coyle) spielt eine wichtige Rolle und so schließt sich ein Kreis, den Rowling bereits in den Potter-Romanen begonnen hatte.

Dumbledore und seine Freunde
Deshalb schart Albus Dumbledore heimlich eine Gruppe Gleichgesinnter um sich, um Grindelwald zu stoppen, solange es noch geht.

Viel drin für Potter-Fans

Geschickt stopfen Rowling und Kloves mit ihrem neuen Film Löcher in der Historie der Zauberwelt. Und fügen neue Elemente hinzu, die aus dem dritten den bislang spannendsten Film der Reihe machen. Und Jude Law hat einen großen Anteil daran. Denn es gelingt ihm wie vorher Richard Harris und Michael Gambon, Albus Dumbledore zu einer ebenso sympathischen wie rätselhaften Figur zu machen, dessen Wirken sich erst ganz zum Schluss offenbart. So hält die Figur als eine Art Joker viele der Spannungsbögen in der Hand und zieht im jeweils passenden Augenblick daran. Das Ergebnis: Obwohl Phantastische Tierwesen 3 mit 143 Minuten eine üppige Laufzeit aufweist, fühlt er sich viel kürzer an.

Natürlich liegt das neben Law auch an den anderen Schauspielern. Eddie Redmayne wiederholt seinen wundervollen Auftritt als tierliebender und bescheiden-freundlicher Newt Scamander. Dan Fogler ist auch in Teil drei der Charakter, der für den Humor zuständig ist und in einige haarsträubende Situationen gerät. Und Oliver Masucci kann sich als deutscher Zauberer-Anführer Anton Vogel ebenfalls ins Gedächtnis der Fans spielen. Auch wenn der Film die zahlreichen Dritte-Reich-Anspielungen definitiv nicht gebraucht hätte. Man hätte sich gewünscht, dass Kloves und Rowling hier eine etwas feinere Klinge schwingen, statt gleich den Holzhammer zu nehmen. Aber sei es drum.

Phantastische Tierwesen 3
Neben Hogwarts sehen die Fans der Potter-Welt auch das Dorf Hogsmeade wieder.

Magische Wesen als Killer

Gelungen ist auch erneut das Titelthema der Filme. Es gibt nicht nur ein Wiedersehen mit dem Niffler und Co., die Fans bereits lieben, sondern auch einige neue skurrile magische Tiere, die vor allem in einer Gefängnisszene für schrägen britischen Humor sorgen. Dazu kommen einige exotische Kulissen wie Bhutan. Und ein Wiedersehen mit Hogwarts, auch wenn das für viele Fans der Reihe wohl größer hätte ausfallen dürfen. So wirkt es ein wenig wie Fan-Service, da die zwingende Notwendigkeit nicht gegeben ist. Mit den besten Harry Potter-Filmen kann Phantastische Tierwesen 3 zwar nicht konkurrieren, aber hier blitzt doch wider deutlich mehr vom Können der erfahrenen Kreativen wie Kloves oder Potter-Regisseur David Yates auf.

Fazit:

Phantastische Tierwesen 3, der den Zusatz Dumbledores Geheimnisse trägt, ist deutlich besser als der Vorgänger und vielleicht sogar das bisherige Highlight der Reihe. Redmayne und Law bringen viel des typischen Potter-Charmes zurück in den Film. Die Story ist einfallsreich und spannend und bringt die gesamte Saga ein paar große Schritte nach vorn. Ein paar zauberhafte Neuzugänge gibt es bei den magischen Wesen zu sehen. Und das Wiedersehen mit bekannten Gesichtern macht diesmal auch mehr Spaß als zuletzt. Wenn Rowlings Story in den beiden letzten Filmen dieses Niveau halten könnte, wird man sicher einmal von den Phantastischen Tierwesen als ein würdiges Prequel zur Mega-Kinoreihe Harry Potter sprechen. Auch wenn es Nazi-Zauberer nicht wirklich gebraucht hätte.

Phantastische Tierwesen 3 startet am 7. April 2022 in den deutschen Kinos.

Eddie Redmayne und Niffler
Neben den menschlichen Stars kehren in Teil 3 auch beliebte magische Wesen auf die Leinwand zurück.