Stranger Things 2

Serienkritik: Stranger Things 2

Die zweite Horrorrunde in Hawkins, Indiana, steht vor der Tür: In „Stranger Things 2“ müssen Mike, Will, Elf und die anderen erneut dem Grauen „der anderen Seite“ entkommen und sich mit schrecklichen Kreaturen auseinandersetzen. Hat die zweite Staffel der Serie das Niveau der ersten?

Mit Stranger Things gelang den Duffer-Brüdern und Auftraggeber Netflix im vergangenen Jahr ein weltweiter Hit. Die Mischung aus 80er-Jahre-Feeling, dunkler Fantasy mit Horroranleihen und vielen Stephen King-Ideen mit einem Spritzer H.P. Lovecraft kam bei Millionen Fans sehr gut an. Und machte aus den jungen Schauspielern über Nacht Stars. Dazu gewann die Serie zahlreiche Preise, wurde schnellstens für eine weitere Staffel verlängert. Und die ist jetzt fertig.

Stranger Things 2
Joyce macht sich Sorgen um ihren Sohn Will, der noch immer Probleme hat. Freund Dustin und die neue Mitschülerin Max sehen es mit Unbehagen.

Stranger Things 2: Die Handlung

Ein Jahr ist seit den Ereignissen aus Staffel eins vergangen. Will (Noah Schnapp) kämpft noch immer mit den Auswirkungen seines Aufenthalts auf der anderen Seite, einer Dimension, die durch geheime Regierungs-Experimente in der Kleinstadt Hawkins geöffnet wurde. Nach seiner Rückkehr leidet der Junge nach Meinung der neuen Wissenschaftler in den Hawkins-Labs an post-traumatischem Stress, doch die Wahrheit ist viel schlimmer. Will wird von einem riesigen Wesen verfolgt, das aus schwarzem Rauch zu bestehen scheint. Kann Will diesem Monster entkommen? Und können Mike (Finn Wolfhard), Dustin (Gaten Matarazzo) und Lucas (Caleb McLaughlin) ihrem Freund helfen?

Bruder Jonathan (Charlie Heaton) hängt immer noch seiner unerfüllten Liebe zu Mikes Schwester Nancy (Natalia Dyer) nach, die nach wie vor mit Schulschönling Steve (Joe Keery) zusammen ist. Die wiederum wird mit dem Tod ihrer Freundin Barb nicht fertig. Sheriff Jim Hopper (David Harbour) kümmert sich heimlich um Elf (Millie Bobbie Brown), da er auch der einzige ist, der weiß, dass das mit PSI-Kräften ausgestattete Mädchen noch lebt. Wills Mutter Joyce (Winona Ryder) hat mittlerweile eine Beziehung mit Bob (Sean Astin), macht sich um ihren Jüngsten aber noch immer Sorgen. Zu Recht, wie sich zeigt …

Stranger Things 2: Darf es ein bisschen mehr sein?

 Die Serie funktioniert fast wie ein Kinofilm. Denn da bieten die Fortsetzungen eines Erfolgs auch immer mehr von allem. Und das handhaben die Duffer-Brothers ganz ähnlich. Wo in der ersten Staffel mit dem „Demogorgon“ noch ein Monster reichte, bietet Staffel zwei mehr gruselige Kreaturen. Dazu gibt es mehr Hintergrundinfos zu wichtigen Figuren. So lernen wir zum Beispiel die Eltern von Lucas und Dustin kennen und erfahren weitere Details über Elf und ihre Geschichte.

Und schließlich gehören noch ein paar neue Figuren dazu, um die Story mit frischem Blut aufzupeppen. Das sind neben der jungen Max (Sadie Sink), der neuen Mitschülerin und „Love Interest“ für Dustin und Lucas, deren seltsamer „Bruder“ Billy (Dacre Montgomery) und der neue Chef des Labors, Owens (Paul Reiser, „Aliens“). Aus dem bekannten Geflecht der Helden aus der ersten Staffel und den Neuzugängen bauen die Duffers eine weitere Story, die viele Ähnlichkeiten mit dem Vorgänger aufweist, das Stranger Things-Universum aber auch intelligent erweitert.

Stranger Things 2
Im passenden Kostüm jagen die vier Freunde aus Staffel eins auch diesmal Monster aus anderen Dimensionen.

Der Retro-Charme bleibt

Neben der gut erzählten Geschichte lebt die Serie aber vor allem von ihrem perfekt umgesetzten Zeitkolorit. Wer selbst in den 80ern groß wurde, wird einfach unglaublich viel wiedererkennen. Sei es Kleidung, Musik oder historische Ereignisse, die Duffers weben einen ganz dicken Teppich aus glaubhaften Momenten, um das Jahr 1984 vor den Augen des Publikums zu neuem Leben zu erwecken. Das ist für jüngere Zuschauer spannend, wer die 40 bereits hinter sich gelassen hat, für den ist es eine Reise zurück in seine Jugend.

Dazu greifen die Duffers auf tadellose Tricktechnik und den erneut gelungenen Soundtrack mit starken John Carpenter-Anleihen zurück. Wer bereits in den 80ern Fan von Genrefilmen war, kann kaum anders, als auch bei Stranger Things 2 wieder in Verzückung zu geraten. Manch eine Szene leihen sich die beiden gleich ganz von Klassikern wie „E.T.“ oder „Invasion vom Mars“ und schaffen so eine Wohlfühl-Atmosphäre für 80er-Liebhaber. Da kann man es den Machern durchaus verzeihen, dass nicht alle Erzählstränge gleich gut geraten sind und auch einige flache Momente den Gesamteindruck trüben. Vor allem zum Start der Staffel wirkt die Story etwas ziellos, erst ab der Hälfte der neuen Erzählung blitzen immer mehr alte Stärken auf. Die bringen aber auch die Fortsetzung sauber ins Ziel. Insgesamt fällt Stranger Things 2 etwas dunkler und gruseliger aus als der Serienauftakt, bricht aber die Spannung immer wieder durch gut gesetzten Humor.

Fazit:

Passt schon! Wer sich Sorgen machte, Stranger Things könnte eine Eintagsfliege bleiben, kann aufatmen. Auch der zweite Trip in die unheimlichen Kleinstadt-Jahre der 80er bietet den Retro-Charme des Vorgängers, eine gute Fortsetzung der bisherigen Ereignisse und bei manchen Figuren auch eine sinnvolle Weiterentwicklung. Stranger Things 2 ist zwar düsterer als Staffel eins und wirkt auch nicht mehr ganz so originell, ist aber für Fans immer noch ein ebenso großer Spaß. Obwohl hier alles etwas größer ist als noch vor einem Jahr, verliert die Serie ihren Charme nicht. Staffel drei darf gern kommen!

Stranger Things 2 ist ab dem 27. Oktober 2017 bei Netflix zu sehen.

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