The Void

Filmkritik: The Void

Viele Filme schaffen es in Deutschland nicht ins Kino, sondern kommen direkt auf Blu-Ray oder DVD auf den Markt. Das heißt nicht automatisch, dass sie nicht gut sind, manchmal versteckt sich eine echte Perle unter den Direct-to-Video-Gurken. Welche Sorte ist der kanadische Horrofilm „The Void“?

Die Namen Steven Kostanski und Jeremy Gillespie waren bislang wohl nur echten Filmexperten bekannt. Sie gehören beide einer Produktionsfirma an, die auf den Namen „Astron-6“ hört und sich auf Low-Budget Horrorfilme im Stil der 80er Jahre spezialisiert hat. Passt The Void in diese Reihe?

The Void: Die Handlung

Ein Paar flieht aus einem Haus mitten im Nirgendwo, doch sie haben nicht beide Glück: Während der Mann in den Schutz der Wälder entkommen kann, wird die Frau niedergeschossen und lebendig verbrannt. Einige Zeit später bemerkt Sheriff Daniel Carter (Aaron Boone) den kriechenden Mann auf einem Waldweg, sammelt ihn ein und bringt ihn ins örtliche Krankenhaus. Dort arbeitet Allison (Kathleen Munroe), seine Frau, die sich nach dem Verlust eines Kindes von ihm entfernte.

Doch kaum ist Dan mit seinem seltsamen Patienten dort angekommen, spielt das Personal verrückt: Eine Schwester schneidet erst sich selbst mit einer Schere die Gesichtshaut ab, dann rammt sie das Werkzeug einem Patienten ins Auge. Dan muss sie erschießen, als sie ihn auch attackiert. Doch anstatt tot zu bleiben, erwacht sie nach einer Weile wieder zum Leben und verwandelt sich in ein Monster, das weitere Opfer fordert. Währenddessen sammeln sich vor dem Krankenhaus vermummte Gestalten, auf deren Umhängen ein schwarzes Dreieck prangt, wo sonst das Gesicht wäre. Für Dan und die Menschen im Krankenhaus beginnt eine lange Nacht …

Harter Tobak für Genrefans

Tatsächlich bringen Kostanski und Gillespie eine deutliche Hommage an die Horrorfilme der späten 70er und frühen 80er zustande, der in Sachen Blut und Gewalt gut mit den Vorbildern mithalten kann. Allerdings auch mit den Logiklöchern. The Void erinnert mehr als einmal an die Filme der italienischen Horror-Regisseure Dario Argento und Lucio Fulci, die sich ebenfalls nicht all zu sehr um eine nachvollziehbare Handlung bemühten, solange die Sache nur gruselig war. Besonders die finale Viertelstunde erinnert an „Über dem Jenseits“ von Fulci.

Der Zuschauertyp „Sesamstraße“, der viel Wert auf „Wieso, weshalb, warum?“ legt, wird hier nicht auf seine Kosten kommen. Manches wird zwar im Lauf des Films erklärt, viele Fragen bleiben aber offen, wobei man den Machern durchaus Absicht unterstellen darf. Die Regisseure schienen deutlich mehr Wert auf die bedrohliche Atmosphäre zu legen als auf eine nachvollziehbare Handlung. Und die meiste Zeit funktioniert der etwas krude Mix aus Lovecraft-Motiven und Body-Horror recht gut. Allerdings macht das Low-Budget gerade bei Monsterszenen dann doch einiges wieder kaputt: Zwar sind die Kreaturen durchgehend ordentlich gemacht, das letzte Quäntchen Glaubhaftigkeit geht aber doch verloren.

The Void
Kein Überraschung: In diesem Film werden Menschen um die Ecke gebracht.

Film wie ein Albtraum

Erstaunlich gut gelingt dafür das gesamte Setting, das sich mehr und mehr aus der Realität in eine Art düsteren Traum verwandelt. Das wird durch gute Lichteffekte, passendem Ton und anständiger Kamera-Arbeit Minute um Minute weiter forciert. Besonders der letzte Teil des Films, der sich weitgehend im Untergeschoss des Krankenhauses abspielt, wirkt so fiebrig und irreal, als wäre es ein Albtraum. 

Dass der letzte Funke dennoch nicht überspringt und die Figuren weitgehend blass bleiben, liegt an den fehlenden Teilen des Puzzles. Ohne die bleibt der Plot derart undurchdringlich, dass wirkliche Spannung nicht aufkommt. Der Zuschauer hat schlicht keine Chance, sich vor dem Kommenden zu fürchten, da er nicht den leisesten Hinweis bekommt, was das denn sein könnte. Hier wäre etwas mehr Background sicher hilfreich gewesen, um mit den Helden der Story mitfiebern zu können. Da helfen auch keine Versatzstücke aus „Hellraiser“ und „Re-Animator“.

Fazit:

Erstaunlich gut gemachter Low-Budget-Horror aus Kanada, der den italienischen Vorbildern der späten 70er und frühen 80er huldigt. Und leider manchmal ähnlich wirr ist. Statt stringenter Story setzen die Regisseure auf viel Atmosphäre und reichlich Blut, dennoch lässt das Gesamtergebnis zu viele Fragen offen, um gänzlich zu befriedigen. Horrorfans und Gorehounds bekommen aber einen der besseren Vertreter ihres Lieblingsgenres zu Gesicht. Denen sind Antworten vielleicht auch nicht so wichtig. Definitiv nichts für Horroreinsteiger, erfahrene Genrefans finden aber eine gelungene Atmosphäre und zahlreiche Ähnlichkeiten mit Klassikern des Horrorfilms vor.

The Void ist seit dem 19. Mai 2017 auf DVD und Blu-Ray erhältlich.

The Void
Sheriff Daniel Carter hat für eine Nacht mehr als gut zu tun.