Space Force

Serienkritik: Space Force

Auf dem Papier ist es eine Bombe. Steve Carell, Hauptdarsteller aus dem erfolgreichen Format „The Office“ und bekannter Schauspieler, nicht nur in komischen Rollen, tut sich zusammen mit Autor Greg Daniels („Parks and Recreation“, „Upload“), der ebenfalls schon bei The Office mit im Team war. Gemeinsam entwickelten sie für Netflix die Comedy-Serie „Space Force“, die sich über Donald Trumps Vorgabe lustig macht, dass die USA den Weltraum kontrollieren müsse. Wie witzig ist das geworden?

Dass Hollywood kein Fan des aktuellen Präsidenten der USA ist, lässt sich an zahllosen Aussagen, Filmen und Serien belegen. So schießen die Oscar-Gewinner in ihren Reden vehement gegen Trump, „Saturday Night Live“ zieht die Politik des 73-jährigen seit Jahren durch den Kakao und auch Serien wie „The Good Fight“ haben sich ausführlich mit Trumps Auswirkungen auf die USA beschäftigt. Ins gleiche Horn stößt jetzt Space Force, eine Serie, die die teilweise hanebüchenen Aussagen Trumps für bare Münze nimmt. Ist das auch für das deutsche Publikum lustig?

Space Force
So hatten sich die Nairds die Beförderung zum Vier-Sterne-General nicht vorgestellt. Mark soll die Space Force leiten.

Space Force: Die Handlung

Als US-General Mark Naird (Steve Carell) seinen vierten Stern erhält, geschieht das nur im kleinen Kreis. Offenbar rechnete die Regierung schon damit, dass Naird den damit verbundenen, neuen Job nicht wirklich feiern will – den Oberbefehl über die neue Space Force des Präsidenten. Denn der wünscht in wenigen Jahren Stiefel auf dem Mond, in denen nach Möglichkeit amerikanische Soldaten stecken sollen. Den mit der neuen Aufgabe verbundenen Umzug aus Washington D.C. ins Hinterland von Colorado findet Nairds Familie auch eher mäßig.

Ein Jahr später sitzt Nairds Frau Maggie (Lisa Kudrow) aus nicht bekannten Gründen im Knast, Tochter Erin (Diana Silvers, „Ma“) hasst das Kuhkaff, in dem sie nun leben muss. Und Naird selbst muss sich mit aus seiner Sicht widerspenstigen Wissenschaftlern herumschlagen, die Fakten wichtiger nehmen als die nationale Sicherheit. Außerdem machen sich seine General-Kollegen regelmäßig über seine kleine Behörde lustig. Und dann sind da noch die Chinesen, die andauernd versuchen, seine Projekte zu torpedieren – meist mit Erfolg …

Space Force: Können die USA nicht über sich selber lachen?

In den USA bezog die Serie ordentlich Prügel, als die ersten Kritiken veröffentlicht wurden. Liegt es am Nationalstolz der Amerikaner, dass man sich selbst über idiotische Projekte des POTUS nicht lustig machen darf? Oder sind die Kritiker enttäuscht, dass trotz der Mitwirkung von Carell und Daniels kein zweites The Office dabei herausgekommen ist? Schlecht ist Space Force nämlich keineswegs. Klar, nirgendwo ist der persönliche Geschmack so entscheidend wie beim Humor. Aber bei Licht betrachtet, bringt die neue Serie einiges an Potenzial mit.

Da wäre beispielsweise John Malkovich als Chef-Wissenschaftler Dr. Mallory, mit dem Naird immer wieder aneinander gerät. Weil er beispielsweise die Gelder für die Untersuchung zu Durchfall bei Ratten im Weltraum nicht freigeben will. Allein Malkovichs dauergenervtes Gesicht lohnt schon das Einschalten, ebenso wie seine Hassliebe zu seinem Vorgesetzten Naird, die allerdings beidseitig ist. Sein ständiger Kampf mit dem militärischen Drill, der ihn zutiefst abstößt, ist ein wunderbarer Running Gag in Space Force

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Und dort muss er sich nicht nur mit dem faktenversessenen Dr. Mallory herumschlagen …

Space Force: Absurder Humor

Malkovich ist allerdings der einzige, der neben Carell bestehen kann, sämtliche anderen Rollen dienen lediglich als Stichwortgeber für einen der beiden Stars. Und denen schreiben die Autoren ein paar wunderbare Momente auf den Rollen-Leib. So ist Episode zwei, in der es um eine Rettungsaktion für einen beschädigten Satelliten geht, ein erstes Highlight der Serie. Wenn Naird mit einem ins All geschossenen Schimpansen kommuniziert und dabei alle ihm zur Verfügung stehenden Gefühlslagen auslebt (wütend und euphorisch), ist das schon sehr witzig.

Das hat natürlich mit The Office und der dort zelebrierten Erhöhung typischer Alltagsprobleme im Job nur wenig zu tun. Space Force wartet mit deutlich absurderem Humor auf, der allerdings auch deutlich absurderer Politik geschuldet ist. Wenn beispielsweise die First Lady der Space Force eigene Uniform-Entwürfe angedeihen lässt oder Naird hinter jedem Busch einen chinesischen oder russischen Spion vermutet, ist das ein anderer Stil als der, den die Fans von der Serie vielleicht erwartet haben. Und das muss man auch nicht lustig finden. Aber man kann.

Dass sich das Generals-Treffen verhält wie der Kindergeburtstag eines Siebenjährigen, Soldaten so hohl sind, dass sie sogar in Milch schwimmen und Naird sich manchmal nur durch das Singen eines Beach Boys-Hits wieder ins Gleichgewicht bringen kann, ist natürlich albern. Aber das ist ja gerade die Grundaussage von Space Force. Hier ist ein Präsident, der unglaublich alberne und dumme Dinge tut – und ein ganzes Land macht mit. Wer sich also von Steve Carell als Michael Scott verabschieden und Mark Naird umarmen kann, wird hier sicher Spaß haben.

Fazit:

Ja, Space Force ist so ganz anders als Steve Carells Erfolgs-Serie The Office, aber deshalb nicht so schlecht, wie US-Medien sie schreiben. Chefautor Greg Daniels bewies jüngst bei Upload, wie gut er Pointen auf den Punkt schreiben kann und das tut er auch hier. Und Steve Carell ist nicht nur ein guter Schauspieler, sondern eben auch ein ausgezeichneter Comedian, der als Hauptfigur der Serie alle Register zieht. Den absurden Humor der Serie wird nicht jeder Zuschauer mögen, aber lustig ist der beißende Kommentar auf die Trump-Politik schon.

Space Force startet am 29. Mai 2020 bei Netflix.

Gesehen: Fünf von zehn Folgen.

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… sondern auch mit den Tücken der Technik, die sich dem Willen des Präsidenten einfach nicht beugen will.