Einen solchen Problemfilm wie „Underwater“ gab es lange nicht, Noch für Fox produziert, die den Sci-Fi-Streifen aber während der Verhandlungen mit Disney nicht ins Kino brachten, wurde das Unterwasser-Spektakel Anfang des Jahres doch noch gestartet. Allerdings nur in homöopathischen Dosen und fast komplett ohne Marketing-Etat. Dementsprechend spielte der Film bislang nur etwa die Hälfte seiner Kosten ein. Aber ist er wirklich so schlecht, wie Fox und Disney ihn offenbar gesehen haben? Das klärt die Kritik.
Nachdem Regisseur William Eubank 2014 seinen viel beachteten Independent-Sci-Fi-Thriller „The Signal“ veröffentlichte, machte er sich an die Arbeit zu Underwater. Im Mai 2017 hatte er den Film abgedreht, spätestens Anfang 2018 dürfte Underwater also komplett fertig gewesen sein. Und dann begann das Warten, für alle Beteiligten an diesem Projekt sicher nicht unbedingt das Wunsch-Ergebnis. Warum sowohl Fox als auch Disney solche Probleme mit dem Film hatten, lässt sich nur vermuten. Vielleicht lag es an der ungewöhnlichen Mischung.

Underwater: Die Handlung
Technikerin Norah (Kristen Stewart) hat sich gerade die Zähne geputzt, als ihre Welt auf dem Grund des Ozeans untergeht. Die Forschungs- und Bohrstation Kepler im Marianengraben scheint durch ein Erdbeben durchgeschüttelt worden zu sein und Norah versucht verzweifelt, durch halb verschüttete Gänge und überflutete Decks die Zentrale der Anlage zu erreichen. Dort trifft sie auf Captain Lucien (Vincent Cassel) und weitere Überlebende des Unglücks. Schnell fasst der erfahrene Lucien den Plan, in Taucheranzügen über den Meeresgrund zu einer weiter entfernten Bohrstation zu gehen.
Dort, so hofft er, sind noch intakte Rettungskapseln zu finden, die den Sechserpack Überlebender in Sicherheit bringen können. Doch was als Naturkatastrophe beginnt, wird bald zur lebensgefährlichen Bedrohung von einer ganz anderen Seite. Möglicherweise durch die Bohrungen hat die Station offenbar eine bislang unbekannte Lebensform befreit, die nun Jagd auf die Menschen der Kepler-Station macht. Und auch für Norah und ihre Kollegen wird die Luft sprichwörtlich dünner, denn die Wesen sind hochaggressiv und machen keine Gefangenen …
Underwater: (K)eine Katastrophe
Wie eigentlich immer bei solchen Filmen verrät der Trailer schon zu viel. Denn je weniger der Zuschauer von der Handlung des Films weiß, desto besser ist Underwater. So könnte das Publikum durchaus glauben, es bekäme einen Unterwasser-Katastrophenfilm zu sehen, in dem die Überlebenden versuchen, an die Oberfläche zu kommen. Aber Underwater entwickelt sich nach der Hälfte des Films zum waschechten Sci-Fi-Monster-Horror in der Tradition von „Alien“. Und das deutet der Trailer leider auch bereits mehr als deutlich an.
Und ja, der Film hat durchaus Schwächen. So eine Total-Katastrophe, wie man das nach dem Benehmen der Studios eigentlich erwarten musste, ist Underwater aber nicht. Denn vieles an dem düsteren Sci-Fi-Thriller ist durchaus sehenswert. Zum Beispiel die sehr gelungene Ausstattung. Natürlich erinnern die engen, dunklen Gänge der Station ein wenig an die engen, dunklen Gänge der Nostromo- aber welche Station in Filmen tut das nicht? Ist man Underwater freundlich gesinnt, lässt es sich sogar als Hommage vor dem großen Vorbild auslegen.

Underwater: Licht und Schatten
Auch die Besetzung kann sich sehen lassen. Hauptfigur ist die von Kristen Stewart gespielte Norah, die als drahtige Amazone den halben Film in Unterwäsche zu sehen ist und nicht nur deshalb an Sigourney Weavers erste Alienjagd erinnert. Überhaupt sind die Überlebenden der Kepler einigen Besatzungsmitgliedern der Nostromo gar nicht so unähnlich. Wie Vincent Cassel als besonnener Captain, T.J. Miller als Spaßvogel der Truppe oder Jessica Henwick als verängstigte Forscherin. Die Schauspieler sind hier nicht das Problem, sondern wie so oft – das Drehbuch.
Dann nach einem vielversprechenden Auftakt irgendwo zwischen „Deep Blue Sea“ und „Deep Star Six“ gehen den Autoren Brian Duffield und Adam Cozad offensichtlich die Ideen aus. Und es beginnt eine gefühlte halbe Stunde, in der die Überlebenden über den Meeresgrund laufen und diffuse Gestalten in der Dunkelheit anleuchten. Nach der guten ersten halben Stunde ist das schon ein deutlicher Spannungsabfall. Dazu kommt die Mischung des Katastrophenfilms mit dem von H.P. Lovecraft erschaffenen Ctulhu-Mythos, der hier eine Rolle spielt.
Das mag Fans des Autors freuen, kommt hier aber derart unerwartet und wenig vorbereitet, dass es sich nicht wirklich zusammenfügen will. Zudem verabschiedet sich der Film mit dieser Entscheidung endgültig vom irgendwie noch vorstellbaren Thriller endgültig zum Fantasy-Horror. Dass das Finale zumindest einer Lovecraft-Story alle Ehre machen würde, hilft da nur noch wenig. Und das mag auch der Grund sein, warum Fox und Disney das Projekt beide nur mit spitzen Fingern anfassen wollten. Aber zumindest Fox wusste ja vorher, was da kommen würde.
Fazit:
Auch wenn Underwater mit den großen seiner Zunft nicht mithalten kann, so ist er doch weit von dem Total-Ausfall entfernt, den man aufgrund des Verhaltens der beteiligten Studios vermuten musste. Gut getrickst und gut gespielt, muss er sich nur den Schwächen im Drehbuch geschlagen geben und mutet einem unkundigen Publikum mit dem finalen Richtungsschwenk schon einiges zu. Lovecraft-Fans dürften hingegen mehr Freude an diesem Film haben. Für Thriller- und Horrorfans ist der zumindest optisch starke Film durchaus einen Blick wert.
Underwater ist seit dem 20. Mai 2020 auf DVD und Blu-Ray im Handel.
